„Volks-Sparkasse“ kommt bei den Kunden gut an

Hochtaunus (js). Die Initiative „FinanzPunkt“ startet voll durch. Das im Herbst 2019 gestartete Experiment der Zusammenarbeit von Taunus Sparkasse und Frankfurter Volksbank hat sich quasi schon selbst überholt und wird, wenn es so weiter läuft im Takt, schon ein Jahr früher als geplant abgeschlossen sein. An 26 ausgewählten Standorten im Hochtaunus- und im Main-Taunus-Kreis befinden sich die Experimentierpunkte, zwischen Weilrod und Eddersheim sind bis zum Beginn der Sommerferien schon 16 Finanzpunkte in Betrieb und auf der Arbeitsliste abgehakt. „Wir können Kooperation“, kommentierte Oliver Klink, Vorstandsvorsitzender der Taunus Sparkasse, den erfolgreichen Start bei der Bilanzpressekonferenz in Bad Homburg vor wenigen Tagen. Kundenfrequenz und Kundenzufriedenheit lägen nach den Erfahrungen des ersten Halbjahres „deutlich über unseren Erwartungen“. Erste Nachahmer mit vergleichbaren Modellen gebe es bereits in der Oberpfalz und in Darmstadt.

Heute Sparkasse, morgen Volksbank, das Konzept komme beim Kunden an, heißt es aus Bankerkreisen. An den Finanzpunkten, die zum Teil als Selbstbedienungscenter geführt werden, etwa im Oberurseler Ortsteil Bommersheim, leuchten die Eingangsportale und die Tresen im Geschäftsraum mal im Sparkassen-Rot, mal im Volksbank-Blau, je nachdem, welches Geldinstitut gerade mit „echten Mitarbeitern“ Dienst schiebt. So sollen Filialschließungen vermieden und Kosten gesenkt werden, der Dienst am Kunden aber erhalten bleiben. Die Idee der „Volks-Sparkasse“ fand im deutschen Pressewald bundesweit Beachtung, die Fachwelt verfolgt das Experiment interessiert. Auf kommunalen Außenposten, wo auch andere Geschäfte die Türen für immer schließen, dürfte das SB-Center das Zukunftsmodell werden. Im Hochtaunuskreis sind nach Ober-Erlenbach und Bommersheim, Wehrheim und Weilrod weitere Finanzpunkte in Grävenwiesbach, Seulberg, Oberstedten, Oberhöchstadt, Stierstadt und Steinbach geplant.

In diesen Tagen sind positive Nachrichten ein wertvoller Energiespender. Die Taunus Sparkasse kann sie für das abgelaufene Geschäftsjahr 2019 präsentieren. Mit einer Bilanzsumme von fast 5,9 Milliarden Euro (plus 5,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr) wurde das achte Wachstumsjahr in Folge verzeichnet. Das Geschäftsvolumen ist um 600 Millionen auf 10,7 Milliarden Euro (plus 6,6 Prozent) gewachsen. Die positiven Zahlen im Kundengeschäft, das Ergebnis im Kredit- und Wertpapiergeschäft und das um zehn Prozent gestiegene verwaltete Depotvolumen kommentierte Vorstandschef Oliver Klink ähnlich kurz wie den Erfolg der Finanzpukte: „Wir können Wachstum.“ Mit der erreichten Bilanzsumme würde sein Haus ins obere Segment im Sparkassenverband Hessen-Thüringen gehören. Mit 800 Mitarbeitern und 68 Filialen und Geschäftsstellen in beiden Landkreisen habe man sich eine „herausragende Marktposition in der Region erarbeitet“.

Immense Herausforderungen

Aber die Sparkasse kann mehr, „wir können Hausbank“, so Klink. Das habe sie in der Corona-Krise bewiesen, durch die das laufende Geschäftsjahr vor „immensen Herausforderungen“ stehe. Noch sei aber nicht vorhersehbar, welche tatsächlichen Spuren die tiefe globale Rezession hinterlassen werde. Ihren Anspruch als „Hausbank“ aber wolle die Taunus Sparkasse gerecht werden, mehr als 450 Anträge von Kunden zur Tilgungsaussetzung seien schnell und unkompliziert bewilligt worden. Zudem seien fast 100 Anträge für KfW-Fördermittel mit einem Volumen von 45 Millionen Euro abgearbeitet worden. Der Disposatz für Privatkunden wurde auf unter fünf Prozent gesenkt, Firmenkunden zahlen knapp sechs Prozent auf eingeräumte Kreditlinien. Die Sonderkonditionen sollen auch über das Quartalsende hinaus verlängert werden.

Trotz Corona ist laut Klink nach den ersten Monaten des laufenden Geschäftsjahrs noch „verhaltener Optimismus angezeigt“, auch 2020 weiter zu wachsen und das Jahr mit einem positiven Ergebnis abzuschließen. Angesichts vager Prognosen für die Gesamtwirtschaft sei aber eine seriöse Aussage zur Zukunft des Sparkassengeschäfts kaum möglich. Die Hoffnung aber lebt, spätestens im vierten Quartal mit einem Aufschwung wieder durchzustarten.

Im Bad Homburger Haupthaus ist die Taunus Sparkasse noch allein Herrin in der Kurhaus-Filiale. Den ersten „FinanzPunkt“ in der Kurstadt gibt es in Ober-Erlenbach. Foto: js



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