Wenn aus Nachbarn Freunde werden

Arbeiten nicht nur als Nachbarn im Garten Hand in Hand, sondern auch als Sprecher der IG Senioren: Giancarlo Cappelluti und Christine Lenz. Foto: JR

Von Christine Sarac

neue Wege gehen und seine Bürger stärker an Entscheidungen rund um das Stadtgeschehen beteiligen. Daher hat sie einen Gesamtbeirat gegründet, der aus insgesamt sechs Interessengemeinschaften (IG) besteht. Wir stellen in einer Serie deren Sprecher vor und zeigen, was diese Menschen bewegt, sich zu engagieren. Diesmal geht es um die IG Senioren.

Wenn Christine Lenz beginnt zu erzählen, dann verrät ihr Akzent, dass sie nicht in Steinbach geboren wurde. Sie stammt aus der Nähe der englischen Stadt Stratford upon Avon, dem Geburtsort des berühmtesten Schriftstellers der Insel, William Shakespeare. Das verbindet sie mit Giancarlo Cappelluti, der klangvolle Name lässt es schon erahnen, dass auch er nicht gebürtig aus Steinbach stammt, sondern vor vielen Jahren aus Mailand/Italien in den Taunus gezogen ist. Hier hat er für die Höchst AG gearbeitet. Die beiden zusammen ergeben ein gutes Gespann oder, um es in der Muttersprache von Christine Lenz auszudrücken, ein „perfect match“. Das ist deshalb wichtig, weil beide die Sprecher der IG Senioren sind und sich vorgenommen haben, in und für Steinbach etwas zu bewegen.

Was Christine Lenz und Giancarlo Cappelluti wahrscheinlich den anderen Sprechern der insgesamt sechs IG voraus haben ist, dass sie sich sehr gut kennen. „Wir sind ein ganzes Stück unseres Lebensweges gemeinsam gegangen“, stellt Cappelluti fest, denn beide sind seit 47 Jahren Nachbarn. „Jetzt gehen wir auch unser Seniorenleben gemeinsam an“, ergänzt Christine Lenz und lacht ihren Nachbarn an. Höhen und Tiefen des Lebens haben beide miteinander erlebt. Als Christine Lenz mit 38 Jahren plötzlich Witwe wurde – ihr Mann Hubert, ein begeisterter Fußballer, erlitt bei einem Spiel einen plötzlichen Herztod – waren Ellen und Giancarlo Cappelluti für sie da. „Wir, meine Kinder Markus und Natascha und ich, haben es geschafft“, sagt Christine Lenz rückblickend. „Das lag aber auch daran, dass so viele Steinbacher uns beigestanden, uns getröstet und uns unter die Arme gegriffen haben, wo sie nur konnten“, sagt die 68-Jährige dankbar. „Für mich wäre es deshalb nie infrage gekommen, Steinbach zu verlassen und zurück nach England zu gehen.“ Auch den Cappellutis ist Steinbach ans Herz gewachsen. „Wir haben uns gleich wohl hier gefühlt und viele Freunde gefunden. Wir schätzen die kurzen Wege, es ist ein Paradies“, schwärmt der 84-Jährige. „Vor allem habe ich hier gelernt, dass das Soziale wichtiger ist als alles andere, und ich bin davon überzeugt, dass das in Zukunft noch relevanter für unsere Gesellschaft werden wird. Steinbach verändert sich, es entsteht etwas Neues, und wir beide wollen das mitgestalten“, so Cappelluti. So war es für beide quasi selbstverständlich, dass sie sich bei der Arbeit der IG einbringen wollen, als das Konzept im vergangenen Jahr immer wieder beworben wurde.

Ehrenamtliche Arbeit ist sowohl für Christine Lenz, als auch für Giancarlo Cappelluti nichts Neues. Christine Lenz ist Pressewartin der Turn- und Spielgemeinde (TuS) und war zehn Jahre lang Stadtverordnete der FDP. Dazu engagiert sie sich seit Jahren in der katholischen St.-Bonifatius-Gemeinde und gestaltet vor allem die Familiengottesdienste mit. Giancarlo Cappelluti war fünf Jahre lang Stadtverordneter für die SPD, ist Gründungsmitglied des Vereins „brücke“ und engagiert sich im Arbeitskreis Flüchtlinge (FiS). „Seit 2015 betreue ich drei syrische Familien und helfe bei der Wohnungssuche, bei Behördengängen und allen Problemen, die sich im Alltag so stellen“, erklärt er. „Das ist eine wunderschöne Arbeit“, schwärmt er. Für sein großes Engagement bekam er beim Ehrenamtsempfang der Stadt am 6. Mai eine Ehrenamtsurkunde überreicht.

Zurzeit beschäftigt sich die IG Senioren mit zwei großen Projekten, die zeitnah umgesetzt werden sollen. Das eine ist eine Umfrage unter den Steinbacher Senioren zu Punkten wie Lebensqualität, soziales Leben, Barrieren und ähnliches. Noch im Herbst soll der Fragebogen per Post an die betreffenden Haushalte geschickt werden. „In unserer Stadt leben 3085 Menschen ab 60 Jahre. Um etwas für unsere Zielgruppe bewegen zu können, müssen wir sie erst einmal kennenlernen“, sind sich Cappelluti und Lenz einig.

Parallel dazu plant die IG Senioren eine Messe mit dem Titel „Leben im Alter in Steinbach“ am Sonntag, 2. Oktober im Bürgerhaus. „Wir haben dazu nicht nur Pflegeheime, die Kirchengemeinden, DRK, Hospiz- und Palliativdienst in Oberursel angeschrieben. Auch Handwerker versuchen wir ins Boot zu holen, die aufzeigen können, welche Erleichterungen im häuslichen Umfeld möglich sind“, berichtet Christine Lenz. Vorträge sollen das Programm ergänzen. Christine Lenz und Giancarlo Cappelluti hoffen, viele Steinbacher zur Mitarbeit in ihrer IG begeistern zu können. „Es soll ein Erfolg werden“, wünschen sich beide.



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