Unterwegs – im Saal und im Kopf

Die Mitglieder des Steinbacher Wekstattkreises freuen sich darüber, ihre Arbeiten zu präsentieren und mit Kunstinteressierten zu teilen. Die Jahresausstellung trägt den Titel „Unterwegs“. Foto: csc

Von Christine Šarac

Steinbach. „Lebendig“ ist das Wort, das einem beim Besuch der Ausstellung „Unterwegs“ des Steinbacher Werkstattkreises in den Sinn kommt. Auf den Bildern der Künstler, die sich im Obergeschoss des Bürgerhauses präsentieren, ist was los. Farbexplosionen mischen sich mit Arbeiten in raffinierten Techniken und werden beim nächsten Werk von abstrakter Kunst abgelöst. Der Betrachter ist also bereits beim Anschauen „Unterwegs“ – im Saal und im Kopf.

Lebendig ist auch die Atmosphäre der Vernissage am Freitagabend. Die Vorsitzende des Werkstattkreises, Irene Bleimann, kommt aus dem Händeschütteln nicht heraus, so viele Besucher sind gekommen. Bürgermeister Steffen Bonk ist unter den Gästen sowie fast der gesamte Magistrat der Stadt. „‚Unterwegs‘ heißt zunächst einmal, nicht zu Hause zu sein“, stellt Bleimann in ihrer Eröffnungsrede fest. „Und es ist wunderschön, dass Sie sich heute Abend auf den Weg gemacht haben, unsere Bilder zu betrachten.“ Dies und die Tatsache, dass der Werkstattkreis 1978 seine erste Ausstellung im Bürgerhaus ausrichtete und somit auf 45 Jahre Kunsttätigkeit zurückblicken kann, heben die Stimmung. Doch nicht nur Yüksel Akpinar, Franziska Bank, Carola Biermann, Irene Bleimann, Renate Götz, Christine Helgert, Kristina Müller-Bank, Anita Sutphen, Hildegard Runge und Rüdiger Voerste zeigen ihre Werke. Zum ersten Mal stellen auch Mitglieder aus der Kunstszene von Steinbach-Hallenberg, Steinbachs Partnerstadt in Thüringen, aus. Insgesamt 15 Arbeiten von Claudia Büchner-Thron, Nadja Weisheit, Gerhard Usbeck, Deniese Fleischmann, Maureen Geke Ludwig, Gerd Holland-Nell und Severine Bebek sind zu sehen. Während des Besuchs beim Burgfest in Steinbach-Hallenberg im Juni hatte der Werkstattkreis erste Kontakte mit lokalen Künstlern geknüpft. „Danke, dass wir die Möglichkeit haben, hier unsere Bilder zu zeigen“, freute sich Claudia Büchner-Thron, die mit ihrem Mann und Sohn Fritz angereist war. ‚Kreativrunde‘ heißt der Malkreis in Steinbach-Hallenberg, der sich wöchentlich meist im Atelier des freischaffenden Künstlers Gerhard Usbeck trifft.

Claudia Büchner-Thron hat sich vor zwei Jahren der Künstlergruppe angeschlossen. Sie zeigt unter anderem eine Acryl-Collage auf Leinwand mit dem Titel „Die Liebe – Maps“. Zu sehen sind die Köpfe zweier Personen, die einander zugewandt sind. Die Konturen der Gesichter sind ausgearbeitet, darunter schimmert jedoch eine Landkarte hindurch, was den Titel des Bildes erläutert. „Ich arbeite derzeit an einer Serie mit dem Titel „die Liebe“, und jedes Bild stellt ein Paar dar, aber auf ganz unterschiedliche Art und Weise“, erläutert die Künstlerin.

Rüdiger Voerstes Bild „Landschaft mit Mädchen“ zieht den Blick des Betrachters scheinbar in die Unendlichkeit des Horizonts. Das Auge trifft am rechten Bildrand an der Linie, an der sich Meer und Himmel begegnen, auf die Figur eines Mädchens mit rotem Pullover. Ihr Haar flattert im Wind, und sie scheint den Sonnenauf- oder Untergang zu betrachten. „Mein Plan bei diesem Bild war es, die Farben zum Leuchten zu bringen“, erläutert Voerste. Er habe sich intensiv mit dem Thema Farbe auseinandergesetzt und sich damit beschäftigt, mit möglichst wenigen Elementen einen Raumeindruck zu schaffen.

Irene Bleimann ist das ganze Jahr über in Sachen Kunst unterwegs. Entweder beim Pleinairmalen zu Hause oder auf Reisen oder indem sie Ausstellungen und Workshops besucht. „Da ich auch sehr gerne Bahn fahre, habe ich in meinen Aquarellen das Thema umgesetzt“, erläutert sie.

Carola Biermann hat sich dem Jahresthema fast spielerisch genähert. Ein großer Kaffeebecher dominiert den Vordergrund ihres Bildes. Wie ein Fremdkörper ragt er aus der idyllischen Landschaft und macht so auf unseren Umgang mit unserer Umwelt aufmerksam.

„Träume in Blau“ hat Renate Götz ihr quadratisches Acrylbild genannt, das sie „ganz intuitiv“ gemalt habe. Auffällig ist, dass sie in ihren Arbeiten verschiedene Genres und Techniken verwendet. Auch comicähnliche Zeichnungen wie die eines fröhlichen Kamels sind dabei und zaubern den Besuchern ein Lächeln aufs Gesicht. „Ich mag es, ein bisschen Humor hineinzubringen“, so Götz. Renate Götz ist seit 40 Jahren im Werkstattkreis aktiv und somit das älteste Mitglied, das an diesem Abend seine Bilder ausstellt.

Von nordischen Motiven lässt sich Christine Helgert gern inspirieren. Gerade erst kam sie von einer Reise in die Arktis zurück. In ihren Spachtelbildern hat sie die Eindrücke von Weite, Einsamkeit und Kälte verarbeitet.

Kristina Müller-Bank und ihre Tochter Franziska Bank lieben kräftige Farben. Kristina Müller-Bank hat in ihrem Acrylbild das eine Schnecke darstellt, die eine Schnellstraße überquert, Airbrush-Technik verwendet. Statt eines Häuschens trägt die Schnecke eine rote Uhr auf dem Rücken. Zeit ist eben relativ, besonders wenn man unterwegs ist.

!Die Ausstellung des Steinbacher Werkstattkreises ist noch bis Sonntag, 12. November, im Bürgerhaus zu sehen. Geöffnet ist sie noch bis Samstag von 16 bis 18 Uhr, sowie am Sonntag von 10 bis 17 Uhr.

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