Zukunftsplanung und Abschied von Hans-Joachim Deckert

Hochtaunus (how). Zukunftsprozesse ekhn2030, Haushaltsplan und ein Umweltzertifikat waren die großen Themen, mit denen sich die 55 anwesenden Delegierten aus den 30 Gemeinden des Dekanats Hochtaunus bei der Frühjahrssynode in Usingen befassten. Zuvor hatte Dekan Michael Tönges-Braungart im Gottesdienst der Synode Hans-Joachim Deckert nach 44 Jahren als Lektor und Prädikant aus dem Amt verabschiedet und seinen umfangreichen Einsatz für das Dekanat und den Glauben gewürdigt.

Wie die Gemeinden im Dekanat Hochtaunus in Zukunft Kirche gestalten und organisieren, war auch auf dieser Synode wichtigstes Thema. Präses Susanne Kuzinski verwies auf den nicht nachlassenden Druck von außen, der die Kirche zum Wandel zwingt. Sie bat die Anwesenden und Gemeinden darum, darauf zu achten, sich gegenseitig zu stärken, sich nicht beirren zu lassen und positiv vorwärts zu gehen. Der Dekanatssynodalvorstand (DSV) begleitet den Veränderungsprozess intensiv. Die Präses zollte den Gemeinden Respekt für den Einsatz bei diesem nicht immer einfachen Umbau zu einer Kirche mit neuem, zeitgemäßem Gesicht.

Der Fachkräftemangel zeigt sich im Dekanat Hochtaunus zunehmend stark, erläuterte Dekan Tönges-Braungart. Besonders deutlich wird dies – neben den offenen Stellen im Pfarr- und Gemeindepädagogischen Dienst – bei den Kindertagesstätten in der Trägerschaft des Dekanats. „Der Markt ist sozusagen leergefegt“, so Michael Tönges-Braungart. „Die Geschäftsstelle bemüht sich, Personal zu gewinnen oder zu qualifizieren und Interessierten Wege in den Beruf zu öffnen.“ Die personelle Situation sei mit ein Grund, warum sich die Geschäftsstelle nicht für die Trägerschaft einer neuen Kita in Bad Homburg bewerben werde. Mit Blick auf die sinkenden Mitgliederzahlen warb Michael Tönges-Braungart dafür, der Trauer und dem Schmerz über den Verlust liebgewonnener Formen kirchlicher Arbeit, Gottvertrauen und Hoffnung entgegenzusetzen und mutig gemeinsam Kirche zu gestalten und zu verändern.

Stellvertretende Dekanin Claudia Biester stellte wertvolle Beispiele funktionierender Zusammenarbeit vor. So kann das Dekanat Hochtaunus auf eine funktionierende und sehr aktive Ausbildung und Tätigkeit von Lektoren und Prädikanten bauen, die auch übergreifend mit dem Nachbardekanat funktioniert. Claudia Biester bedankte sich ausdrücklich für diesen besonderen Dienst. Im Bereich der Konfirmanden-Arbeit rücken interessierte Gemeinden dekanatsweit enger zusammen. Erste Überlegungen zu Konfi-Camps, gemeinsame kirchenmusikalische Projekte, Wahlmodule und Ausflüge sind gerade im Entstehen und lassen anklingen, wie gemeindeübergreifende Aktionen und Arbeit aussehen können. Den Erfolg des gemeinsamen Tauffests im vergangenen Jahr möchte man 2023 gleich verdoppeln. Yvonne Brockmann, Referentin für Bildung: „Wir organisieren ein Tauffest am 24. Juni im Hessenpark und eines am 17. September im Kurpark Bad Homburg. Wir haben jetzt schon mehr als 20 Anmeldungen – viele davon wollten vergangenes Jahr schon mitmachen und haben ganz bewusst gewartet. Das zeigt doch: Tauffeste gefallen.“

