Ein Jahr Müllsammelaktion „Spazieren für ein sauberes Sulzbach“
Sulzbach (red) – Ein Urlaub an der Ostsee war die Initialzündung, „welche mich dazu bewegte, die monatliche Müllsammelaktion ‚Spazieren für ein sauberes Sulzbach‘ vor etwas mehr als einem Jahr aus der Taufe zu heben“, verrät die Sulzbacher Bürgerin und Sportwissenschaftlerin Anja Lungwitz. Während ihres dortigen Aufenthaltes führte ihr ein freiwilliger Müllsammeltag vor Augen, wie ein buchstäblich aktiver Beitrag gegen den vom achtlosen Teil der Öffentlichkeit „wildentsorgten“ Müll praktisch aussehen kann. So reifte der Plan heran, den Lungwitz in der Sulzbacher Heimat nach Gesprächen mit Bürgermeister Elmar Bociek und Rathausbeschäftigten in die Tat umsetzte. Seit Anfang 2024 schwärmen Lungwitz und Gleichgesinnte vom Treffpunkt „Rathausvorplatz“ in die Sulzbacher Gemarkung aus, um die Folgen von Entsorgungsunsitten einzudämmen.
Die Ostsee-Erfahrung lieferte den finalen Impuls – denn die Motivation, „selbst etwas zum Umweltschutz und Gemeinwohl beizutragen und nicht nur zu meckern, wenn Müll irgendwo achtlos und auch rechtswidrig entsorgt wird“, wirkte als fester Bodensatz bereits in ihr. Als weiteren „schönen ergänzenden Begleiteffekt des ‚Spazieren für ein sauberes Sulzbach‘ beschreibt sie die gesunde Mobilität an der frischen Luft, in deren Rahmen Lungwitz ihre sportwissenschaftliche Expertise einbringt und den anderen Teilnehmern auf Wunsch gerne auch Tipps zum eigenen Bewegungsverhalten gibt.
Anlässlich des Jahresjubiläums kreuzte Bürgermeister Bociek am Samstag, 22. Februar, vor dem Rathaus auf, um Lungwitz und dem Trupp vor dem Reinigungsgang durch die Gemeinde seinen Dank für das Engagement auszusprechen. Dabei berichtete die Initiatorin von dem aus ihrer Sicht aktuellen Stein des Sammelanstoßes – das einhellige Nicken ihrer Begleiter bekräftigte ihre Worte: „Die Zahl der sorglos auf den Boden geworfenen Zigarettenkippen vor allem in der Hauptstraße bleibt unvermindert hoch“. Der Bürgermeister unterstreicht, dass auf Gemeindegebiet mehrere Dutzend Sammelbehälter für eine adäquate Kippen-Entsorgung bereitstehen, von diesen jedoch leider noch nicht überall im erhofften Maß Gebrauch gemacht wird. Deshalb appelliert Bociek nochmals mit Nachdruck an die Öffentlichkeit, „von ebenso bequemen wie unliebsamen Gewohnheiten Abstand zu nehmen und sich der Zigarettenstummel nicht auf Straßen, Wegen oder in der Natur zu entledigen.“
Diesem und anderen Ärgernissen rücken die bis zu zehn „Spaziererinnen und Spazierer“ um Lungwitz entschlossen mit eigens angeschafften oder vom örtlichen Bauhof entliehenen Greifzangen zu Leibe. Ein im Einsatz befindliches Utensil erregte besondere bürgermeisterliche Aufmerksamkeit: Eine Teilnehmerin mit vegetarischer Ernährungsausrichtung bediente sich einer kurzen Grillzange – und akzentuierte ebenso überzeugt wie augenzwinkernd: „So kommt das Werkzeug immerhin einer löblichen Sache zugute“. Auf Bocieks neugierig-besorgte Frage, ob das damit einhergehende Bücken den Rücken auf Dauer nicht über Gebühr strapaziere, erwiderte die Angesprochene: „Zum einen fördert das meine Elastizität, zum anderen agieren wir unter qualifizierter Beobachtung einer Sportwissenschaftlerin.“
Noch nicht am Ziel
Ungeachtet weiterhin zu beklagender Mülldisziplinlosigkeiten stellt Lungwitz fest, „dass der Müll zumindest in und rund um Sulzbach weniger geworden ist“, obwohl speziell die Gewerbegebiete nach wie vor „Müllbrennpunkte“ darstellen. Deshalb besteht (noch) kein Anlass zu frohlocken, von spürbar einsetzendem kollektivem Gewissen zu sprechen oder gar das baldige Ende des ‚Spazierens für ein sauberes Sulzbach‘ auszurufen. Doch steter Beispieltropfen könnte eines Tages auch hier den Stein höhlen. Beim ‚Spazieren‘ erfährt Lungwitz‘ Trupp jedenfalls von vielen Menschen positive Resonanz und Dank. In Erinnerung bleibt ihr eine Begegnung mit der Freiwilligen Feuerwehr, deren Mitglieder nach einer Übungseinheit Worte des Lobes und der Wertschätzung fanden, die Lungwitz gerne erwiderte.
Unter ihren erklärten Nahzielen findet sich auch die Erhöhung der Teilnehmerzahl, „damit wir künftig mehr Wege zeitgleich abgehen und somit auch noch mehr Müll wegräumen können“, akzentuiert Lungwitz. In diesem Zusammenhang baut sie auf die hochwillkommene und bereitwillige Unterstützung des Rathauses, das die Müllsammelaktion auf allen medialen Ebenen ankündigt, begleitet und logistisch betreut. Die kontinuierliche Hilfestellung seitens des Bürgermeisters, des Bauhofs und des Bereichs Öffentlichkeitsarbeit für die Sammelsache hebt Lungwitz ausdrücklich hervor: „Dadurch war es für mich nicht nur unkompliziert, die Sammeltage zu planen und in die Realität umzusetzen – vielmehr sorgt diese Verlässlichkeit auch dafür, motiviert und ausdauernd Richtung Zukunft zu blicken.“
Darüber hinaus will die Vorreiterin mit ihrem Team deutliche Zeichen im Hinblick auf ein verständnisvolles Miteinander setzen und die Öffentlichkeit dazu bewegen, über den Stellenwert von Sauberkeit und Hygiene im persönlichen Umfeld sowie die Bandbreite der einzubringenden Mittel nachzudenken. Lungwitz‘ abschließende Botschaft: Auch oder gerade scheinbare Kleinigkeiten haben das Potenzial, Sogwirkung zu entfalten – „vor allem dann, wenn man gemeinschaftlich Hand in Hand arbeitet“. Den herzlichen Dank „an alle bisher beteiligten Sammlerinnen und Sammler, zu denen sich künftig gerne noch weitere Bürgerinnen und Bürger gesellen können“, schlägt sie als finales Sahnehäubchen nach einem Jahr auf die Jubiläumstorte.
Wer sich an der Müllsammelaktion „Spazieren für ein sauberes Sulzbach“ beteiligen möchte, kann sich unter Telefon 06196-7021111 oder per E-Mail an presse[at]sulzbach-taunus[dot]de melden.