Wie eine „Prinzessin“ ihren Frosch findet

Korkenzieher oder Schlüssel zum Glück? Für Gäste der „BrauchBar“ im Höck’schen Hof ist er beides. So mancher „Schatz“ wartet darauf entdeckt zu werden. Wer nichts findet, erlebt immerhin einen schönen Nachmittag. Foto: csc

Von Christine Šarac

Steinbach. Wenn sich das Rolltor der Garage im Höck’schen Hof öffnet, dann ist das ungefähr so, als würde Ali Baba in das Geheimversteck der 40 Räuber eintreten. Überall Schätze!

Sie kommen daher, fein säuberlich aufgereiht in liebevoll dekorierten Regalen, präsentieren den Besuchern ihre Schokoladenseite und lassen Herzen höherschlagen. Was für den einen ein schlichtes Bierglas, wenngleich mit schönem Schliff ist, ist für den anderen genau das Glas, nach dem er schon so lange gesucht hat. Aber darum geht es bei der „BrauchBar“ der Sozialen Stadt. Dinge des Alltags, die noch in einem tadellosen Zustand sind, wertschätzend loslassen und anderen Menschen damit eine Freude bereiten. „Ich freue mich, dass wir das Projekt endlich starten können“, sagt Bürgermeister Steffen Bonk, der die „BrauchBar“ in Form einer symbolischen Schlüsselübergabe an Quartiersmanagerin Bärbel Andresen offiziell eröffnet. Der „Schlüssel“ stammt selbstverständlich auch aus der „BrauchBar“, wie Andresen verrät, und ist ein Korkenzieher. Am Ende des Nachmittags ist er, wie viele andere Dinge, aus dem Regal verschwunden und hat ein neues Zuhause gefunden.

Angefangen hat alles mit einem Tisch vor dem Stadtteilbüro. Dort hat Bärbel Andresen vor zwei Jahren eine Mini-Tauschbörse eingerichtet. Die Quartiersmanagerin steht nicht nur hinter diesem Konzept, sie lebt es selbst. Dem Tisch ist die Idee schnell entwachsen, jetzt können Besucher immer mittwochs von 15.30 bis 17 Uhr in der Untergasse 1 vorbeischauen. Die Garage hat die Stadt zur Verfügung gestellt. 13 Ehrenamtliche der Sozialen Stadt haben daraus die „BrauchBar“ gemacht, mit bunten Regalen, hübscher Deko und viel Herzblut. Obwohl es erst das dritte Mal ist, dass sich Besucher hier umsehen, Dinge bringen und/oder auch mitnehmen können, ist Bärbel Andresen sehr zufrieden mit der bisherigen Resonanz auf das Projekt. „Dass es gut ankommt, das habe ich mir gedacht, denn auch der Tauschtisch war beliebt“, stellt sie fest. „Hinzu kommt, dass ich es auch für ein gutes Konzept halte, das in Steinbach gebraucht wird.“

Die „BrauchBar“ geht Hand in Hand mit Angeboten wie dem Awo-Kleiderladen und den Bücherzellen. Das bedeutet Bücher, Kleidung und Möbel werden nicht angenommen, ebenso wie verderbliche Waren. Darüber hinaus kann ein Spender nicht mehr als zwei Taschen voller Schätze abgeben. Wer etwas findet, darf bis zu drei Teile mitnehmen. Doch bei der „BrauchBar“ geht es auch um das Miteinander. Besucher sind eingeladen, im Höck’schen Hof zu verweilen und sich mit anderen auszutauschen. Ganz natürlich ergeben sich Gespräche und ein Glas Tee und ein Stück Kuchen können dabei auch genossen werden. Hinzu kommt, dass sich der „Kreativtreff“ in den Sommermonaten nicht im Stadtteilbüro, sondern hier trifft. All das trägt dazu bei, das sich im Schnitt 30 bis 50 Personen an so einem Nachmittag in der „BrauchBar“ umsehen.

Eine Dame tritt ein, entdeckt direkt gegenüber ein großes Holzbild mit der Aufschrift „Teddy Bear Hockey“ und greift beherzt zu. Wer Bären mag, der findet noch mehr Schönes. Sei es der putzige braune Stoffbär mit dem treuen Blick und dem Herzknopf auf dem Bauch oder die Lichterkette mit grünen Gummibären – die 80er lassen grüßen. Es gibt aber auch viel Nützliches für den Haushalt wie Geschirr, Gläser, Vasen. Der Bürgermeister liebäugelt mit einem Spargeltopf. „Sogar für den Induktionsherd geeignet“, stellt er nach einem prüfenden Blick auf die Unterseite fest. Oder doch lieber die zwei Espressotassen? Ein kleines Mädchen betrachtet interessiert den kleinen Koffer, in dem sich Kuscheltiere befinden, die ein neues Zuhause suchen. Nach einer Weile entscheidet sie sich für einen mit Granulat gefüllten Frosch. Ob er sich das wohl hätte träumen lassen, dass er noch mal eine „Prinzessin“ findet? Auch Spiele gibt es. Klassiker wie Cluedo oder Trivial Pursuit zum Beispiel. Ein Besuch lohnt immer.

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!Wer Lust bekommen hat, die „BrauchBar“ selbst zu besuchen, hat immer mittwochs von 15.30 bis 17 Uhr dazu Gelegenheit. Im August ist die „BrauchBar“ wegen der Ferienzeit geschlossen.

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