Sulzbach (mas) – Der Wetterbericht versprach nichts Gutes: Eigentlich sollten am Sonntag dunkle Wolken über die Gemeinde ziehen und einen Regen verursachen, der den Sportplatz zu einem kalten, nassen und unliebsamen Ort verwandelt hätte. Doch von diesen Prognosen ließen sich die Veranstalter des 28. Sulzbacher Volkslaufs nicht unterkriegen und bauten dennoch alles auf. Und das hat sich gelohnt: In der Nacht von Samstag auf Sonntag kamen zwar einige Tropfen herunter, doch zum Mittag hin blieb es trocken und der Volkslauf für krebskranke Kinder konnte reibungslos veranstaltet werden.
Und dieses ungünstige Wetter wurde auch bei der Eröffnung offen angesprochen: „Bei der vergangenen Gemeindevertretung sagte ich noch, dass, wenn Sulzbach feiert, immer die Sonne scheint. Das hätte ich nicht sagen sollen“, scherzte der Schirmherr des Volkslaufs, Bürgermeister Elmar Bociek. Einen großen Dank richtete er an den neu gegründeten Verein „Volkslauf Sulzbach (Taunus)“, der das Weiterführen des Volkslaufs überhaupt erst ermöglicht hätte. Zudem lud Walter Mirwald, welcher bereits zum 28. Mal den Sulzbacher Volkslauf moderierte, Daniel Quaas, Center Manager des Main-Taunus-Zentrums (MTZ), auf die Bühne. Dieser berichtete über die Eröffnung und den bisherigen Erfolg des „Food Garden“ (KW 16, S. 1) und über seine Freude, schon zum vierten Mal beim Volkslauf dabei zu sein. Auch fragte Mirwald den Center Manager, warum das MTZ beim Sulzbacher Volkslauf dabei ist und fügte hinzu: „Es ist ja nicht selbstverständlich, dass das MTZ den Volkslauf unterstützt.“ Dem widersprach Quaas: „Das MTZ ist mit der Gemeinde eng verbunden, deswegen ist es für uns selbstverständlich, mit dabei zu sein.“
Damit konnte das Signal an die MTZ-Stafette gegeben werden, welche traditionell mit einem Banner einläuft und die Aufmerksamkeit auf die großzügige Unterstützung des MTZ lenkt.
Aber wie es nun mal so ist, kann ein Volkslauf auch nur dann stattfinden, wenn das Volk läuft, und davon waren zu Beginn recht wenig da. Normalerweise sei der Sportplatz bereits vor dem offiziellen Start prall gefüllt, doch selbst um 11 Uhr war von einem großen Andrang nicht viel zu sehen. Und das zeigte sich auch beim Start des ersten Laufes. Für lediglich etwa 60 Läufer zählten die anwesenden Gäste herunter mit Mirwald, selbst Mitglied des Vereins „Volkslauf Sulzbach (Taunus)“, und Bürgermeister Bociek, der mit einer Lufthupe das Startsignal gab. Und obwohl bis zu diesem nur wenige Sulzbacher da waren, gaben die Anwesenden alles, um die Läufer mit ordentlich Motivation in den Eichwald zu entlassen.
Über 4.550 Meter lang war eine Runde. Und bereits nach 20 Minuten überquerten die ersten Läufer die Ziellinie, die mit einem Banner der AOK geschmückt war. Nach nur 20 Minuten und 25 Sekunden kam Wilhelm Carl als Erster im Ziel an. Ihm folgten Benjamin Hoffmann (21 Minuten und 26 Sekunden) und Viktor Strauch (21 Minuten und 29 Sekunden). Die erste Frau, die ins Ziel kam, war nach 27 Minuten und 9 Sekunden Sabine Carl. Kurz danach kamen auch Vinka Radeck (27 Minuten und 26 Sekunden) und Meryem Tas (27 Minuten und 34 Sekunden) im Ziel an. Nicht nur die drei besten Damen und Herren, sondern auch jeder andere Läufer, darunter Kinder, „Walker“ und Eltern mit Kinderwägen, wurde mit lautem Applaus am Ziel willkommen geheißen. Für ihre Leistung gab es eine glänzende Medaille.
