Verrückte Welt: Kunst ohne Künstler

Siegerehrung im kleinen Kreis: Die Schüler waren bewusst nicht eingeladen, Landrat Ulrich Krebs übergibt die Urkunden mit dem Preisgeld-Bescheid an die Lehrerinnen, die stellvertretend für die Schule gekommen sind. Mit ihm freuen sich (v. l.) Katja Bergmann-Sternkopf (IGS), Annabel Kardetzky (St.-Angela-Schule Königstein), Jana Hartmann (AKS) und Miriam Marty (Phorms). Foto: js

Hochtaunus (js). Was für ein passendes Thema in dieser verrückten Zeit. In der alles aus den Fugen gerät, geradezu ver-rückt wird im wahrsten Sinne des Wortes. Das Jahresthema „… verrückt!“ war gefunden, als die Welt noch halbwegs in Ordnung schien, Verrücktes genug gab es auch da schon künstlerisch zu inszenieren. Den Müllplaneten etwa, zu dem diese schöne Erdkugel immer mehr zu verkommen scheint. Kaum hat er die Eingangstür hinter sich gelassen, trifft der Besucher auf „Plastische Mahnmale gegen die Müllflut“. Mehrfach aufgegriffen dieses kritische, die Existenz des Menschen bedrohende Thema von Schülern aus 13 weiterführenden Schulen des Hochtaunuskreises, die sich an der aktuellen Gemeinschaftsausstellung von „Kunst aus Schulen“ in der Bad Homburger Galerie „Artlantis“ beteiligen. Müll, der Stadt und Weltkreis aus der Balance bringt.
Das aktuell noch brennendere Drama ist unsichtbar, unhörbar und doch überall. Deswegen sind die Hauptdarsteller bei der Premiere auch nicht dabei. Keine Vernissage mit Publikum, keine wie üblich große Eröffnungsfeier, Vergabe der Schulkunstpreise in kleinem Rahmen. Die Schüler-Künstler wurden ausgeladen, aus Rücksicht auf die potenzielle Ansteckungsgefahr durch den Corona-Virus wurde die beliebte Party zur Eröffnung der Jahresausstellung abgesagt. Nur eine Handvoll Lehrerinnen war gekommen, um stellvertretend für die Schule die von einer Experten-Jury vergebenen Preise in Empfang zu nehmen. Die Johann-Isaak-von-Gerning-Stiftung des Hochtaunuskreises trägt die Schulkunstpreise des Wettbewerbs, Landrat Ulrich Krebs überreichte die Urkunden an die anwesenden Lehrerinnen, die den Weg nach Dornholzhausen nicht gescheut hatten.
Die drei begehrten ersten Preise, dotiert mit jeweils 500 Euro zur Förderung des Kunstunterrichts, gingen in diesem Jahr an Schüler einer fünften Klasse der Altkönigschule Kronberg (AKS), an das bilinguale Gymnasium Phorms, Taunus-Campus in Steinbach, und an die Gesamtschule am Gluckenstein (GaG) in Bad Homburg. Zweite Preise nahmen das Taunusgymnasium Königstein, die Integrierte Gesamtschule Stierstadt (IGS) und das Gymnasium Oberursel mit. Für sie gab es jeweils 250 Euro für den Einkauf von Künstlermaterialien. Den Sonderpreis des Museums Sinclair-Haus Bad Homburg gewann die St.-Angela-Schule Königstein. Die jungen Künstler sind zu einem Ausstellungsbesuch in Klassenstärke mit Workshop im Atelier eingeladen. Die Fachjury war mit Julia Cloot (Kuratorin und stellvertretende Geschäftsführerin Kulturfonds Frankfurt RheinMain), Franziska Kuo (Kunstpädagogin und Künstlerin im Kunstverein Artlantis) und Barbara Meyer (Vorsitzende des Landesverbandes der Jugendkunstschulen Hessen) prominent besetzt.
Die Jury hatte es nicht leicht, eingegangen waren viele preiswürdige, inspirierte und inspirierende Projekte  von allen teilnehmenden Schulen. Die „Verrückte zweite Haut“ etwa, ein Design-Projekt der Adolf-Reichwein-Schule Neu-Anspach, Die Pop-Art-Serie von Maria-Ward-Schülerinnen aus Bad Homburg, die „Plastischen Mahnmale gegen die Müllflut“ des Kaiserin-Friedrich-Gymnasiums, das Foto-Projekt „Verrückt, was uns verbindet“ aus der Altkönigschule. „Ich freue mich, dass die Ausstellung dennoch auch unter diesen derzeit schwierigen Umständen gezeigt werden kann“, sagte Landkrebs bei der Übergabe der Preise an die Lehrerinnen. Sie sollten diese Botschaft weitertragen, damit die Werkschau trotz ausgefallener Eröffnungsfeier die verdiente Resonanz erfährt.

!Die Ausstellung „… verrückt!“ ist bis zum 29. März in der Galerie Artlantis, Tannenwaldweg 6, in Bad Homburg zu sehen. Öffnungszeiten: Freitag 15 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag 11 bis 18 Uhr.

Weitere Artikelbilder



X