Die Minifeuerwehr – ein starkes Team

Auch Malen und Basteln ist bei der neu gegründeten Minifeuerwehr angesagt. Stadtminifeuerwehrwartin Annika Settler (vorne links) und ihrem Team ist wichtig, dass die Jungs und Mädchen Spaß haben. Foto:JR

Von Christine Sarac

Steinbach. „Hallo Zentrale?“, sagt Elyas selbstbewusst in das Funkgerät, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Stolz schaut er dabei mit seinem Freund Leo aus dem Führerhaus des Einsatzfahrzeugs, das vor dem Gerätehaus der Feuerwehr in der Gartenstraße parkt. Die Zentrale antwortet nicht, aber das Funkgerät ist ja auch nicht an. Elyas ist erst sechs Jahre alt, aber seine Begeisterung für die Arbeit der Feuerwehr könnte nicht größer sein.

Genau da wollen die erfahrenen Feuerwehrmänner und -frauen der Steinbacher Wehr ansetzen und schon die Kleinsten, von sechs bis zehn Jahren, mit den Aufgaben der Feuerwehr vertraut machen. Daher hat die Freiwillige Feuerwehr Steinbach eine Minifeuerwehr gegründet. Am vergangenen Donnerstagnachmittag kamen die „Minis“ ganz gespannt zur ersten Übungsstunde ins Gerätehaus. „Das Thema interessiert viele Kinder“, weiß die frischgebackene Stadtminifeuerwehrwartin, Annika Settler. „Wir hatten immer mal wieder Anfragen von Eltern und Kindern, und so entstand die Idee, eine Minifeuerwehr zu gründen. Das war bereits 2017“, weiß sie zu berichten. Damit die Jungs und Mädchen nicht in die Nachbargemeinden Stierstadt, Weißkirchen oder Eschborn abwandern, die alle bereits einen Minifeuerwehr haben, und dann womöglich nicht mehr zur Jugendfeuerwehr ihrer eigenen Gemeinde wechseln, weil sie andernorts Freundschaften geschlossen haben, wollte die Steinbacher Wehr aktiv werden. Um eine gute Minifeuerwehr auf die Beine zu stellen, brauche es aber vor allem Personal, betont Settler. „2017 war ich aber noch mitten in meinem BWL-Studium und hatte zu wenig Zeit“, erinnert sie sich. Dann kam die Pandemie und das Projekt musste wieder verschoben werden.

Doch nun geht es endlich los. Annika Settler und ihr Team haben alle Hände voll zu tun. Insgesamt 21 Jungs und Mädchen sind heute gekommen, um in Zukunft alles zu lernen, was ein Mitglied der Feuerwehr wissen muss.Damit sich alle ein wenig besser kennenlernen, basteln die Kinder Buttons mit ihrem Namen darauf. Ein kleiner Elefant mit rotem Feuerwehrhelm, der Wasser aus seinem Rüssel spritzt, ist auch auf diesem Namensschild zu sehen. Er ist das Maskottchen der Minifeuerwehr und prangt auch auf dem Rücken der dunkelblauen T-Shirts, das die insgesamt neun Betreuer tragen.

„Wann bekommen wir eigentlich unsere Ausrüstung?“, möchte ein kleiner Knirps unbedingt wissen. Annika Settler muss schmunzeln. „Wenn du dabei bleibst, dann nach den Sommerferien“, verspricht sie. Settler hat selbst mit zehn Jahren in der Jugendabteilung der Wehr angefangen, Der Name Settler ist bei der Steinbacher Wehr nicht selten. Vater Frank ist dort Truppführer, und Annika Settlers Schwester Saskia hat dort ebenfalls Aufgaben als Truppführerin und Jugendausbilderin übernommen. „Ich bin bei der Feuerwehr langsam in meine Aufgaben hineingewachsen“, erzählt die Oberfeuerwehrfrau, die seit 2018 wie ihre Schwester auch Ausbilderin bei der Jugendfeuerwehr ist.

Das Team hat die Kinder in der Zwischenzeit in zwei Gruppen aufgeteilt, so dass die jeweilige Gruppe abwechselnd alle zwei Wochen zur Übungsstunde ins Gerätehaus kommt. „Das hat den Grund, dass wir einerseits noch Erfahrungen sammeln und andererseits höchstens 15 Kinder pro Gruppe haben möchten, damit die Jungs und Mädchen möglichst viel lernen“, erläutert die 28-Jährige. Dazu gehört zum Beispiel, wie man einen korrekten Notruf absetzt, wie man sich die Notrufnummer der Wehr gut einprägen kann und natürlich alles rund um das Thema Brandschutzerziehung. „Der Spaß steht dabei aber immer im Vordergrund“, betont Annika Settler. „Deshalb gehören auch Ausflüge in unser Programm, eine Weihnachtsfeier wird es geben, wir wollen bald mal unsere Wasserspritzwand ausprobieren und auch Kollegen von der Polizei oder dem Rettungsdienst, mit denen wir eng zusammenarbeiten, einladen, die den Kindern aus ihrem Berufsalltag berichten werden“, kündigt sie an.

Nachdem die Jungs und Mädchen ihre Buttons fertiggestellt und sich gleich ans T-Shirt geheftet haben, stellen sich die Kinder im Kreis auf. Ein Kennenlernspiel steht auf dem Programm. Dazu holt Annika Settler zwei geheimnisvoll aussehende Säcke dazu. Sie öffnet einen, und zum Vorschein kommt ein dickes Seil. „Wie ihr vielleicht wisst, brauchen wir von der Feuerwehr manchmal ein solches Seil, um uns irgendwo hochzuziehen, aber wir spielen damit jetzt ein Spiel“, kündigt sie an. Wer den Sack in der Hand hält, sagt seinen Namen, wie alt er ist und was er an der Feuerwehr cool findet, erläutert Settler. Danach wirft er das Seil einem anderen Mitspieler zu. Die Betreuer staunen nicht schlecht, welch tolle Begründungen die Kinder liefern, bei der Feuerwehr mitmachen zu wollen. Niklas, neun Jahre zum Beispiel, will Menschen retten. Leo, sechs Jahre, freut sich, anderen helfen zu können. Darian, fünf Jahre, hat Lust darauf, Brände zu löschen, und Jasmin, acht Jahre, möchte tolle Abenteuer erleben. Das Seil wandert immer weiter. Passanten, die vorbeilaufen, schauen amüsiert herüber und beobachten, was da in der Einfahrt der Feuerwehr vor sich geht. Als jedes der Kinder ein Stück Seil in der Hand hält, ist das Spiel zwar vorbei, doch es ist auch ein dicht gewebtes „Spinnennetz“ entstanden. „Schaut mal, wir sind ein richtig starkes Team“, stellt Annika Settler fest. Und ich wünsche mir für die Zukunft, dass wir so gut zusammenhalten wie dieses Seil.“

!Die Minifeuerwehr übt alle zwei Wochen immer donnerstags von 17 bis 18 Uhr im Gerätehaus in der Gartenstraße. Wer sich anmelden möchte, kann per Mail Kontakt aufnehmen. Die Adresse lautet: minifeuerwehr[at]ffw-steinbach[dot]de.

Weitere Artikelbilder



X