Bad Homburg (hw). Zu Gast bei Freunden: Eine Delegation der Fregatte „Hessen“ unter Führung von Fregattenkapitän Volker Kübsch war auf Einladung der Stadt und des Freundeskreises der Fregatte zu Besuch in Bad Homburg. Oberbürgermeister Alexander Hetjes empfing die Delegation gemeinsam mit Stadtverordnetenvorsteher Dr. Alfred Etzrodt und dem Vorsitzenden des Freundeskreises, Bernhard Kluge, in der Villa Wertheimber.
„Es ist eine besondere Ehre und Freude, heute eine Delegation der Fregatte ,Hessen‘ hier in unserer Villa Wertheimber zum dritten Mal in Bad Homburg begrüßen zu dürfen – und es fühlt sich inzwischen an, als kämen gute Freunde zu Besuch“, begrüßte Hetjes die Mitglieder der Delegation. Die Verbindung zwischen der Fregatte und der Stadt sei über die Jahre gewachsen. Hetjes: „Ihr wiederholter Besuch ist ein Zeichen der engen Partnerschaft zwischen der Marine und unserer Stadt, die von Vertrauen, gegenseitigem Respekt und vor allem Freundschaft geprägt ist.“
Die Fregatte war Anfang des Jahres Teil eines Kampfeinsatzes im Roten Meer. Die Mission im Roten Meer hat Oberbürgermeister Hetjes nachhaltig beeindruckt. „Ob es die Bekämpfung von Piraterie, das Abwehren terroristischer Bedrohungen oder der Schutz humanitärer Missionen ist – sie haben einen unverzichtbaren Beitrag für die internationale Gemeinschaft geleistet“, so der Oberbürgermeister. Die Fregatte „Hessen“ hatte sich mit etwa 240 Frauen und Männern an Bord an der Operation EUNAVFOR ASPIDES beteiligt, deren Ziel es ist, die Sicherheit der Seewege im Roten Meer zu wahren. In der Praxis meint dies, den Schutz der Schiffe vor Angriffen der islamistischen Huthi-Miliz im Jemen. Der Einsatz war der erste Kampfeinsatz der Deutschen Marine seit ihrer Gründung im Jahr 1956. Die „Hessen“ führte während ihres Einsatzes 27 Handelsschiffe unter akuter und durchgängiger Gefahr durch das besonders gefährdete Gebiet Golf von Aden – Bab al-Mandab – Rotes Meer und legte dabei etwa 25 000 Seemeilen im Einsatzgebiet zurück. Dabei konnten vier Angriffe abgewehrt und die Ziele zerstört werden.
„Das ist letztendlich genau das, wofür wir ständig trainieren“, erläutert Fregattenkapitän Volker Kübsch, Kommandant der „Hessen“. „Dieser Einsatz hat Schiff und Besatzung so viel abverlangt wie niemals zuvor. Ich bin stolz auf meine Besatzung und sage voller Überzeugung, dass die ‚Hessen‘ einen signifikanten Mehrwert für die Operation Aspides dargestellt hat.“
Wenige Tage vor dem Besuch in Bad Homburg wurde der Besatzung der Fregatte „Hessen“ im Rahmen einer feierlichen Zeremonie die Einsatzmedaille „Gefecht“ verliehen. Darüber hinaus wurden zusätzlich die nationale und die EU-Medaille „ASPIDES“ verliehen. Die Fregatte und ihre Besatzungsangehörigen sind das erste geschlossene Kontingent der Bundeswehr, das mit dieser Einsatzmedaille ausgezeichnet wurde.
Deutsche Seegräber sind bedroht
Im Anschluss hielt der Geschäftsführer des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Hamburg, der Militärhistoriker Dr. Christian Lübcke, den höchst interessanten Vortrag „Bedrohung Deutscher Seekriegsgräber“ über die Situation der deutschen Seekriegsgräber und Seekriegstoten der beiden Weltkriege.
„Die deutsche Gesellschaft verliert zunehmend den Bezug zu den Kriegstoten beider Weltkriege. Die Gründe dafür sind vielfältig. Aber Tatsache ist, unsere Gesellschaft verändert sich und damit auch der Bezug zu den Kriegstoten“, so Dr. Lübcke. An Land sei die Situation insofern noch etwas anders als bei den Seegräbern, da die Toten auf den Kriegsgräberstätten ein dauerhaftes Ruherecht hätten. Die Kriegsgräberstätten blieben erhalten, seien weiterhin für jedermann sichtbar und würden – gerade durch den Volksbund – auch als außerschulischer Lern- und Begegnungsort genutzt.
Lübcke: „Anders ist die Situation auf See. Auch auf dem Meeresboden gibt es hunderte Kriegsgräberstätten und zigtausende Kriegstote.“ Diese Toten sind zwar durch internationales Recht dauerhaft geschützt, doch sind diese Gräber unsichtbar. Dort gibt es keine Blumen, keine Friedhofsmauern, keinen Gärtner, der täglich nach dem Rechten sieht. Diese Wracks sind Seekriegsgräber und – unabhängig von ihrer Lage – deutsches Eigentum. Von einer Totenruhe unter Wasser könne aber oftmals keine Rede sein. Ein zunehmender Tauchtourismus gefährde die Ruhe der Toten ebenso wie das skrupellose Vorgehen von Schrotthändlern und Schatzsuchern.
Weltweit liegen rund drei Millionen Wracks in Seen, Flüssen und Meeren. Sie würden geplündert, teilweise regelrecht ausgeschlachtet – auch wenn Tote dort ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Bisher gebe es kein wirksames Konzept zum Schutz, Plünderungen würden immer weiter zunehmen – „nicht nur für den Volksbund ein schwer erträglicher Zustand“. Dr. Christian Lübcke schätzt, dass allein in der Ostsee mehr als 400 Wracks mit über 55 000 Seekriegstoten aus beiden Weltkriegen liegen. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge betreut die Ruhestätten der Toten der beiden Weltkriege, des deutsch-französischen und des deutsch-dänischen Krieges. Die Seekriegstoten fallen aktuell noch nicht unter das Gräbergesetz, doch auch für sie gilt der Rechtsschutz.