Für den „Großen Frankfurter Bogen“ den Bogen überspannt?

Flurgemarkung „Auf der Beun“ unweit des Steinbachs. Die Stadt hat das Gebiet für die Entwicklung eines Wohnquartiers bei der Landesregierung angemeldet.     Foto: HB

 

Steinbach (HB). In der Wohnungspolitik setzt die Stadt auf den „Großen Frankfurter Bogen.“ So ist ein Förderprogramm betitelt, mit dem die Landesregierung im Ballungsraum Rhein-Main Projekte fördern will, die vom Frankfurter Hauptbahnhof in einer halben Stunde zu erreichen sind. Damit gehört Steinbach zum Fördergebiet. Doch die Stadt möchte mit Hilfe des Landes ein Quartier entwickeln, das ähnlich unpopulär sein dürfte wie die sogenannte Josefstadt an der Gemarkungsgrenze zu Frankfurt. Für den „Bogen“ hat sie eine landwirtschaftlich genutzte Fläche oberhalb der Steinbachaue, mit der Bezeichnung „Auf der Beun“ angemeldet. Im Parlament regt sich Widerstand. 

Mit dem Flurnamen können die allermeisten Steinbacher nichts anfangen, doch die Örtlichkeit ist vielen Spaziergängern bekannt. Sie liegt am Westhang der Steinbachaue, unterhalb des Fohlenhofs und in Nachbarschaft der schiefen Bäume, die an den mittelalterlichen Sieg der Kronberger Ritter über die Freie Reichsstadt Frankfurt erinnern. Auf einem Areal von knapp 17 Hektar, das bis zum Neubauquartier Taubenzehnten reicht, könnten mehrere hundert Wohneinheiten entstehen, deren Erschließung über die Landesstraße nach Eschborn erfolgen würde. 

So steht es im Stadtentwicklungsplan von 2006, der noch immer gilt, allerdings demnächst fortgeschrieben werden soll. Die Autoren des Plans halten eine Siedlung in der südwestlichen Ecke der Stadt für „empfehlenswert.“ Doch dafür müsste der Fohlenhof weichen. Ein heißes Eisen, an dem sich die Politiker verbrennen könnten. Ursprünglich wollte die Stadt mit einem anderen Projekt Fördergelder beantragen. Sie hatte die Fortschreibung des Stadtentwicklungsplans beantragt, um zu erfahren, welche Aussagen zur Siedlungspolitik von 2006 aktuell noch Bestand haben. 

Die Landesregierung beschied der Stadt, in das Programm sollten nur konkrete Wohnquartiere aufgenommen werden. Daraufhin schlug Bürgermeister Steffen Bonk den vier Fraktionsvorsitzenden im Stadtparlament ein Gebiet vor, für das es keinen Bebauungsplan gibt und das in der kommunalpolitischen Diskussion bislang keine Rollte spielte. Widerspruch gab es nicht. 

Allerdings nahmen maßgebliche Rathaus-Politiker den Vorgang erst zur Kenntnis, als die Landesregierung im Internet über die „Zukunftswerkstatt Großer Frankfurter Bogen“ berichtete und der Stadt Steinbach bescheinigte, sie wolle bei der Entwicklung von Baugebieten „langfristig auf die Qualität von Frei-Grünflächen achten.“ Kritiker bezweifeln, dass „Auf der Beun“ diesem Anspruch genügt. Die Stadtplaner von 2006 haben einen Begriff verwendet, der auch heute noch für die Wohnqualität in Steinbach steht: Kompakte Stadt in der Landschaft. 

Aus dem neugewählten Parlament verlautet, das Thema werde demnächst im Bauausschuss angeschnitten. Der Bürgermeister will sich zu der Frage, welches Baugebiet alternativ in Rede stehe, nicht äußern. Wer „Auf der Beun“ nicht wolle, der müsse eine Alternative nennen, das erwarte er. 



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