Von Titelverteidigern, viel Star-Rummel und noch mehr Meisen-Gezwitscher

Hessen (kb) – Mehr als 130.000 Menschen haben sich in diesem Jahr an Deutschlands größter wissenschaftlicher Mitmachaktion beteiligt – fast ein Drittel mehr als im Jahr zuvor. Zum 14. Mal hatten der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und sein bayerischer Partner, der Landesbund für Natur- und Vogelschutz dazu aufgerufen, eine Stunde lang auf dem Balkon, im Garten oder Park Vögel zu zählen und zu melden. Gezählt wurde am ersten Januarwochenende.

Meisen haben sich erholt

Auf Platz eins landete wieder der Haussperling. Gezählt wurde diesmal wieder eine Vielzahl an Kohl- und Blaumeisen, die auf Platz zwei und drei landeteten. Beide Meisenarten wurden mit plus 13 und plus 9 Prozent deutlich häufiger pro Garten gemeldet als im vergangenen Jahr.

Die Zahl der insgesamt im Schnitt pro Garten gesichteten Vögel liegt mit 35 leicht über dem Vorjahr (34). Auch mehr als 8.400 Hessinnen und Hessen haben sich an der Aktion beteiligt und über 209.000 Vogelsichtungen aus über 6.000 Gärten gemeldet. Bundesweit waren es mehr als 3,1 Mio. beobachtete Vögel. Die klirrende Kälte in Teilen Ost- und Nordeuropas war sicher ein Grund, dass vermehrt Wintergäste wie der Seidenschwanz gemeldet wurden. Auch zeigten sich viele Waldvogelarten wie Buntspecht und Eichelhäher an den Futterstellen. Mit bundesweit mehr als doppelt so vielen Sichtungen im Vergleich zum Vorjahr machten zudem Kraniche auf sich aufmerksam, als sie die eingeschneite norddeutsche Tiefebene verließen. „Hessen liegt mitten im Flugkorridor und konnte so vielen Beobachter bei der Zählung schöne Kranichsichtungen bieten“, so NABU-Vogelexperte Bernd Petri.

Kassel ist die Spatzen-Hauptstadt

Auffällig für Hessen ist auch, dass hier mehr Stare erfasst wurden als im Bundesdurchschnitt. In jedem vierten hessischen Garten wurde der Star beobachtet. Bundesweit ist er durchschnittlich nur in jedem fünftzehnten Garten aufgetaucht. Und so ist es kein Wunder, dass der Star der am fünfthäufigsten gemeldete Vogel ist. „Stare lieben das wintermilde Hessen und so zieht es sie von kälteren nordöstlichen Regionen hier her. Ein echter Star-Rummel in unserem schönen Bundesland also“, sagt Ornithologe Petri.

„Am Beispiel des Titelverteidigers Haussperling zeigt sich, dass es doch deutliche regionale Unterschiede in der Vogeldichte und -verteilung in Hessen gibt. Kassel stellt sich als die Spatzenhauptstadt in Hessen heraus. Hier wurden viermal mehr Haussperlinge erfasst als in der Landeshauptstadt Wiesbaden. Dort hingegen zählen die schrillen Halsbandsittiche zu den häufigsten gefiederten Gästen.

Grundsätzlich wurden in den nordhessischen Landkreisen die meisten Spatzen gezählt. Spitzenreiter ist der Schwalm-Eder-Kreis. Dort tummelten sich durchschnittlich elf Spatzen pro Garten. Petri führt diese Unterschiede unter anderem auf die Immobilienlage und die Versorgungsmöglichkeiten für die Spatzen zurück: „In Nordhessen scheint es noch mehr wilde Ecken und gemütliche Hecken in den Gärten und Grünanlagen zu geben und das ist genau was Spatzen und andere Gartenvögel für ihr Glück brauchen.“

Die „Stunde der Wintervögel“ ist Deutschlands größte wissenschaftliche Mitmachaktion. Die nächste Vogelzählung ist die „Stunde der Gartenvögel“, die im Mai stattfindet

Mehr Infos: www.stundederwintervoegel.de

Die Kohlmeise landete bei der „Stunde der Wintervögel“ auf Platz zwei. Vorn liegt auch in diesem Jahr der Haussperling.

Foto: Frank Derer/NABU



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