„Ich hoffe, wir sammeln genau so viel Geld wie Kilometer“, äußerte sich Frank Castecelle, Schatzmeister des Vereins „Volkslauf Sulzbach (Taunus)“, nachdem er seine Runde absolviert und von Mirwald interviewt wurde. Meryem Tas, 1. Vorsitzende des Vereins, welche, wie erwähnt, die drittschnellste Läuferin war, hielt nach den 27 Minuten und 34 Sekunden, die sie für die Strecke durch den Eichwald benötigte, nicht an: Ihr Ziel war es, 5.000 Meter auf einmal zu laufen. Andere Vereinsmitglieder wiederum übernahmen andere Aufgaben und kümmerten sich um die Organisation der Veranstaltung oder, wie Ilona Schiller es tat, übernahmen die Kinderbetreuung. Für die jüngeren Gäste standen verschiedene Spielzeuge und Turngeräte zur Verfügung. Sie konnten etwa ein zusammengebundenes Seil in einen Seifeneimer stecken, um damit riesige Seifenblasen durch die Luft fliegen zu lassen, mit unterschiedlichen Tretautos auf dem Sportplatz fahren oder Figuren aus Bügelperlen basteln. Aileen Henke und Gabi Jajonek boten den Kindern an, ihre Gesichter mit bunten Mustern bemalen zu lassen.
Außerdem gab es zwei zusätzliche Varianten des Volkslaufs: die bekannten Bambini-Läufe und, in diesem Jahr zum ersten Mal angeboten, die Stadionrunde für „Best Ager“ – eine verkürzte Strecke für all diejenigen, die die 4.550 Meter durch den Eichwald nicht schafften, trotzdem ihren Teil zur Aktion beitragen mochten. Trotz der inklusiven Idee nahmen nur wenige die neue Variante an. Ein gutes Zeichen für die Sulzbacher Bürger, könnte man meinen, deren Großteil wohl für viereinhalb Kilometer fit genug ist.
Zusätzliches Unterhaltungsprogramm
Kuchen von den Landfrauen, die von der Kita Waldnest verkauft wurden, Getränke vom „Getränke Kreiner“ und Bratwürstchen von freiwilligen Helfern: Die Gäste des Volkslaufs – welche mit der Zeit immer mehr wurden – hatten ein solides Verpflegungsangebot, um dem Programm der Veranstaltung zu folgen. Musikalisch wurde der Volkslauf von dem „Oldie-Express“ unterstützt.
Ein wichtiger Programmpunkt war die Scheckübergabe des Lions Club Sulzbach, die der „Incoming Präsident“ Ulrich Bollwerk übergab. 500 Euro überreichte der zukünftige Präsident des Clubs Meryem Tas, der 1. Vorsitzenden des Vereins „Volkslauf Sulzbach (Taunus)“. Doch das war nicht die einzige Unterstützung: Die Lose für die Tombola, die die Gäste für fünf Euro an den beiden Eingängen erwerben konnten, wurden von Mitgliedern des Lions Club Sulzbach abgerechnet. Zudem sprach Christian Malesevic, der ehrenamtliche Botschafter des Vereins „Hilfe für krebskranke Kinder Frankfurt“; der Verein, der bislang die Spenden des Volkslaufs erhielt, in Summe 344.000 Euro. Dieses Jahr kommen die gesammelten Spenden erstmals auch dem „Arque“ Verein, der sich für Menschen mit Querschnittlähmung und Störung des Gehirnwasserkreislaufs einsetzt, zugute. Malesevic, der selbst ein krebskrankes Kind hat, äußerte seinen Dank dafür, dass der Sulzbacher Volkslauf an sie denkt und mit den Spenden ihre Arbeit unterstützt. Darunter fällt etwa, dass der Verein Ärzte und Schwestern am Uniklinikum Frankfurt stellt, Kinder- und Jugendgruppen anbietet oder ein Familienzentrum betreibt.
