Chemie-Kurs gewinnt drei Gramm Gold aus alten Modulen

Bad Homburg (hw). Vielen ist es vielleicht nicht bewusst: In den großen Mengen Elektroschrott, die vermutlich in so einigen heimischen Kellern lagern, befinden sich viele äußerst wertvolle Stoffe, deren Rückgewinnung sich nicht zuletzt vor dem Hintergrund einer zunehmenden Verknappung wichtiger Rohstoffe lohnt. Der Chemie-Leistungskurs der Jahrgangsstufe Q4 am Kaiserin-Friedrich-Gymnasium (KFG) hat nun zusammen mit seinem Tutor Thomas Bühl im Rahmen des Unterrichts das Edelmetall Gold aus etwa 6,5 Kilogramm ausgedienten RAM-Modulen (Computerarbeitsspeicher) zurückgewonnen.

Zunächst mussten die mit Gold plattierten Kontaktleisten vom Rest der Module getrennt werden. Die Schüler hatten hiermit ihre liebe Mühe – Platinen schneiden sich leider nicht so einfach wie Papier – und zeigten sich bezüglich der Schneidewerkzeuge äußerst kreativ. Die etwa 600 Gramm Kontaktleisten, die nun abgetrennt waren, wurden daraufhin in eine Mischung aus konzentrierter Salzsäure und Wasserstoffperoxidlösung eingebracht, um möglichst alle Metalle – nicht jedoch das Gold – zu lösen. Nach etwa zwei Wochen zeigte sich eine tiefgrüne Schwermetall-Lösung, und am Boden der Gefäße befand sich bereits eine beträchtliche Menge feiner Goldblättchen. Die noch an den Kontaktleisten haftenden Goldreste wurden mit wenig Wasser abgespült.

Schließlich musste das so erhaltene Rohgold, das noch mit Platinenresten und anderen Stoffen verunreinigt war, zur Aufreinigung in Königswasser (lateinisch: aqua regis/regia, eine Mischung von etwa drei Volumenteilen konzentrierter Salzsäure und einem Volumenteil konzentrierter Salpetersäure) eingebracht werden, da Gold unter diesen chemischen Bedingungen unter Oxidation und Komplexbildung in Lösung geht. Das entstandene komplexe Tetrachloridoaurat(III)-Anion, das eine intensiv gelb gefärbte Lösung hervorruft, wurde schließlich selektiv mit Natriumdisulfit reduziert und elementares Gold gefällt, welches filtriert und mit Wasser gewaschen wurde. Goldpulver ist je nach Zerteilungsgrad ein dunkelbrauner bis ockerfarbener Feststoff, der auf den ersten Blick eher nach Erde als nach Gold aussieht. Erst nach Zusammenschmelzen des gefällten Goldpulvers zeigten sich die typischen Eigenschaften wie die goldgelbe Farbe und der metallische Glanz – dieses Struktur-Eigenschafts-Prinzip gilt übrigens auch für andere Stoffe.

Rückgewinnung von Rohstoffen

Am Schluss erzielte der Chemie-Leistungskurs eine Ausbeute von knapp drei Gramm reinen Golds, was aktuell einem Gegenwert von etwa 110 Euro entspricht. „Trotz des vergleichsweise (zeit-)aufwändigen Verfahrens bleibt ganz allgemein die Erkenntnis, dass die Rückgewinnung elementarer Rohstoffe aus ausgedienten Gebrauchsgegenständen ein elementarer Bestandteil einer nachhaltig und verantwortlich lebenden Gesellschaft ist und vor dem Hintergrund der Endlichkeit der Ressourcen auf unserem Planeten unbedingt vorangetrieben werden sollte“, sagt Thomas Bühl. Der Dank des Kurses gilt Thomas Heinz für das Überlassen der RAM-Module und Klaus Schäfer für die Hilfe beim Einschmelzen.



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