„Wir haben uns lange Zeit gelassen, aber jetzt können wir gemeinsam die Zukunft gestalten“, umriss Dekan Michael Tönges-Braungart den Wandlungsprozess, dem sich das Dekanat seit über einem Jahr stellen muss. Im Vordertaunus folgt die Bildung der sogenannten Nachbarschaftsräume weitgehend den Stadtgrenzen und ist schon weit fortgeschritten. Für das Usinger Land stehen aufgrund geografischer und kommunaler Bedingungen derzeit noch verschiedene Modelle im Raum. Um die genauen Nachbarschaftsräume auszuarbeiten, wird es ein weiteres Treffen mit Delegierten der Gemeinden geben. In der Diskussion der Synodalen wurde deutlich, dass außer dem Willen zur Veränderung auch Sorge über die Tragweite dieser nicht einfachen Entscheidungen vorhanden ist. Präses Susanne Kuzinski bestätigte erneut: „Wir werden die Gemeinden in diesem Prozess nicht alleine lassen.“ Sie appellierte auch daran, sich vielleicht von Liebgewonnenem zu trennen, um Raum für „Licht und Luft zum Glauben“ zu schaffen.

Ein Grund zum Feiern war die Überreichung der Zertifizierungsurkunde „Grüner Hahn“ an das Dekanat Hochtaunus, das damit als erstes Dekanat in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau ein zertifiziertes Umweltmanagement besitzt. Kathrin Saudhof, Referentin für Klimaschutz der EKHN, hob die Vorbildwirkung des Dekanats hervor und berichtete auch, dass mit Köppern und Burgholzhausen zwei weitere Gemeinden im Hochtaunus kurz vor der Zertifizierung stehen. Tobias Krohmer, Referent für Gesellschaftliche Verantwortung, unterstrich: „Umwelt- und Klimaschutz ist kein Selbstzweck. Sie sind wichtige Maßnahmen, den christlichen Glauben in die Tat umzusetzen – also gelebter Glaube.“ Als ein nächster Schritt soll die Dekanatssynode klimaneutral werden.

André Jacob stellte ausführlich den Haushaltsplan für 2023 in Höhe von rund 17 Millionen Euro vor. Rund 88 Prozent der Mittel sind für die Kitas bestimmt, die vom Dekanat verwaltet werden. Rund zwei Millionen Euro entfallen auf die Dienste des Dekanats mit den größten Anteilen daran für Kirchenmusik und gottesdienstliche Arbeit sowie den Gemeindepädagogischen Dienst und die Jugendarbeit. Der Haushalt wurde von der Synode einstimmig verabschiedet.

Eine weitere Änderung wird es im Dekanat im kommenden Jahr geben, wenn Michael Tönges-Braungart, der seit 2006 dem Dekanat vorsteht, Anfang 2024 in den Ruhestand gehen wird. Die Stelle ist derzeit ausgeschrieben und für September ist eine Synode zur Wahl eines Nachfolgers geplant.

Ein besonderer Moment fand noch vor der eigentlichen Synodentagung statt: Im Gottesdienst wurde Hans-Joachim Deckert aus dem Prädikantendienst verabschiedet. 1979 als Lektor eingetreten, seit 2013 als Prädikant im Dienst, hat Hans-Joachim Deckert als echte Herzensangelegenheit mehr als vier Jahrzehnte seinen Glauben mit anderen geteilt. Er hat rund 1000 Gottesdienste gestaltet und war – so Dekan Michael Tönges-Braungart – „immer eine sichere Bank, nicht selten auch ein Rettungsanker“, wenn es um Gottesdienstvertretungen im ganzen Dekanat ging. Im Namen des Dekanats und der Kirche dankte Tönges-Braungart Hans-Joachim Deckert für dieses Engagement. Geehrt wurden auch Adrienne Clark und Heike Kremer für zehn Jahre Prädikantendienst im Hochtaunus.

Übergabe des Umweltzertifikats „Grüner Hahn“ mit (v. l.): Dekan Michael Tönges-Braungart, Stephanie Schild, Christa Reber, Präses Susanne Kuzinski, Yvonne Brockmann, Tobias Krohmer und Karin Saudhof. Foto: Dekanat Hochtaunus/Mosbach



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