36 „Happy Landings“ vor dem Kronenhof

Er ist schon gewaltig: Neben dem riesigen Zeppelin wirken die vielen Menschen, die ihn bestaunen, wie Ameisen. Kein Wunder, denn er hat eine Länge von 75 Metern und misst in der maximalen Breite 20 Meter. Angetrieben wird er übrigens von drei Triebwerken mit jeweils 200 Pferdestärken.Foto: Pfeifer

Bad Homburg (pit). Bereits 1910 waren die Äcker des Hofgut Kronenhof ein hervorragender Startplatz, als Kaiser Wilhelm II. imposante Luftfahrzeuge aus der Werft des Grafen Zeppelin auf ihre mögliche Kriegstauglichkeit begutachtete. Schon damals erlagen viele Menschen der Verlockung, die majestätischen Zeppeline aus der Nähe zu bestaunen, ein regelrechtes Volksfest entspann sich.

Doch auch 110 Jahre später, im Zeitalter von Airbus und Jumbo-Jets, zeigt sich, dass die Riesen der Lüfte nichts von ihrer Faszination eingebüßt haben. Das ganze vergangene Wochenende kamen die Menschen scharenweise zu der Wiese vor dem landwirtschaftlichen Betrieb in der Zeppelinstraße, auf der eines der aktuell weltweit nur fünf Mal existierenden Schiffe regelmäßig zu Rundflügen über Frankfurt startete, um nach 45 Minuten wieder ein „Happy Landing“ hinzulegen. Dabei waren die meisten Besucher lediglich „Zaungäste“, denn in Corona-Zeiten konnten pro Flug lediglich zwölf Passagiere abheben – und das auch nur für den beachtlichen Obulus von 395 Euro pro Person.

Dietmar Beulke ist allerdings regelmäßig an Bord, eigentlich fast immer, wenn das Schiff aus der Deutschen Zeppelin-Reederei in Friedrichshafen, in die Luft geht. Er ist schließlich Flugbegleiter. Ein Beruf, der ihn in seinen Bann gezogen hat: „Es ist einfach ein erhabenes Erlebnis, mit ihm zu fliegen.“ Gerne erinnert er sich an die erste Trauung – seit acht Jahren kann im Zeppelin geheiratet werden –, die an Bord stattfand: „Da war ich Trauzeuge.“ Auch der Flug von Friedrichshafen nach Stuttgart im Jahr 2017 anlässlich des 100. Todestages von Graf Zeppelin ist ihm in bester Erinnerung: „Auf diesem fünfstündigen Flug, lediglich 300 Meter über dem Boden, konnten wir viele schöne Landschaften wie zum Beispiel die Schwäbische Alb entdecken.“

Zu den Fluggästen an diesem Wochenende gehören Alexander Wolf und sein Sohn Albert. Sie sind beide Piloten, der Vater Kampfpilot, der Junior Segelflieger, doch: „Diese Art des Fliegens ist ganz anders, langsamer, man hat mehr Zeit, etwas zu sehen.“

Mehrfach mit von der Partie war bereits Landwirt Hans-Georg Wagner, der noch genau weiß, wo damals die Luftschiffparade stattfand: „Nicht nur der Flug an sich ist wunderbar, sondern auch, Frankfurt von oben zu sehen.“ Schließlich fliege der Zeppelin lediglich mit einer Geschwindigkeit von 60 Stundenkilometern. Und er hat dabei immer wieder lebt, dass mancher andere Fluggast aus der Mainmetropole dabei schon sein Zuhause aus der Luft habe betrachten dürfen, weil der Pilot, wenn es sich nahe der Flugroute befindet, manchmal auf solche Wünsche eingehen kann.

Eckhard Breuer, Geschäftsführer der Zeppelin-Reederei, kommt mit der Crew immer wieder gerne nach Bad Homburg: „Es ist nicht nur der historische Boden, wir genießen auch jedes Mal die große Gastfreundschaft hier – und die faszinierende Flugroute über Frankfurt, wenn die Stadt wie ein Modell unter einem entlangzieht.“ Schließlich sei der Zeppelin „die schönste Aussichtsplattform, die es am Himmel gibt“. Ob er selbst auch ein solches Luftschiff als Pilot steuern darf? Breuer lacht: „Nein, ich bin nur ‚fast‘ Pilot. Ich bin Luftfahrtingenieur und Segelflieger.“

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