Bürgerengagement für die Energiewende

„Stadtwerke zwei” – pünktlich zum zehnjährigen Bestehen ging die bisher größte Photovoltaikanlage der SolarInvest Main-Taunus mit 150 Kilowattpeak auf den Gebäuden der Stadtwerke Hofheim ans Netz. Wolfgang Hoffmann und Alex Wenzel (v. l.) vom ehrenamtlichen Vorstand freuen sich über den „Zuwachs“.Foto: SolarInvest

Main-Taunus (mtk). Seit zehn Jahren treibt die Bürgergenossenschaft SolarInvest Main Taunus regional produzierten Solarstrom voran und will jetzt auch die Mobilitätswende in die Hand nehmen.

Im April 2011 hatten sich eine Handvoll engagierter Bürger entschlossen, die notwendige Energiewende nicht länger nur Politik und Energiekonzernen zu überlassen. Sie gründeten in Hofheim eine eingetragene Genossenschaft, um gemeinsam in eine dezentrale und nachhaltige Energieversorgung zu investieren.

Bis heute haben sich der SolarInvest Main-Taunus rund 250 Bürger sowie zahlreiche Kommunen und der Main-Taunus-Kreis angeschlossen. Gemeinsam haben sie in der Region 19 Photovoltaik-Projekte auf den Weg gebracht, von Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden wie der Kläranlage Bremthal oder dem Schulkinderhaus Süd-West Eschborn bis hin zum Wohnprojekt Am Klingenborn der Hofheimer Wohnungsbaugesellschaft. Hier versorgt die Anlage der SolarInvest nicht nur die 41 Wohneinheiten mit Strom, sondern speist auch noch eine Wärmepumpe und eine Elektro-Tankstelle für zwei Pkw mit Sonnenenergie.

Rund 620 000 Kilowattstunden produziert die Bürgergenossenschaft mittlerweile jährlich. „Damit erzeugen wir aktuell Strom für rund 200 Haushalte“, verdeutlicht der Hofheimer SolarInvest-Vorstand Günter Bouffier. Und weitere Anlagen sind schon in der Umsetzung, so auf der im Bau befindlichen neuen Stadtbibliothek in Hofheim.

Auch der Hofheimer Bürgermeister Christian Vogt hebt anlässlich des Jubiläums das Engagement hervor: „Vorstand, Aufsichtsrat und die Mitglieder der Genossenschaft machen seit zehn Jahren einen tollen Job und leisten ihren ganz persönlichen Beitrag zum Umweltschutz und zur Energiewende. Die städtischen Gremien hatten den Mut, dieses neue Konzept zu unterstützen, daher ist die Stadt Hofheim bereits seit dem 31. Oktober 2012 Mitglied der SolarInvest und Mitinitiator der meisten Photovoltaik-Anlagen im Stadtgebiet. Davon befinden sich vier auf städtischen Gebäuden, in Kürze geht bei den Stadtwerken die fünfte Anlage in Betrieb. Ich freue mich, dass wir dank der SolarInvest deutlich machen können, dass die Energiewende mit vielen kleinen gemeinsamen Schritten auch regional vollzogen werden kann.“

Zur Energiewende gehört für die SolarInvest auch die Elektromobilität. Aktuell wollen die ehrenamtlichen Vorstände mit Unterstützung der Stadt Kelkheim zwei so genannte „Nachbarschaftsautos“ auf die Straße bringen. Dahinter verbirgt sich ein innovatives e-Carsharing-Modell, das von interessierten Bürgern aus der Nachbarschaft getragen und genutzt wird. „Damit können Umwelt und Verkehr gleich mehrfach entlastet werden“, betont Vorstandsmitglied Wolfgang Hoffmann, der die Pilotprojekte in Fischbach und Münster koordiniert. „Mit unserem Konzept können Nutzer auf Zweit- oder sogar Erstwagen verzichten. Die Autos fahren ausschließlich mit Ökostrom und sind somit praktisch emissionsfrei. Zudem steigen Carsharing-Nutzer öfter auch auf alternative Verkehrsmittel wie Fahrrad oder ÖPNV um.“

Alle Projekte der SolarInvest werden finanziert über Genossenschaftsanteile und Darlehen der Genossenschaftsmitglieder, die mit ihrem Engagement für eine nachhaltige Energieversorgung nebenbei auch noch etwas Geld verdienen. „Auch wenn das ehrenamtliche Engagement bei uns zentrale Triebfeder ist, so finden wir es wichtig, dass sich unsere Investitionen auch rechnen“, meint Alex Wenzel, drittes Vorstandsmitglied der SolarInvest, die ihren Mitgliedern in den vergangenen Jahren jeweils zweieinhalb Prozent Dividende ausschütten konnte. Die Genossenschaft ist offen für weitere Mitglieder: „Wir freuen uns über weitere Investoren genauso wie über ehrenamtlich engagierte Bürger, die gemeinsam die Energiewende zwischen Main und Taunus voranbringen möchten.“

„Eine nachhaltige Zukunft werden wir nur gemeinschaftlich erreichen“, sind sich Bouffier, Hoffmann und Wenzel einig. „Das ist der Grundgedanke einer jeden Genossenschaft. Dieses uralte Wirtschaftsprinzip gilt heute als Zukunftsmodell einer sozialen, werteorientierten Marktwirtschaft und hat sich in Konjunktur- wie in Krisenzeiten bewährt.“

Auch hinsichtlich Strom und Gas hat die SolarInvest ein attraktives Angebot für Bürger und Unternehmen im Programm: Im Verbund mit anderen unabhängigen Energiegenossenschaften bietet sie den aus Bürgerenergieanlagen erzeugten „Bürgerstrom Taunus“ an. Und seit dem vergangenen Jahr gibt es mit dem „BürgerÖkogas Taunus“ auch CO2-freundlich aus Resten der Zuckerrübenverarbeitung erzeugtes Biogas.

Weitere Informationen stehen im Internet unter www.solarinvest-main-taunus.de.



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