Jerusalem – politischer und religiöser Zankapfel

Willi Schelwies und Matthias Hofmann (v.l.).Foto: G. Pabst

Schwalbach (sn). Im vollbesetzten Kirchenraum – 30 Plätze konnten unter Corona- Bedingungen belegt werden – nahm der Historiker sein Publikum auf eine Geschichtsreise mit. Aus diesem historischen Blickwinkel lässt sich für alle drei Religionen ein Anspruch auf Jerusalem ableiten.

Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte nun Theodor Herzl den Plan, in Palästina eine aristokratische Republik zu errichten und den verstreut in vielen Ländern lebenden Juden eine Heimstadt zu geben. Kaiser Wilhelm II. konnte dies aber beim Sultan nicht durchsetzen.

Am 9. Dezember 1917 marschierten britische Truppen in Jerusalem ein und beendeten die Osmanische Herrschaft. Kurz zuvor, betonte Matthias Hofmann, wurde die sogenannte Balfour-Erklärung veröffentlicht. Sie versprach den Juden eine nationale Heimstätte und den Arabern, dass ihre Rechte nicht beschnitten würden. „Die Balfour-Erklärung, so Matthias Hofmann, legte den Grundstein zu dem bis heute andauernden Konflikt zwischen Arabern und Juden.“

Die danach folgenden Ereignisse: UN-Teilungsplan für Palästina vom 29. November 1947, die Staatsgründung Israels mit der Beendigung des britischen Mandats am 14. Mai 1948, die darauffolgende Kriegserklärung der Arabischen Liga an Israel und die bis heute noch nicht erfolgte Verständigung zwischen Palästina und Israel. Die unterschiedlichen Haltungen der EU, Russlands und der USA führten bislang zu keiner Lösung. Auch die aktuelle Situation in Israel. Die schwierige Regierungsbildung in diesem Jahr zeigt nur auf, wie gespalten dieses Land ist. Einen Ausweg konnte Mathias Hofmann nicht aufzeigen. Für ihn ist die Erziehung der jungen Generation zur gegenseitigen Verständigung notwendige Voraussetzung für einen politischen Frieden. Günter Pabst knüpfte daran an und erzählte von den jährlich berührenden Begegnungen zwischen palästinensischen und israelischen Jugendlichen, die vom Komitee für Demokratie und Grundrechte – Projekt Ferien vom Krieg – organisiert werden.

Willi Schelwies resümierte, dass der Vortrag gezeigt habe, wie komplex die heutige Situation angesichts der historischen Entwicklung geworden ist. Für uns verbieten sich daher, angesichts unserer Vergangenheit, vorschnelle Bewertungen.



X