„Der Mensch ist schon eine ziemlich coole Gattung“

Steinbach (stw). Die Bänke füllten sich, bevor der ökumenische Gottesdienst, gestaltet von den Gemeinden St. Bonifatius und St. Georg, um 10 Uhr beginnen sollte. Es waren diesmal allerdings keine klassischen Kirchenbänke, sondern Bierzeltgarnituren, die vor der Stadtfestbühne aufgebaut waren. Obwohl es noch relativ früh am Morgen war, brannte die Sonne schon erbarmungslos auf die Gäste herunter, die prompt unter den aufgespannten Sonnenschirmen Schutz suchten.

„Steinbach feiert“, stellte Pfarrer Herbert Lüdtke zufrieden fest – schließlich liegen zwei Jahre Coronapandemie ohne Feiern hinter den Steinbachern und allein das machte dieses Stadtfest schon zu etwas Besonderem. „Aerosole! Hilfe!“, schauspielerte er amüsiert und die Gemeinde lachte. Das, was er und sein Kollege, Pastoralreferent Christof Reusch, während des Gottesdienstes mal kurzweilig, mal nachdenklich, thematisierten war das, was wohl die Meisten derzeit beschäftigt. „Zwei Jahre Pandemie waren schon dröge. Alles Grau in Grau, man war auf sich zurückgeworfen“, so Lüdtke. „Stopp, es war jetzt auch nicht alles schlecht“, hakte Christof Reusch ein. Corona habe auch viele neue Ideen hervorgebracht. „Wir haben viel draußen gemacht. St. Martin und den Heiligen Nikolaus an die Kirchenwand geworfen – nur bildlich gesprochen, versteht sich“, fügte Reusch verschmitzt hinzu. „Es gab Weihnachten auf Rädern und viele Vier-Augen-Gespräche.“ Viele Gottesdienstbesucher nickten zu seinen Worten. „Alles, was an uns Menschen toll ist, konnten wir zeigen. Wir sind schon eine coole Gattung“, so Lüdtke. Passend dazu las er einen kurzen Abschnitt aus dem Alten Testament, bei dem es um die Erschaffung des Menschen ging. Christof Reusch wiederum erzählte die Pfingstgeschichte, in der die Jünger Jesu trotz großer Angst und Ungewissheit mutig sein mussten. Doch sie schafften es, zuversichtlich in die Zukunft zu schauen. So, wie wir es tun sollten, trotz vieler Krisen, die wir derzeit erleben und meistern müssen.

Da bekamen Lüdtkes Worte zu Beginn „Steinbach feiert“ noch einmal eine tiefere Bedeutung. Feiern, auch wenn die Zeiten vielleicht nicht so gut sind. Dankbar sein, für den schönen Moment und das, was ist. Da kam auch das Lied „Komm in unsere schöne Welt“, des evangelischen Kirchenchores wie gerufen.

Für große Begeisterung bei den Gästen sorgte auch der Auftritt einer ukrainischen Kindergruppe, die begleitet von Ellen Breitsprecher am Keyboard das Lied „Kalina“ sangen.

Bei „Kalina“ handelt es sich um eine Pflanze die auf Deutsch „Schneeball“ (Viburnum) bedeutet. In dem ursprünglichen Volkslied geht es um eben jene Pflanze, die eingeht, aber wieder zu neuem Leben erweckt wird, quasi wie ein Phönix aus der Asche. Dieses Lied hat sich durch ein Video der ukrainischen Band „Bumbox“ auf Youtube zum Lied der Hoffnung in Zeiten des Krieges gewandelt. Danach sangen die Jungs und Mädchen noch das ukrainische Gewinnerlied des Eurovision Song Contest 2022, „Stefania“ des „Kalush Orchestra“ und freuten sich über den Applaus.



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