Filmfestival im Park der Gewerkschaft

Mit der Sanierung der Kirchhofsmauer beginnt in diesem Jahr das Programm zur Bewahrung des historischen Stadtkerns. Foto. HB

Von Hans-Jürgen Biedermann

Steinbach. Nach dem verflixten Corona-Jahr ist im Rathaus verhaltener Optimismus eingekehrt. Im Altenpflegeheim von Avendi sind vergangenen Sonntag die ersten Stadtbewohner gegen das Virus geimpft worden, und deshalb glaubt der Bürgermeister, in der zweiten Jahreshälfte könne die Wucht der Pandemie gebrochen werden. In der Vorausschau sieht Steffen Bonk die Kommune auf einem guten Weg. Die Leuchtturmprojekte sind allesamt eingetütet, Vereinsjubiläen in Vorbereitung und ein Filmfestival unter freiem Himmel soll für beste Unterhaltung sorgen.

Der Bürgermeister möchte gestalten und nicht nur verwalten. Dafür sind die Rahmenbedingungen trotz der Pandemie nicht ungünstig. Zwar läuft das Entwicklungsprojekt „Soziale Stadt“ in drei Jahren aus, doch mit der Aufnahme in das Programm „Lebendige Zentren“ wird ein ähnliches Kapitel aufgeschlagen. In den nächsten zehn Jahren kann die Stadt über Fördergelder von zehn Millionen Euro verfügen, muss jedoch ein Drittel dieser Summe als Eigenmitteln beisteuern. Bis zur Jahresmitte soll unter der Federführung eines Planungsbüros ein Entwicklungskonzept mit konkreten Projekten vorgelegt werden. Im Fokus wird ab 2022 zunächst der sogenannte Heimathof stehen, die alte Schmiede und das benachbarte Wohnhaus in der Kirchgasse 7. Die Liegenschaften sind der Kommune mit der Maßgabe vererbt worden, eine öffentliche Nutzung zu gewährleisten. In der ehemaligen Werkstatt würde eine Kleinkunstbühne den Kulturbetrieb in der Stadt ohne Frage beleben. Das Haus biete sich für ein Heimatmuseum an, sei aber für das Wohnen ungeeignet, meint der Bürgermeister.

Doch den ersten Schritt auf dem Weg zu einem vitaleren Stadtkern wird die Kommune an der Mauer vollziehen, die den Garten der St. Georgs-Kirche zur Liegenschaft Kirchgasse 3 begrenzt. Es gilt, Löcher zu stopfen, die bröckelndes Gestein verursacht hat, um den weiteren Verfall des Gemäuers zu stoppen. Dafür stehen in diesem Jahr 130 000 Euro aus der Landeskasse zur Verfügung.

Wenn die Prognose des Bürgermeisters stimmt, dann wird Bonk Ende des Jahres im Wingertsgrund die Grundsteinlegung für den integrativen Kindergarten vollziehen, den der Verein zur Förderung der Integration Behinderter Taunus (VzF) für rund 150 Kinder ab einem Lebensjahr im Auftrag der Stadt betreiben wird. Der Bürgermeister spricht von einem „Befreiungsschlag“ und meint damit den Förderbescheid des Landes über 2,7 Millionen Euro, mit dem die Gesamtkosten von 3,5 Millionen Euro zum größten Teil gedeckt werden.

Derweil geht die Planung der Feuerwache am Rand des Gewerbegebiets Im Gründchen in die entscheidende Phase. Wenn die Kommune im Herbst über den Hochtaunuskreis einen Förderantrag beim Land stellt – man erwartet 20 Prozent der Bausumme von 3,5 Millionen Euro – muss geklärt sein, ob auf dem Grundstück an der Bahnstraße auch ein Schlauchturm errichtet wird. Im Rathaus rechnet man 2023 mit dem Umzug der Wehr vom Rathausplatz in die neue Brandschutzzentrale, dann kann die alte Fahrzeughalle abgerissen und das Areal städtebaulich entwickelt werden.

Das neue Gesicht der Berliner Straße zeichnet sich unterhalb der Einmündung Frankfurter Straße schon ab. Baumscheiben sind mit Randsteinen markiert, Gehwege und Parkstreifen gepflastert. Ab April kommt der nördliche Abschnitt der Berliner Straße an die Reihe. In diesem Jahr wird auch die Verkehrsberuhigung in der Kronberger Straße durch einen Minikreisel und abmarkierte Radstreifen in Angriff genommen. Für den Ausbau des Radwegenetzes und die gleichfalls vorgesehene Modernisierung der Abstellanlage am S-Bahnhof liegen 250 000 Euro auf der hohen Kante.

Sobald Corona Spielraum lässt, wird bei der Sozialen Stadt ein beliebtes Projekt aus der Schublade gezogen. Quartiersmanagerin Bärbel Andresen sagt, die Wandellesung auf der roten Coach könne mit kurzer Vorlaufzeit fortgesetzt werden. Jazzkonzerte am Bürgerhaus und die zweite Ausgabe der Stadtrallye im September sind ebenfalls eingeplant. Andresen hofft überdies auf die Wahl der Vertreter für den städtischen Gesamtbeirat, der hinfort als „Bürgerparlament“ in die Entscheidungsfindung des Parlaments eingebunden werden soll.

Kai Hilbig wäre glücklich, wenn Corona am 30. April erledigt wäre und er zum traditionellen Bürgerschoppen am 1. Mai einladen könnte. Doch eigentlich rechnet der Vorsitzende des Vereinsrings mit düsteren Aussichten für das Vereinsleben ohne „Alkohol und Geselligkeit“ 2021. Das bedeutet, die „Brücke“ kann ihren 25. Geburtstag ebensowenig mit Trinksprüchen feiern wie die Feuerwehr die Gründung ihrer Nachwuchsabteilung vor 50 Jahren. Für Hilbig ist wichtig, dass die Vereine zu einer „geordneten Normalität“ zurückkehren, damit ihr Gefüge erhalten bleibt. Er appelliert an die Mitglieder, ihren Vereinen die Treue zu halten: „Jedes Mitglied hält den Verein am Leben.“ Der Kulturverein nimmt im Oktober zum zweiten Mal Anlauf, um die 40 Jahre alte Freundschaft mit St. Avertin gebührend zu feiern. Man hofft, dass Anfang Oktober im Bürgerhaus zum größten Ball in der Stadtgeschichte aufgespielt wird.

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