Gewerbegebiet sichert Existenz der Stadt

Informationen aus erster Hand erhalten die Teilnehmer an der FDP-Velo-Sommertour durch das Gewerbegebiet Im Gründchen von Erstem Stadtrat Lars Knobloch (Mitte) hier vor dem Panacol-Neubau. Foto: HB

Von Hans-Jürgen Biedermann

Steinbach. Die Rohbauten sind fertig. Ende des Jahres werden die ersten Firmen ins Gründchen übersiedeln. Das Gewerbegebiet ist ein Verkaufsschlager. Es sichert der Stadt die Steuereinnahmen, die sie für die Daseinsvorsorge ihrer Bürger, für eine funktionierende Infrastruktur und letzlich für ihr politisches Überleben benötigt. Am Kreisel wächst das wichtigste Stadtentwicklungsprojekt, und so lag es für die FDP nahe, ihre sommerliche Velotour durch die Gemarkung dort beginnen zu lassen.

Zu den 40 Teilnehmern gehörte Ex-Bürgermeister Stefan Naas, der sich acht Jahre ins Zeug legen musste, bis der Bebauungsplan für das acht Hektar große Kerngebiet rechtskräftig wurde und die Grundstücke von der Stadt vermarktet werden konnten. Naas ist mittlerweile Landtagsabgeordneter, aber wenn die Parteifreunde zum Ortstermin einladen, dann darf ihr populärster Mann nicht fehlen, zumal er für das Stadtparlament kandidieren will.

Von der Ecke Stierstädter- und Weißkirchener Straße, dem Mittelpunkt des Gebiets, sind es gerade einmal 100 Meter bis zu der Stelle, an der Naas vor anderthalb Jahren die Bauarbeiten mit einem symbolischen Baggerbiss eröffnete. Mittlerweile ist deutlich geworden, welche Früchte die Akquise getragen hat.

Am Nordrand des Areals erstrecken sich Produktionshalle und Verwaltungsgebäude von Panacol. Das Unternehmen erzeugt global begehrten Klebstoff für Telekommunikation und Medizintechnik .Es zieht aus dem alten Gewerbegebiet über die Straße und will mittelfristig in dem Neubaukomplex bis zu 25 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. In der Nachbarschaft wächst sich das Projekt von Tec 5 aus. Der Spezialist für Spektrometeranalytik mit Niederlassungen in den USA und China ist bislang im Weißkirchener Gewerbegebiet In der Au ansässig.

Zukunftsfähigkeit geht vor

Der dritte Hochkaräter, den die Stadt an Land gezogen hat, ist Löwenstein Medizintechnik aus Kronberg. Das mit 13 000 Quadratmetern größte Gewerbegrundstück hart an der Bahnstraße hat die Central-Apotheke erworben, die ebenfalls im alten Gewerbegebiet zu Hause ist und mit dem Sprung über die Straße auf Expansionskurs geht. Pharma-Produktion und Großhandel werden in den Neubau ziehen, die Apotheke bleibt, wo sie ist. Falls die Erwartungen eintreffen, werden am neuen Firmensitz bis zu 450 Arbeitsplätze entstehen. So viele wie in den übrigen drei Unternehmen zusammen.

Im dem Gebiet ist eine Fläche von knapp 5000 Quadratmetern noch nicht verkauft. Nachfrage ist durchaus vorhanden. Erster Stadtrat Lars Knobloch betont, man hätte den Bauplatz längst versilbern können, aber die Stadt bleibe ihrem Grundsatz treu, im Gründchen ausschließlich Firmen anzusiedeln, die zukunftsträchtig seien.

Das gilt auch für die 1,1 Hektar, die nach einem Beschluss der Stadtverordneten kürzlich dem Gewerbegebiet zugeschlagen wurden. Es umfasst jetzt neun Hektar, von denen 3,5 Hektar für die Erschließung abgehen. Dazu zählen auch zwei Rückhaltebecken an der Stadtgrenze zu Oberursel. Die beiden Mulden haben ein Fassungsvermögen von 1000 Kubikmetern, ein Volumen, das zwei 25 Meter langen Schwimmbecken entspricht. Auf diese Weise wird Regenwasser dosiert in das Kanalnetz geleitet. Um für die Entwässerung des Gewerbegebiets gewappnet zu sein, wird derzeit der Kanal an der Kurmainzer Straße in Weißkirchen ertüchtigt. An der Baustelle regelt eine Ampel den Verkehr.

Zur Höhe der Steuereinnahmen, die mit dem Gewerbegebiet generiert werden, gibt es vor allem wegen der Ungewissheit über die NachCorona-Ära keine verlässlichen Aussagen, sondern lediglich Spekulaktionen. Derzeit wirft das Gewerbe 3,7 Milliionen Euro im Jahr ab. Fünf Millionen Euro werden es in Zukunft vermutlich schon sein. Die größten Steuerzahler der Stadt sind an dieser Ecke gut aufgehoben, denn nebendran entsteht der neue Feuerwehrstützpunkt, den auch die Pandemie nicht gefährden kann.

Ein Zeichen für Europa

Ein Wahrzeichen soll das Einfallstor im Osten mit dem signifikanten Europakreisel bekommen. Für die Gestaltung des Rondells hat das Stadtparlament eigens einen Ausschuss gegründet, der aber mit dem Vorschlag, dort eine überdimensionale Europafahne an einem Mast hochzuziehen, der zwar nicht in Brüssel, aber weithin gesehen wird, nicht nur auf Gegenliebe stößt. Straßenbaulastträger Hessen Mobil mag sich damit nicht anfreunden. Das Thema hat das Zeug zur Groteske.



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