Steinbach. Bereits eine halbe Stunde vor Beginn war das Bürgerhaus prall gefüllt. Direkt am Eingang wurden die Besucher von einem perfekt organisierten Garderoben-Service empfangen, um anschließend die Treppe hinauf einen Getränkeausschank frisch duftenden Brezeln vorzufinden. All dies ließ die Gäste gut gelaunt der Kriminalkomödie „Achtsam Morden, die dort aufgeführt wurde, entgegensehen.
Eltern mit Kind, Ehepaare oder einfach nur Gruppen von Freunden nahmen noch einen letzten Schluck und den letzten Biss, bevor sich die Türen zum Saal des Bürgerhauses öffneten und die Menge hineinströmte, um sich die schwarzhumorige Geschichte vom achtsamen Morden aus der Steinbacher Theaterreihe hochkarätige besetzt zu Gemüte zu führen. Das kinoähnliche Konzept der abstufenden Sitzreihen ist bereits seit einiger Zeit bei Aufführungen im Saal vorzufinden und erhält seither stehts nur positives und vor allem besseres Feedback von Besuchern. Punkt 19 Uhr. Das Saallicht erlischt, die Scheinwerfer leuchten auf. Eine Person im gelben Overall betritt die Bühne und begrüßt das Publikum mit sehr besonderen Worten: „Das war mein erster Mord, aber ich bin wirklich kein gewalttätiger Mensch.“ Der vielen aus dem TV bekannte Schauspieler Martin Lindow, in diesem Stück der Protagonist Björn Diemel, befindet sich in der ersten Szene in einer zukünftigen Situation, die sein Leben verändern wird. Doch ohne viel vorweg zu nehmen, nimmt er die Zuschauer noch einmal mit an den Anfang.
In der Krimikomödie „Achtsam Morden“ nach dem Bestseller von Karsten Dusse ist Diemel Strafverteidiger des Mafiabosses „Dragan“. Dieser bringt ihn schon seit längerem in brenzlige Situationen und Zwickmühlen, denn er muss dessen offensichtlich kriminelle und ethisch unvertretbare Schwerverbrechen stehts auf irgendeine Art vor den Richtern und der Polizei rechtfertigen, da dieser ein überaus großzügig zahlender Mandant ist. Außer seinem Beruf als Anwalt muss er allerdings auch sein Privatleben managen. Seine Frau Katharina sieht seine stetige geistige Abwesenheit aufgrund seines Jobs, durch den er mit Kriminellen Kontakte pflegt, als Gift für die gute Beziehung zu seiner Tochter Emily an. Kurzerhand zwingt sie ihn dazu, zu einem „Achtsamkeits-Coach“ zu gehen, um ihre Ehe und die Familie zu retten. Was allerdings keiner ahnen konnte ist, dass die Diagnose und die damit verbunden Ratschläge des Achtsamkeitscoachs Joshka Breitner wohl zu ernst genommen wurden.
Außer Martin Lindow als durchgängig präsentem Hauptakteur, wechselten Alessa Kordeck und Christian Miedreich jeweils zwischen sechs Rollen hin und her. Von kleinem Kind bis Prostituierte, von Mafiaboss bis Geschäftsführer eines Kinderheims – Kordeck und Miedreich zeigten an diesem Abend die Vielseitigkeit ihres Schauspieltalents.
Mit Publikumsinteraktionen und dem „Durchbrechen der vierten Wand“ wurden vergangenen Dienstagabend die Steinbacher mal eben mit viel Lachen, „Ah“ und „Oh“ und natürlich lautem Beifall Zeuge, wie richtig und vor allem achtsam gemordet wird.