Sie hinterlässt ein gut bestelltes Haus

Hier verbrachten sie zusammen viele glückliche, kreative und manchmal auch herausfordernde Stunden, nun treffen sie sich zu einer Abschiedsrunde: Die scheidende Kindertagesstätten-Leiterin Barbara Albrecht (rechts) und ihre Nachfolgerin Christina Jungk mit den Schulanfängern, die stolz ihre selbst gebastelten Schultüten in den Händen halten und ebenfalls einem neuen Lebensabschnitt entgegensehen. Foto: HB

Von Hans-Jürgen Biedermann

Steinbach. Es steht erneut eine einschneidende Veränderung für die katholische Kindertagesstätte St. Bonifatius an. Nach dem großen Bauprojekt der vergangenen Jahre wechselt nun die Leitung des Kindergartens.

Eine Ära geht zu Ende. Nach zehn Jahren in der Leitungsfunktion verabschiedet sich Barbara Albrecht in diesem Monat in den Ruhestand. Das wird allseits bedauert, doch es gibt auch eine gute Nachricht: Mit Christina Jungk steht die Nachfolgerin schon in den Startlöchern und als langjährige Stellvertreterin hat sie einen wichtigen Heimvorteil.

Im Dezember wird Barbara Albrecht 66 und in diesen nostalgischen Tagen erinnert sie sich an ihre erste Visite in der Obergasse – damals, als sie zum Vorstellungstermin von ihrem Wohnort Eschborn herüber kam. Ihr gefiel der Standort am Feldrain, der Blick auf den Altkönig, die Lichtkuppeln, die in den Räumen für eine heitere Atmosphäre sorgten. Hier wollte sie und hier durfte sie dann auch wirklich arbeiten. Im Mai vergangenen Jahres gab es wieder eine Besichtigungstour. Diesmal führte sie selbst durch die nagelneue Kindertagesstätte, in der sich die Kommunalpolitiker die Klinke in die Hand gaben und die Stadtverordneten hochzufrieden registrierten, dass die 1,8 Millionen Euro städtisches Geld prima angelegt wurden.

Die Einrichtung wurde zur Attraktion. Barbara Albrecht war stolz auf ein Projekt, für das sie unter tatkräftiger Mitwirkung von Winfried Becker, dem Baubeauftragten der Gemeinde, geradezu leidenschaftlich gekämpft hatte. Die Sozialpädagogin, in Bingen zur Schule und in Mainz zur Universität gegangen, hat mit ihrem Team ein Erziehungskonzept entwickelt, dass auf vertrauensvoller Zusammenarbeit in festen Gruppen fußt, den Kindern aber genügend Bewegungsfreiheit lässt.

Neues Erziehungskonzept entwickelt

Die „Beziehungspädagogik“ soll sich im neuen Haus entfalten, das wegen der Coronaregeln lange geschlossen war. Seit einigen Wochen genießen Kinder wieder die Abwechslung, verstecken sich in den verwunschenen Ecken der Außenanlage, ziehen sich in die Bibliothek zurück, turnen im Bewegungsraum oder sitzen an den Tischen im geräumigen Atrium, das als Kantine und Veranstaltungsforum dient. Die Freizügigkeit stärkt Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit der Kinder, davon ist Barbara Albrecht überzeugt.

Sie sitzt in einer Runde, die es bald nicht mehr geben wird. Die Kinder üben schon mal für die Einschulung, halten ihre Schultüten liebevoll in den Händen, die sie unter Anleitung durch ihre Kindergärtnerinnen mit viel Phantasie selbst gestaltet haben. Demnächst werden sie sich verabschieden und es gibt keine Zweifel: Alle werden sich vermissen. Barbara Albrecht hat schon Pläne für ihre Ruhestandszeit, die Gefahr, dass sie in ein Loch fallen könnte, so wie es manchen Ruheständlern ergeht, ist daher gering. Sie will Kinder ehrenamtlich betreuen und sie freut sich, mehr Zeit mit ihren fünf Enkeln zu verbringen, den Kindern ihrer vier Töchter.

Sie übergibt der 50 Jahre alten Nachfolgerin ein gut bestelltes Haus. Auch das letzte Manko ist mittlerweile behoben und anstatt der faden Catering-Kost wird nun am eigenen Herd frisch gekocht – fünfmal in der Woche, dazu gibt es Teller mit Rohkost zum Frühstück und Obst am Nachmittag. Demnächst sollen die Kinder den Speiseplan mitbestimmen. Es heißt, ihnen schmecke es in der Kindertagesstätte mittlerweile mindestens so gut wie Zuhause.

Immer wieder Herausforderungen

Barbara Albrecht will die Zeit nicht missen, auch wenn natürlich nicht immer alles rund gelaufen ist. Mit Personalproblemen musste sie von Anfang an fertig werden, konnte dagegen aber diesen wunderschönen Arbeitsplatz in die Waagschale werfen. Corona stellte natürlich gerade auch im Kindergartenbetrieb eine besondere Herausforderung dar, dennoch konnte im Mai vergangenen Jahres der Neubau bezogen werden, der insgesamt 124 Kindern viel Platz bietet. In 4 Kindergartengruppen können die Drei-bis Sechsjährigen betreut werden und für die Ein- bis Dreijährigen können zwei U3-Gruppen vom Platz her eingerichtet werden. Die erste von den beiden U3-Gruppen konnte unterdessen eröffnet und so pein weiterer Betreuungsraum mit Leben erfüllt werden.



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