Sind nicht alle Steinbacher Familie?

Vorlesen schafft eine gemütliche Atmosphäre. Das möchten die Sprecherinnen der IG Familie, Naila Janjua (links) und Kerstin Heger (rechts) nutzen, um (nicht nur) Steinbacher Familien zusammenzubringen. Foto: csc

Steinbach (stw). Naila Janjua und Kerstin Heger sitzen gemütlich in Kerstin Hegers Küche am Tisch. Vor sich je eine dampfende Tasse Tee und ein Stück leckerer Marmokuchen. Was so ungezwungen und leger wie ein Treffen unter besten Freundinnen wirkt, ist in Wirklichkeit aber ein Arbeitstreffen. Während Hegers Söhne Niklas und Tom neugierig die Treppe heruntergetigert kommen, um zu sehen, wer zu Besuch da ist, tauschen sich die beiden Frauen über anstehende Projekte der IG Familie aus. Naila Janjua ist seit Ende November vergangenen Jahres neue Sprecherin der IG und arbeitet seitdem Hand in Hand mit Kerstin Heger zusammen.

Beide Frauen verbindet eine ähnliche Geschichte. Beide sind vor 14 Jahren nach Steinbach gezogen. Die 33-jährige Naila Janjua, deren Eltern aus Pakistan stammen, kam aus einem kleinen Dorf in Nordrhein-Westfalen mit ihrem Mann in den Taunus. Die 36-jährige Kerstin Heger, die bis dato in Oberursel gelebt hatte, zog ebenfalls mit ihrem Mann hierher. „Das ist das Haus meiner Oma, und da mein Mann zuvor in Bad Vilbel gelebt hat, erschien uns Steinbach ein guter Kompromiss“, erinnert sich Kerstin Heger, die bei einer Versicherung arbeitet daran, warum die Wahl des Wohnortes damals auf Steinbach gefallen war. Doch wie es dann so ist – in der neuen Heimat muss man erst Wurzeln schlagen. Das viel beiden Frauen anfangs gar nicht so leicht. Eine Bindung zur Gemeinde kam nur langsam zustande. „Im Grunde fährst du morgens zur Arbeit, triffst dich danach vielleicht noch mit Freunden in deiner alten Nachbarschaft und kommst nur abends zum schlafen heim“, fasst es Kerstin Heger treffend zusammen. Erst mit der Ankunft ihrer Kinder änderte sich hieran bei beiden etwas.

Naila Janjuas Sohn Mubarik ist inzwischen elf Jahre alt, Töchterchen Mahnuur ist zwei Jahre. Die Jungs von Kerstin Heger sind sieben und drei Jahre alt. „Erst durch sie bin ich richtig hier angekommen“, stellt Kerstin Heger fest, und Naila Janjua nickt bestätigend, denn sie hat mit ihren Kindern das Gleiche erlebt. So wie den beiden jungen Frauen geht es eben vielen Familien, die neu in der Stadt sind. „Und genau da möchten wir ansetzen“, erklärt Naila Janjua, die als Dozentin und pädagogische Fachkraft arbeitet. Statt lauter Einzelkämpfern, so wie sie selbst es einige Zeit lang waren, möchten Heger und Janjua das Miteinander zwischen den Steinbachern fördern. Dabei beschränken sich die Beiden aber nicht nur auf die Arbeit der IG Familien. „Wobei man Familie nicht klassisch denken muss“, betont Heger. „Familie, das wollen wir bewusst ganz groß definieren. Alle Steinbacher, die sind doch auch irgendwie Familie“, findet sie.

Für Naila Janjua ist ehrenamtliches Engagement etwas Selbstverständliches. „Im Kindergarten bin ich Elternbeirätin, aber ich wollte gern noch etwas mehr machen“, berichtet sie begeistert. Als Quartiersmanagerin Bärbel Andresen sie dann vor einiger Zeit angesprochen habe, sei ihr Interesse für die Arbeit der IG’s geweckt gewesen, so Janjua. „Ich habe mir die verschiedenen Gruppen angeschaut, und die IG Familie hat mir richtig gut gefallen“, erinnert sie sich. Ganz klar, dass die Wahl schließlich auf diese IG fiel.

Noch mehr Steinbacher, vor allem Familien miteinander zu vernetzen, das haben sie sich als großes Ziel vorgenommen. Auf dem Weg dahin zählen aber auch die vielen kleinen Schritte. Ein Nachbarschaftsfest in Zusammenarbeit mit der Sozialen Stadt und den Volks- Bau- und Sparverein für die Bewohner der Häuser 35 und 37 der Herzbergstraße hatte es bereits im Sommer gegeben. Nun ist ein weiteres im Sommer in der Berliner Straße geplant. Bereits im Februar möchte die IG Familien in Kooperation mit der Stadtbücherei und Lesepaten eine mehrsprachige Vorlesestunde für Kinder vom Kindergarten bis ins Grundschulalter veranstalten. „Durch Corona ist da ganz viel an Gemeinschaft verloren gegangen“, findet Naila Janjua. Außerdem werde leider nach ihrer Ansicht viel zu wenig vorgelesen. Und Kerstin Heger ergänzt. „Wir möchten mit der Aktion kleine Lichtblicke schaffen und gemeinsam mit anderen einfach schöne Stunden verleben.“

Das nächste Treffen der IG Familien findet am heutigen Donnerstag, 26. Januar, statt. Treffpunkt ist um 19 Uhr der Clubraum Pijnacker im Bürgerhaus.



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