Eine Stadtrallye zum Wohlfühlen

Gang durch das Labyrinth auf der Gemeindewiese. Foto: HB

Von Hans-Jürgen Biedermann

Steinbach. Diese Veranstaltung war möglicherweise der Beginn einer neuen Eventkultur. Die Stadtrallye führte vergangenen Sonntag über 25 Etappen durch weite Teile Steinbachs und entfaltete dabei eine bislang nicht gekannte Wohlfühlatmosphäre. Fünf Stunden lang prägten Straßentheater, Informationsbörse und Mitmachangebote das Stadtbild. Die Stimmung war so gut wie das Wetter.

Es waren schließlich 25 Aktionspunkte, vor allem an einer Achse gelegen, die den Weg durch die Stadtrallye von der Untergasse über den Pijnackerweg zum Basketballkorb am Grünen Weg führten. Quizfragen wurden ebenfalls rund um den Freien Platz, am Ende der Obergasse und am Weiher gestellt. Die Tour durch Steinbach zog sich auch jenseits der Stadtgenze entlang, die von Familien mit Fahrrädern aus allen Richtungen überquert wurde. Wer die Rallye gewinnen wollte, musste freilich an jedem Stand eine Frage beantworten. So macher Teilnehmer erreichte erst auf den letzten Drücker den „Briefkasten“ im Büro der Sozialen Stadt am Bürgerhaus.Die musikalische Komponente der Rallye, bei der Maskenpflicht herrschte, auf Anmeldung, Abstand und Desinfektion geachtet wurde, war unüberhörbar. In der Toreinfahrt des Quellenhofes in der Kirchgasse intonierten fünf Musikstudenten aus Frankfurt Reinhard Meys „Gute Nacht Freunde.“ Das Mikrofon stand jedermann für einen Selbstversuch als Sänger offen. Vor dem Bürgerhaus spielte der „Frohsinn“, der Verein feiert 2041 seinen 200. Geburtstag, Stücke zum Erraten aus verschiedenen Musikkategorien. Wer daneben lag, konnte sich mit Gummibärchen trösten. Barbara Köhler saß auf dem Verbindungsweg neben Avendi am Klavier und bewies als ehemalige Cafehauspianistin im Bad Homburger Kurpark, dass sie über ein reichhaltiges und vielseitiges Repertoire verfügt. Sie spielte Schlager, Gershwin, Bach und Schubert – begleitete einen Chor von Heimbewohnern mit Volkswaisen, assistiert von Heimleiter Bernhard Antony.

Seifen, Velos, Enten, Tanz und...

Bewegungsangebote machten die AG Mittagstisch mit Kartoffellauf, die „Parkourentzi“ im Labyrinth auf der Gemeindewiese und das Jugendzentrum am Basketballkorb unterhalb des Grünen Wegs. Der Evangelische Kindergarten lud zur Seifenproduktion, die Tanzgarde 08 zum Entenangeln, und in der Fahrradwerkstatt war eine weiße Tafel für Velo-Malerei reserviert. Die Pitschetreter spritzten diesmal niemanden nass, sondern gaben eine Pyramide aus zehn Blechdosen als Zielscheibe frei.

Eine kluge Regie hatte die Eröffnung des Walter-Herbst-Weges in das Programm eingefügt und auf diese Weise dem Ereignis die gebührende Aufmerksamkeit verschafft. „Der Vater des modernen Steinbach“, wie ihn Bürgermeister Steffen Bonk nannte – dieser bemerkenswerte Sozialdemokrat, der in 30 Amtsjahren aus dem Dorf mit 1700 Bürgern eine Stadt von knapp 11 000 Einwohnern machte, wird auf einem von der Familie finanzierten Bronzerelief gewürdigt. Der Ehrenbürgermeister ist Ende Juli 2019 kurz vor seinem 90. Geburtstag gestorben. „Was für ein schöner Tag“, lobte sein Sohn Bernd Herbst die Zeremonie, an der auch Bruder Friedrich und die Ehefrauen Frieda und Annette teilnahmen.

Der Pijnackerweg war um diese Zeit das Herzstück der Rallye, die vom Büro der Sozialen Stadt veranstaltet wurde. Die Trommler aus Birundi verschafften sich mühelos Gehör, und die Stelzenläufer erinnerten mit ihren Kostümen an Feen und Drachen. „Die Brücke“ hatte ihren Stand vor ihrem Büro am Hessenring aufgestellt. Die Belegschaft verkaufte Wasserflaschen und animierte zum Brückenbau wenigstens mit Holzspielzeug. Derweil erteilte der Geschichtsverein vor dem Backhaus eine Minilektion in Stadthistorie, vor der Stadtbücherei wurden Taschenbücher verschenkt. Die Eine-Welt-Gruppe verkaufte Kaffee, Kakao und Schokolade aus fairem Handel, während gegenüber die Nähwerkstatt mit Topflappen auf sich aufmerksam machte. Die Caritas präsentierte sich vor ihrer neuen Adresse im Erdgeschoss des Hochhauses am Avertin-Platz. Kaffee gab es vom Straßenkreuzer der katholischen Gemeinde Kirche, für die Pastoralreferent Christof Reusch vor dem Gemeindezentrum in der Untergasse zum Gang in die Kirche bat. An der Friedrich-Hill-Halle machte die AG alle Menschen mit Blindenschrift vertraut, und am Weiher in der Steinbachaue hatten das Stadtteilbüro und die Frauengruppe „Time for us“ ihre Stände. Nach dem augenblicklichen Stand der Dinge treffen sich die Steinbacher auf dem Weihnachtsmarkt wieder. Bislang haben sich 26 Interessenten angemeldet.

Weitere Artikelbilder



X