Steinbach. Alle Jahre wieder gibt es sie, die Weihnachtsverweigerer. Diejenigen, die einfach nicht mitmachen wollen beim Familienessen mit Geschenkeübergabe. Kein Problem, dachten sich da Schauspieler Götz Schubert und Musiker Manuel Munzlinger. Mit Texten und Tönen zum Thema „Friede, Freude, Weihnachtskekse“ brachten sie jazzigen Sound und etwas andere Weihnachtsgeschichten auf die Bühne im Bürgerhaus.
Haben wir zu hohe Erwartungen an Weihnachten? Irgendwie schon. An diesem einen Abend im Jahr soll, nein, muss alles perfekt sein. Was das Jahr über nicht funktioniert hat, der Heilige Abend soll es wettmachen. Ganz schön hoher Druck, und vielleicht gibt es deshalb auch Weihnachtsmuffel. „Leider wird zu wenig gelacht“, lautete schon Jean-Paul Sartres Urteil übers Weihnachtsfest. Nun, Schubert und Munzlinger tun was dagegen. Quasi eine akustische Desensibilisierung für Weihnachtsallergiker.
Oboist Munzlinger hatte auf der Bühne Unterstützung von Sylvain Fournet-Fayas am Bass und Stanley Schätzke am Piano. Der Jazz lockerte die Seele, und um die Lachmuskeln kümmerte sich Götz Schubert unter anderem mit Texten von Paul Bokowski, Kirsten Fuchs und Elke Heidenreich. Ein opulentes Bühnenbild brauchten die vier Akteure nicht. Keine blinkenden Lichterketten, kein geschmückter Tannenbaum, nicht mal flackernde Kerzen. Musik und Worte hatten genug Kraft, um in den Herzen der Zuhörer den Funken der Vorfreude aufs Fest zu entzünden.
Wie das am besten geht? Mit humorvollen Erzählungen über Weihnachten ohne Pathos, ohne Zuckerguss und Rührseligkeit. Sondern Weihnachten, wie es eben auch sein kann. Mit Geschichten von echten falschen Weihnachtsmännern, die kleine Kinder zum Heulen bringen, weil sie die Rute fürchten – dafür hat Oma jedenfalls mit ihren apokalyptischen Geschichten gesorgt. Oder vom feierlichen Entzünden des Weihnachtsbaums, der für die Familie in der Notaufnahme endet, da der kleine Steppke mit den Streichhölzern, den der Vater nach oben stemmt, bedauerlicherweise einen Polyesterbademantel trägt. Nicht zu vergessen der chinesische Staubsaugerroboter – ein Geschenk von Mama – der die Weltherrschaft an sich zu reißen versucht, indem er alle anderen Haushaltsgeräte killt und fein säuberlich zusammenkehrt.
Und doch wurden die Zuhörer im Publikum manches Mal auch nachdenklich gestimmt. Wenn etwa der aus Nächstenliebe aus dem Obdachlosenheim eingeladene Herr sich an der Weihnachtstafel einen Rotwein nach dem anderen hinter die Binde kippt und sich gar nicht feierlich zum Abschied im Wintergarten übergibt. Oder die inzwischen erwachsene Frau, die sich an das eine Weihnachten ihrer Kindheit erinnert, als die Mutter über ihren Schatten springt und doch einen Baum und Geschenke parat hat, obwohl sie das Fest ablehnt.
Soll heißen, je unweihnachtlicher die Protagonisten das Fest der Liebe verbringen, umso lauter darf gelacht werden, auch über die eigenen verkorksten Weihnachtsfeste, die man irgendwo in den tiefsten Keller seines Gedächtnisses verbannt hatte und die nun partout raus wollen. Alles halb so schlimm. Anderswo ist das Lametta auch nicht glänzender.
!Im neuen Jahr geht die Theaterreihe Steinbach weiter. Am Dienstag, 23. Januar, wird die bissige Gesellschaftskomödie „Nur drei Worte“ gespielt. Beginn ist um 20 Uhr im Bürgerhaus