Zeitreise auf der Saalburg: Zurück ins Jahr 1910

Hochtaunus (jul). Obwohl die Ruinen des Römerkastells Saalburg bereits 1747 als römischen Ursprungs identifiziert wurden, so sollte es doch noch mehr als 160 Jahre dauern, bis die Rekonstruktionsbemühungen Früchte tragen sollten. Erst 1818 durch einen Beschluss des Landgrafen Friedrich V. konnte der Steinraub strafrechtlich relevant gemacht und damit unterbunden werden. Und erst 1870 begannen unter Karl August von Cohausen die ersten großen Grabungsmaßnamen, die zu großem Interesse und der Gründung des Saalburgvereins führten.

Von Cohausens Arbeit wurde dann von dem Homburger Baurat Louis Jacobi und danach von seinem Sohn Heinrich weitergeführt. Es war auch Louis Jacobi, der 1897 Kaiser Wilhelm II. dazu bewog, die Rekonstruktion des Kastells zu veranlassen, eine Aussicht, die bei dem Kaiser auf Begeisterung stieß.

Heute gilt die Saalburg als einer der am besten erforschten römischen Baukomplexe und dient als Museum. Trotz seiner langen Geschichte sind die Jahre um 1910 für dieses Museum aber von entscheidender Bedeutung, so erklärte Dr. Martin Klöffler von der Agentur „facing the past“, der am jüngsten Thementag im Römerkastell in die Rolle des preußischen Pioniers Hermann Frobenius geschlüpft war.

Er beschrieb, dass außer dem Kaiser, der sich selbst als begnadeter Archäologe und direkter Erbe des römischen Reiches sah, vor allem das Militär großes Interesse an der Saalburg hatte und mehrere archäologische Experimente durchführte. So errichteten etwa im Jahr 1913 120 Pioniere aus Mainz mittels Werkzeugen, die anhand von Funden hergestellt worden waren, zwei Schanzen, um durch diese praktische Form der Archäologie herauszufinden, wie die Römer derlei Schanzen gebaut haben könnten.

Klöffler war einer von vielen historischen Darstellern, die am Thementag zusammen mit dem wissenschaftspädagogischen Team der Saalburg durch Schauspiel in Führungen den Besuchern einen Eindruck der damaligen Zeit nahe brachten. Sein Kollege, der preußische Seargant Okonjewski, leitete eine der Führungen, die die Besucher zu unterschiedlichen historischen Figuren brachte, die ihre jeweilige Perspektive auf die damaligen Ausgrabungs- und Restaurationsarbeiten präsentierten. Dies ist wichtig, denn obwohl das Kastell heute ein Museum ist, so waren die Restaurationsarbeiten damals ein sogar international hochumstrittenes Politikum, zu dem viele Menschen sehr unterschiedliche Meinungen hatten.

Einblick in diese Perspektiven gab auch das Team des lernpädagogischen Theaters des Freilichtmuseums Hessenpark um Alexander Maser, der als Journalist Wilhelm Schütz auftrat und erzählte, dass besonders die Presse und die damaligen Sozialdemokraten sehr besorgt ob der Äußerungen des Kaisers zu diesem Projekt gewesen seien.

Maser beschrieb, dass das Team der Saalburg und das pädagogische Theater des Hessenparks schon seit Längerem zusammenarbeiten und das diese Zusammenarbeit eben in gemeinsamen Projekten wie diesem Thementag mündet, die es den Teams ermöglichen, den Besuchern spannenden Einblicke in die damalige Zeit, aber auch in die Köpfe der damaligen Menschen zu gewähren.

Einblick in das Leben zu damaliger Zeit gibt auch das Team des lernpädagogischen Theaters des Freilichtmuseums Hessenpark um Alexander Maser. Foto: jul

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