„Ein mutiger Schritt, der wegweisend war“

Stadtverordnetenvorsteher Jürgen Galinski, der Vorsitzende des Gewerbevereins, Walter Schütz, und Bürgermeister Steffen Bonk schneiden die große Geburtstagstorte an (v. l.). Foto: csc

Steinbach (csc). Ein runder Geburtstag ist immer auch Anlass, zurückzuschauen und zu reflektieren, was war. Ganz gleich, ob man selbst oder, wie in diesem Fall, eine ganze Stadt etwas zu feiern hat. Anlässlich der Stadtwerdung Steinbachs vor 50 Jahren am 22. September 1972 hatte Bürgermeister Steffen Bonk am Donnerstag zu einem Festabend in den Saal des Bürgerhauses eingeladen.

„Zu einem Geburtstag lädt man gute Freunde ein“, wie Bonk feststellte. Zahlreiche Gäste waren zur Gala erschienen, darunter Landrat Ulrich Krebs, der Erste Kreisbeigeordnete des Hochtaunuskreises, Thorsten Schorr, der Abgeordnete des Hessischen Landtags und ehemaliger Bürgermeister Steinbachs, Stefan Naas, die Kreisbeigeordnete Kathrin Hechler, Kronbergs Bürgermeister Christoph König und die Ehrenstadträtin Marianne Schwalbe, um nur einige zu nennen. Sie alle wurden begrüßt durch den Stadtverordnetenvorsteher Jürgen Galinski, der den Abend eröffnete.„Der Blick nach vorn gelingt jedoch nur, wenn man sich der Vergangenheit stellt und in den Rückspiegel schaut“, gab Johannes Heger, Geschäftsführer des Hessischen Städte- und Gemeindebunds, in seiner Laudatio zu bedenken. Er war es auch, der die Wehrhaftigkeit Steinbachs gegen die Eingemeindung mit dem kleinen gallischen Dorf aus den Comics von „Asterix und Obelix“ verglich, das erbitterten Widerstand gegen die Übermacht der Römer leistete. „Ein mutiger Schritt, der wegweisend war“, wie er in der Retrospektive feststellte. Von einem kleinen Dorf, das bei Amtsantritt von Bürgermeister Walter Herbst 1962 noch 1918 Einwohner zählte, entwickelte sich Steinbach zu einer rasant wachsenden Gemeinde. In den „langen 60er Jahren“, so genannt, weil in dieser Zeitspanne wichtige Entscheidungen und große Projekte begonnen wurden, stieg die Bevölkerungszahl auf fast 11 000 an. Zu diesen Projekten gehörte zum Beispiel die neue Wohnstadt Hessenring, die Wohnstadt Nord, die Baugebiete „Am Alten See“, „Am Schießberg“ und „Am Wingertsberg“, heute Berliner Straße, sowie der Bau des Schwimmbads und der neuen Schule.

Steinbach sei nicht immer „auf Rosen gebettet“ gewesen, musste auch der Rathauschef zugeben. Doch die Entwicklung, die Steinbach vollzogen habe, sei seiner Ansicht nach beispiellos. „Ohne das Wirken von Politik und Verwaltung, aber auch der Bürger, wäre dies nicht möglich gewesen, und wir wären 1972 eingemeindet worden“, betonte Bonk.

Ein Stadtvater und kreative Bürger

In diesem Zusammenhang fiel an diesem Abend immer wieder der Name von Bürgermeister Walter Herbst. „Wir können Herbst durchaus als den Vater des modernen Steinbachs bezeichnen“, erklärte der Erste Stadtrat Lars Knobloch. „Steinbach zeichnet sich durch seine kreativen Bürger aus, die sich einbringen“, stellte Landrat Ulrich Krebs fest, der ebenfalls seine Glückwünsche überbrachte und sich für die gute Zusammenarbeit der vergangenen Jahre bedankte. Auch der Erste Beigeordnete aus Steinbachs Partnerstadt Steinbach-Hallenberg, Thorsten Hoffmann, gratulierte. Bürgermeister Markus Böttcher fehlte zwar, hatte aber dafür „die beste Entschuldigung, die man haben kann“, wie Hoffmann ausführte: „Er heiratet morgen.“ Stattdessen war ein Original aus Steinbach-Hallenberg mitgekommen, der „Burgvogt“ Stephan Herwig, der „eigentliche Chef“. Hoffmann und Herwig beschenkten Steffen Bonk und Stadträtin Claudia Wittek mit je einem Wanderrucksack gefüllt mit thüringischen Spezialitäten, auf dass es sie bald wieder in den Thüringer Wald ziehen möge. „Das war zwar so nicht abgesprochen, aber ich bin euch sehr dankbar“, scherzte Bonk. Apropos Scherze, dafür war der Schauspieler Walter Renneisen zuständig. Er „rockte den Abend“, wie der Rathauschef bemerkte, mit Anekdötchen über die hessische Mundart und musikalischen Beiträgen, natürlich auch mit hessischen „Untertiteln“. „An sieben Tagen erschuf Gott die Welt. Am achten Tag waren die Dialekte dran. Nur die Hessen hatten keinen“, berichtete Renneisen dem Publikum. „Doch Gott sprach: Rescht euch net uff, babbelt wie isch.“ Mit diesem kecken Spruch, der so manchen Gast laut auflachen ließ, hatte Renneisen sein Publikum schnell um den Finger gewickelt. Kein Wunder, dass das Auditorium den hessischen Zungenbrecher „Sitzt e Wermsche uff‘m Termsche“ auswendig mitsprechen konnte. „Das geht ja wie das Vaterunser“, stellte Renneisen verblüfft fest. Abgerundet wurde das Programm mit Musikstücken passend zum Thema 70er Jahre von Ellen Breitsprecher am Klavier, Beatrice Ort (Violine) und Basile Orth (Violincello). Sie spielten ein Medley aus Abba-Hits, „Bohemian Rhapsody“ von Queen und den Klassiker „Bridge Over Troubled Water“ von Simon and Garfunkel. Das begeisterte Publikum gab tosenden Applaus und auch Zugabe-Rufe waren zu hören.

Zur bekannten Melodie des Käptn‘s-Dinner beim „Traumschiff“ wurde die große Torte hereingerollt, denn auch die darf bei einer Geburtstagsparty nicht fehlen. Die Buttercreme-Torte war mit weißem Fondant verziert, auf dem der Schriftzug „50 Jahre. Stadt Steinbach“ und das Stadtwappen prangten. „Um eine Stadt am Leben zu erhalten, bedarf es der Schaffenskraft vieler, und es ist der Erfolg vieler“, betonte Steffen Bonk.

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