Von den Gästen gefeiert wurde die Tanzaufführung zweier Kinder, die trotz ihres Alters schon ordentliche Kunst bieten konnten. Die neunjährige Uliana Cherkas und der zehnjährige Alex Glushkov tanzten klassisch gekleidet lateinamerikanisch zu „Let’s Get Loud“ von Jennifer Lopez, „Don’t Be So Shy“ von Imany und „Long Tall Sally“ von Little Richard. Im Takt klatschend ließen sich die Gäste von der fließenden Choreografie und tollen Zusammenarbeit der beiden Tänzer beeindrucken. Selbstverständlich verlangten die inzwischen rund 300 Gäste eine Zugabe. Uliana und Alex zeigten zu „Mambo No. 5“ von Lou Bega nochmals ihr Können und verdienten sich einen lauten Beifall.
Der Taekwondo-Verein der TG Schwalbach kehrte nach neun Jahren zum Sulzbacher Volkslauf zurück. Bereits im Jahr 2016 präsentierte der Verein, was die Mitglieder im Training alles so lernten. Und auch in diesem Jahr zeigten sie, warum Taekwondo als Kampfkunst gilt. Nicht nur beeindruckende Tritte in der Drehung erhielten großen Applaus, sondern auch Duelle zwischen einzelnen Mitgliedern oder das Durchtreten und -schlagen von Holzbrettern. Zudem wurden Raubüberfälle simuliert, die zeigten, dass Taekwondo auf solche Situationen vorbereiten kann.
Stargast des Tages
Als diesjähriger Stargast besuchte die ehemalige Dressurreiterin Ann-Kathrin Linsenhoff den Volkslauf. Und direkt zu Beginn musste sie im Gespräch auf der Bühne mit dem Moderator Mirwald sofort erklären, was es mit dem dicken Verband um ihre Hand auf sich hat: Ein Teil ihres linken Mittelfingers wurde von einem Papagei abgebissen. Doch das hindere sie nicht, am Volkslauf teilzunehmen: „Gerne komme ich nach Sulzbach, wir sind ja fast Nachbarn“, sagte die Olympia-Siegerin, deren Familiensitz, der Schafhof, in Kronberg liegt. Soziales Engagement liegt der Gründerin der Ann-Kathrin-Linsenhoff-Stiftung für UNICEF unter dem Dach der UNICEF – mit der sie bereits mehrere Millionen Euro für Kinder in Not sammelte – und der Linsenhoff-Stiftung, die Bildungsprojekte für junge Menschen mit Migrations- und Flüchtlingshintergrund unterstützt, nicht fern. Sie berichtete über die Erfahrungen des Dressursports und dass ihr oft Vorwürfe aufgrund ihrer Familie, die seit Generationen Erfolge im Dressursport feiert, gemacht wurden: Wenn sie Turniere gewann, wäre das aufgrund ihrer Familie keine besondere Leistung, und falls sie verlor, dann sei es aufgrund ihrer Familienzugehörigkeit umso peinlicher. Zudem schwärmte die Sportbeauftragte des Landes Hessen und Landesschatzmeisterin der CDU Hessen von einem Wunsch: „Wenn wir Olympische Spiele nach Deutschland kriegen könnten, das wäre toll.“ Über Veranstaltungen wie den Sulzbacher Volkslauf, der von Ehrenamtlichen organisiert wird, freut sie sich und schloss mit den Worten: „Sport verbindet.“
Der Tombola, deren Gewinne einen Gesamtwert von 4.500 Euro hatten, fügte sie zwei Eintrittskarten für das Internationale Reitturnier in der Frankfurter Festhalle im Dezember bei. Eine weitere großzügige Spende für die Tombola kam vom MTZ, das 50 Zehn-Euro-Gutscheine hinzufügte. Und so zeigte sich zum Ende hin beim Ziehen der Lose durch Bürgermeister Bociek und Käsfraa Marianne I., dass es sich gelohnt hatte, dem betrübten Wetter zu widerstehen und das soziale Engagement durchzuführen. Denn als Belohnung für die gute Tat zeigten sich schließlich doch noch ein paar Sonnenstrahlen.