Jetzt kommt Bewegung ins Bauvorhaben

Niki Schuster, Projektbetreuer des Bauherrn, an der noch mit Wasser gefüllten Baugrube am Hessenring, an der nun die Pumpen in Aktion treten. Bis Ende nächsten Jahres sollen hier unter der Regie des VBS nicht nur 15 Seniorenwohnungen entstehen, sondern auch eine Tagespflege und ein Café das Leben im Quartier bereichern. Foto: HB

Hans-Jürgen Biedermann

Steinbach. Mit dem großen Bauvorhaben am Hessenring geht es endlich voran. Hier sollen für Senioren Wohnungen, eine Tagespflege und mit einem Café auch ein geselliger Treffpunkt geschaffen werden.

Der Kran wartet schon länger auf seinen Einsatz. Doch bevor er die Betonschütte an den Haken nimmt, muss die Grube zu seinen Füßen trocken gelegt werden. Immerhin: Nach monatelangem Stillstand kommt das Projekt des Volks-, Bau- und Sparvereins (VBS) auf Touren. Im Hessenring werden 15 Wohnungen hochgezogen. Im Erdgeschoss ziehen eine Tagespflege der Caritas und – zur Freude des gesamten Quartiers – eine Begegnungsstätte mit Café ein.

Eigentumswohnungen für eine begüterte Klientel sind bislang charakteristisch für die Bautätigkeit in der Stadt. Der Alte Cronberger Weg, der Avertinplatz und zuletzt die Berliner Straße sind dafür Beispiele. Nunmehr soll mit bezahlbarem Wohnraum gegengesteuert werden, damit auch Erzieher, Pfleger, Polizisten und Feuerwehrleute hierzulande eine Bleibe finden. Die Koalition aus FDP und SPD will einen Investor im Baugebiet Taubenzehnten verpflichten, ein Drittel aller Wohnungen moderat zu vermieten. Jetzt spielt der VBS mit dem Lückenschluss zwischen den Wohnblöcken Hessenring 8 und10 am Thüringer Park den Vorreiter. Im Rathaus begrüßt man das Engagement der Genossenschaft, die in Steinbach bereits 900 Wohnungen besitzt. Als Interims-Bürgermeister Lars Knobloch vor zwei Jahren den Schulterschluss mit VBS-Vorstand Ulrich Tokarski vollzog, war die Rede von einem „Masterplan Hessenring“, der Bauherr spricht von „sanfter Nachverdichtung.“ Die Zielgruppe sind Steinbacher Senioren

Der VBS versichert, keine kritische Stimme bleibe ungehört, keine Frage zu den Bauplänen der Genossenschaft, die bis 2025 in dieser Ecke eine Reihe von Vorhaben umfassen, bleibe unbeantwortet. Kontaktmann zu den Mietern ist Niki Schuster, der als studierter Sozialarbeiter die erforderliche Sensibilität entwickeln soll, der als gelernter Bautechniker aber auch die fachliche Seite abdecken kann. Der 43-Jährige wurde beispielsweise gefragt, warum es bis Mitte vergangener Woche gedauert hat, ehe die Pumpe angeworfen und das Wasser aus der Baugrube in den Regenwasserkanal geleitet wurde. Die Bauaufsicht des Hochtaunuskreises gab erst dann grünes Licht, nachdem das Grundwasser als unbedenklich eingestuft worden war. Sobald die Grube leer ist, schaufelt der Bagger noch vier Meter Erdreich nach oben, um das Kellergeschoss mit Schotter und Beton gründlich abzudichten. Die angrenzenden Wohnblocks werden mit Spritzbeton unterfangen.

Mit verlässlichen Vorhersagen tut sich die Baubranche momentan schwer. Die Firmen klagen allenthalben über Lieferengpässe bei Metall und Kunststoff, sogar Holz ist zur Mangelware geworden. Dennoch wagt Niki Schuster die Prognose, der Keller werde im Juli fertig sein, Richtfest an Weihnachten gefeiert und das Haus Ende 2022 bezogen. Die Vergabe der 15 Wohnungen in den vier Stockwerken, die für Senioren reserviert und behindertengerecht mit Fahrstuhl ausgerüstet werden, erfolgt ab Sommer nächsten Jahres über ein Internetportal. Die Wohnungsgröße liegt mit Ausnahme des deutlich größeren Dachgeschosses zwischen 41 und 67 Quadratmetern und die Miete wahrscheinlich zwischen 10,50 und 11,50 Euro. Interessenten aus dem Quartier am Hessenring haben bei der Belegung Vorrang.

Das Projekt glänzt nicht allein wegen des bezahlbaren Wohnraums in einer ansprechenden Architektur, sondern auch wegen des Sozialzentrums im Erdgeschoss, dessen 240 Qua- dratmeter vom Caritasverband Hochtaunus angemietet werden. Die VBS geht mit der Miete auf weniger als 10 Euro herunter und trägt auf diese Weise zu einer kostendeckenden Tagespflege für 15 Senioren im Verbund mit einem Café bei. Damit wird am Hessenring realisiert, was für den Neubau mit altersgerechten Wohnungen auf dem Grundstück der evangelischen Sankt-Georgs-Gemeinde gewünscht, aber letztlich von der Diakoniestation in Kronberg verworfen wurde.

Zur Ausstattung der Pflegestation gehören Therapiebad, Ruhe- und Gruppenräume sowie eine Küche. Von der wird auch das Café profitieren, das über eine Fläche von 40 Quadratmetern verfügt und dessen verglaste, halbrunde Fassade den Blick auf den Thüringer Park freigibt. Vor der Fensterfront liegt eine Terrasse, die Platz für ein knappes Dutzend Tische bietet. Nach einem Betreiber für das Café wird allerdings noch gesucht.

Damit ist das Kernstück der VBS-Investitionen beschrieben, aber die Bauaktivitäten der Wohnungs-Genossenschaft gehen darüber hinaus. Zunächst einmal werden die Blöcke an den Flanken aufgestockt und die sieben Wohneinheiten über den Fahrstuhl der Seniorenbleibe erschlossen. Im dritten Bauabschnitt werden die Riegel auf der anderen Seite des Hessenrings (Hausnummer 1-17) mit jeweils zwei Etagen aufgestockt und dadurch neun Wohnungen geschaffen. Danach werden zwei neue Häuser mit jeweils elf Wohnungen samt Tiefgaragen am Pijnacker Weg und am Hessenring in Höhe der Hausnummer 1 errichtet. Zur Verbesserung der Infrastruktur trägt ein Parkdeck mit zwei Ebenen und 45 Stellplätzen bei, dessen Oberdeck im Juni betriebsfertig wird. Für die Stahlkonstruktion wurden 36 Garagen abgerissen. Bis 2025 soll zudem ein Spielplatz entstehen. Insgesamt wird der VBS im Umfeld des Thüringer Parks gut 50 Wohnungen bauen, die für alle Baumaßnahmen veranschlagten Kosten werden sich (mit Aufstockung Hessenring 6-8 und 10-14) auf knapp 9,5 Millionen Euro belaufen.

Die Computersimulation des VBS-Projektes am Hessenring zeigt das halbrunde Café im Erdgeschoss mit Terrasse. Entwurf: Architekturbüro EHK aus Frankfurt. Foto: VBS/EHK

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