Neustart des Theaters mit der Dramödie um die „Extrawurst“

Schon zeigen sich erste Anzeichen für größere Verwerfungen unter den Vereinsmitgliedern: Torsten (Hans Machowiak) und Melanie (Susanne Theil) diskutieren mit Heribert, dem Vorsitzenden (Gerd Silberbauer), während Erol (Matthias Happach) und der zweite Vorsitzende Matthias (Daniel Pietzuch) nur darauf warten, sich einzumischen. Foto: Gruber

Steinbach (bmi). Es ist eine ganz normale Vereinssitzung in einem ganz normalen kleinen Tennisverein. Der Vorsitzende ist gerade „mit 100 Prozent der Stimmen“ wiedergewählt worden, wie er stolz verkündet, und auch sonst verläuft alles ganz normal. Die Punkte auf der Tagesordnung werden vom Vorsitzenden in rascher Folge ein wenig selbstherrlich abgehandelt und eigentlich wäre die Sitzung schon wieder vorbei, kaum dass sie begonnen hat.

Doch jetzt kommt das Theaterstück „Extrawurst“ im Bürgerhaus Steinbach erst richtig in Schwung, denn an einer vermeintlich harmlosen Frage entzündet sich so viel Diskussions-Sprengstoff, dass den Vereinsmitgliedern ihr schönes trautes Vereinsleben in Null Komma Nix um die Ohren fliegt. Sie blicken nicht nur in sprachliche Abgründe, auch weltanschauliche Differenzen treiben tiefe Risse in ihre vormals vermeintlich heile Welt. Jeder trägt sein Teil dazu bei: Der diktatorische erste Vorsitzende, der ganz schnell entnervt hinwirft, ebenso wie der zweite Vorsitzende, der sich auf den vakanten Posten stürzt, dieser Aufgabe aber nicht gewachsen ist und die aufflammende Diskussion mit eigenen sprachlichen Entgleisungen gegenüber Erol, dem einzigen Türken im Verein, befeuert. Schwupps, schon hat ihn der vermeintlich tolerante Atheist Torsten in die Nazi-Ecke gestellt und treibt damit den Keil noch etwas tiefer zwischen die Vereinsmitglieder. Die Grenzen seiner Toleranz wiederum strapaziert seine Frau Melanie, Doppelpartnerin von Erol.

So gleitet die Diskussion um die Anschaffung eines zweiten Grills für die „Extrawurst“ des türkischen Vereinsmitglieds ganz schnell in private Befindlichkeiten ab, was dazu führt, dass alle der Reihe nach hinwerfen und austreten wollen. Die Frage nach der Toleranz von Mehrheiten gegenüber Minderheiten, aber auch ganz persönlich untereinander, ist der zum Nachdenken anregende Kernpunkt dieses Theaterstücks von Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob, das aber auch gekonnt alle Möglichkeiten der Komik zur Erheiterung des Publikums ausschöpft.

Für die engagierten und spielfreudigen Schauspieler Gerd Silberbauer, Daniel Pietzuch, Matthias Happach, Susanne Theil und Hans Machowiak gab es daher enthusiastischen Applaus des Publikums, das sich nach langer Coronapause endlich wieder am Theater erfreuen konnte. Das war auch dem Einsatz von Sigrid Hilbig und Janina Kühne zu verdanken, die viel zum Neustart der Theaterreihe beitrugen. Hilbig, Vorsitzende des Kultur- und Partnerschaftsvereins Steinbach, überreichte daher nach ihren einführenden Worten zu diesem besonderen Abend einen Blumenstrauß an Janina Kühne vom Büro des Bürgermeisters als Dank für ihr besonderes Engagement, damit Steinbach am Förderprogramm „Neustart Kultur“ des Bundes teilnehmen kann.

Normalerweise findet die traditionelle Theaterreihe „Theater light“ immer im Herbst statt, gut 70 Prozent der Besucher sind Abonnenten. Fünf bis sechs Theaterstücke unterschiedlicher Theatergruppen stehen dann pro Saison auf dem Programm, sie sind meist ganz unterschiedlicher Couleur, besinnlich oder heiter, auch mal kritisch und zum Nachdenken anregend.

Fotos der Dramödie „Extrawurst“ sind im Internet auf den Seiten der Stadt in der Bildergalerie unter www.stadt-steinbach.de unter Rathaus » Bürgerservice » Bildergalerie zu finden. Informationen zu weiteren Veranstaltungen sind ebenfalls auf der Internetseite der Stadt zu finden. Sollte für Veranstaltungen wie beispielsweise einem Theaterabend ein negativer Corona-Schnelltest erforderlich sein, so bietet auch unter anderem das Schnelltestzentrum im Bürgerhaus dazu eine zentral gelegene Möglichkeit.



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