Deutschland: Geografisch und kulturell die Mitte Europas

Bad Homburg (gd). „Deutschland, Europa und die Zukunft“ – zu diesem Thema stellte sich der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse nicht nur den Fragen des Moderators Meinhard Schmidt-Degenhard, sondern auch engagierten Schülern der Philipp-Reis-Schule (PRS) aus Friedrichsdorf. Wolfgang Thierse wurde 1943 in Breslau geboren und wuchs in der DDR auf, bevor er 1964 nach Berlin zog und Germanistik studierte. Mit der friedlichen Revolution 1989 packte ihn das Interesse an Politik.

Als engagierter Katholik kam Wolfgang Thierse der Einladung der Arbeitsgemeinschaft Katholische Erwachsenenbildung Hochtaunus nach und reiste aus seiner Wahlheimat Berlin extra nach Bad Homburg. Schließlich sei generationsübergreifende Politik und die dauerhafte Einbindung von Jugendlichen in die Politik extrem wichtig für den Erhalt einer lebhaften Demokratie, begründete der sozialdemokratische Politiker seine Teilnahme an der Diskussionsrunde.

Zunächst eröffnete Moderator Schmidt-Degenhard mit grundlegenden Fragen bezüglich Deutschland und Europa die Diskussion. Thierse bemängelte die Spaltung des Volkes durch populistische Parteien und stellte klar, dass es die Pflicht eines jeden wahlberechtigten Bürgers ist, sich über Politik aufklären zu lassen. „Nur so überlebt Demokratie in Zeiten des Populismus und der Politikverdrossenheit.“ Weiter betonte er, dass Deutschlands Kultur durch Einflüsse aus allen Himmelsrichtungen geprägt sei. Somit sei Deutschland nicht nur geografisch die Mitte Europas, sondern auch eine kulturelle Mitte, die Vielfalt darstelle, die es zu bewahren gilt.

Nach einem kurzen Moderatorenwechsel hatten dann Lena Lange (16), Marie Neumann (15) und Caroline Geskes (15) das Wort. Schnell wurde über Themen wie „Fridays for Future“ und Plastikverschmutzung diskutiert. Als Lena Lange, die sich schon seit Langem intensiv mit Politik beschäftigt und auch im Jugendparlament Friedrichsdorf ist, Wolfgang Thierse auf Jugendpartizipation ansprach, betonte er erneut, wie wichtig die junge Generation für die politische Entwicklung in Deutschland sei, sagte aber auch, dass Demokratie mit Geduld verbunden ist. „Desinteresse an Politik bringt weder gegenwärtigen noch zukünftigen Generationen etwas. Man lernt erst die Demokratie zu schätzen, wenn einem die Alternativen zur Demokratie bewusst werden“, erklärte der leidenschaftliche Politiker. Jedoch sprach er sich gegen ein Wahlrecht ab 16 Jahren auf Bundes- und Landesebene aus. Schließlich seien zu junge Menschen zu einfach von populistischen Parteien beeinflussbar, die leichte Antworten auf komplexe Fragen geben.

Abschließend beantwortete der Berliner noch Fragen aus dem interessierten Publikum, bevor er seinen Flug zurück in die Heimat antreten musste.



X