Verzweifelt gesucht: Ein Platz für das Praktikum

Ute Strasser am Wegweiser zur Feldbergschule, die ihre Schüler in eine gute berufliche Zukuft führen möchte. Foto: js

Hochtaunus (js). Der Countdown läuft längst unerbittlich, die Zeit rennt, die Frist zur Anmeldung für das geforderte Jahrespraktikum endet endgültig am 1. Juli. Die Schule hat die Frist schon um einen Monat verlängert, weil am 1. Juni gerade mal die Hälfte der Bewerber für einen Platz in Klasse elf einen Vertrag in der Tasche hatte. „Mehr geht nicht, der 1. Juli ist die endgültige Deadline“, sagt Ute Strasser, Abteilungsleiterin Fachoberschule (FOS) an der Feldbergschule. Der Nachweis eines Praktikumsplatzes ab 1. August für ein Jahr durch Vorlage eines Vertrags ist zwingende Voraussetzung für die Aufnahme in Jahrgangsstufe elf der Fachoberschule. Die Hoffnung auf eine abweichende Auslegung der Schulbehörde angesichts der Corona-Krise hat sich nicht erfüllt. Strasser: „Ohne Vertrag können wir leider niemand aufnehmen.“

Rund 170 Bewerbungen um einen Platz in der FOS liegen der Feldbergschule laut Fachbereichsleiterin Ute Strasser vor, um die 148 Schüler, verteilt auf sechs Klassen mit den Schwerpunkten Wirtschaft und Verwaltung sowie Wirtschaftsinformatik stellen in der Regel den Jahrgang. Wer dabei sein will, braucht die entsprechenden Noten in den Hauptfächern und das Praktikum. Drei Tage pro Woche im Unternehmen, zwei Tage Schulunterricht, das ist die Vorgabe. „Jetzt haben maximal 60 Prozent einen Vertrag in der Tasche. Bleibt das so, hat das dramatische Auswirkungen“, so Strasser. Auch für die Schule, die vielleicht nur vier Klassen im Jahrgang anbieten kann, vor allem aber für die Jugendlichen, die ohne Ausbildung bleiben würden. Von der guten Zusammenarbeit der Betriebe mit der Schule haben stets beide Seiten profitiert, der Grundgedanke der dualen Ausbildung findet in diesem Konzept seine Entsprechung.

Corona hat auch dieses System ins Wanken gebracht. Viele Betriebe seien in Not, weiß Strasser, das unternehmerische Handeln sei von vielen Unsicherheiten geprägt, die Angst vor einem möglichen zweiten Lockdown bremse den Vorwärtsdrang, auch die Bedenken, Jahrespraktikanten nicht ausreichend und sinnvoll beschäftigen zu können. Finanzielle Gründe dürften kein entscheidender Hinderungsgrund sein, die Praktikanten können unentgeltlich beschäftigt werden. „Eine Vergütung ist nicht verpflichtend“, so Strasser. Wichtig seien für die Jugendlichen vor allem die erste Erfahrung in der Unternehmenspraxis und die Eröffnung von Perspektiven für den beruflichen Weg.

„Wir brauchen Ihre Hilfe!“ steht mit weißer Kreide schräg auf eine klassische Schultafel geschrieben, die als erstes aufploppt, wenn man die Homepage der Feldbergschule ansteuert. In roter Warnfarbe darüber die permanent laufende Info-Zeile mit Hinweis auf den 1. Juli als Abgabetermin für den Praktikumsvertrag. Man kennt sich natürlich, es gibt gute Kontakte zu den Unternehmen, „wir telefonieren hinterher, haben unzählige E-Mails geschrieben, aber irgendwann sind die eigenen Ressourcen aufgebraucht“, seufzt Ute Strasser, die auch unterrichten muss und derzeit noch das mündliche Abitur auf dem Schirm hat. Der Hilferuf steht über einem Schreiben an die vielen Unternehmen, mit denen die Schule gerne kooperiert. Und er verweist auf die schuleigene Praktikumsbörse, mit der die Feldbergschule interessierten Betrieben auch möglichst viel Arbeit abnehmen will. Dort können potenzielle Anbieter von Jahrespraktika ihre Stellenanzeige schalten und mit In-teressenten direkt in Kontakt treten. Außerdem wird dort die Mustervorlage eines Praktikumsvertrages zum Herunterladen vorgehalten.

Es geht um die Zukunft der Schüler

Überraschung am Montagmittag: Ein paar Dutzend Angebote von Betrieben, kleinen Firmen und größeren Unternehmen, den Stadtverwaltungen in Oberursel und Bad Homburg, Bundesnetzagentur und Agentur für Arbeit, Sportvereinen wie den Fraport Skyliners, Volkshochschule und DRK tauchen da plötzlich auf. Ob natürlich die passenden Kandidaten zu den passenden Unternehmen zu finden sind, ist die andere Seite bei Angebot und Nachfrage. Strassers Appell: „Es geht um die Zukunft der Schüler.“

Mehr Informationen gibt es im Internet unter www.feldbergschule.de und www.htk-praktikumsboerse.de.



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