Bad Homburg (fch). Viele große und kleine Fans hatte das Figurentheater-Treffen „Puppet Convention“ der Louisen Arkaden in der Kurstadt. Im Rahmen des Bad Homburger Sommers präsentierten verschiedene Figurentheater im Auftrag der Gastgeber auf zwei Bühnen – unter freiem Himmel im Garten oder in der Passage – spannende Geschichten. Im Mittelpunkt standen dabei immer von Künstlern liebevoll geschnitzte Puppen.
Die Puppenspieler Johanna und Harald Sperlich vom Hohenloher Figurentheater aus Herschbach entführten ihre erwachsenen Zuschauer mit der Inszenierung „Die Trauer hinter der Maske“ ins berühmte „Varieté Olymp“. Im Rampenlicht des Schauspiels standen die großen Trick-Marionetten der Puppenbauer Barbara und Günter Weinhold. Fasziniert tauchte das gespannte Publikum mit ihnen ein in eine Welt voller Magie, Illusionen, Artistik und in die zwielichtige Atmosphäre des Varietés der 20er-Jahre.
Erzählt wurde eine tragische Liebesgeschichte, die mit einem Mord auf offener Bühne endete. Star des Varieté Olymp war die schöne Sängerin Martha Lecoeuer, die als „Das singende Herz“ bekannt ist. Auf der Bühne fesselten auch Stars die Zuschauer mit ihren Tricks wie Rollschuhkünstlerin Pauline, Kunstreiterin Mademoiselle Muckel, deren Pferd auch fliegen kann, ein Turner, welcher der Schwerkraft ein Schnippchen schlägt, ein Fakir, der artistische Kunststücke auf einem Nagelbrett zeigt, Conférencier Anton Zwetschge und sein sprechender Hund Herbert Grunz, eine Trapezkünstlerin, die durch einen Reifen schwingt oder kopfüber daran hängt. Martha verliebt sich nach ihrer Beziehung mit dem Befreiungskünstler August Forti in den Clown Josef Lerire. Das Paar heiratet, bekommt eine Tochter. Die verschwindet eines Tages spurlos, und der Befreiungskünstler wird tot aufgefunden. Das Varieté stellt seine Vorstellungen nach den tragischen Vorfällen ein. Die Ehe von Martha und Josef Lerire zerbricht. 20 Jahre später öffnet das Varieté Olymp wieder. Martha ist inzwischen mit dem Magier Magnus Nada verheiratet.
Professionell bezauberten die Künstler ihr Publikum mit einem farbenfrohen Spiel zwischen Schein und Sein, sorgten für ein Amüsement zwischen Illusion und Wirklichkeit. Während die Zuschauer das Unterhaltungsprogramm genossen und immer wieder herzhaft lachten, spitzte sich die Lage hinter den Kulissen zu. Denn die Schatten und Ereignisse aus der Vergangenheit wirkten sich noch nach zwei Jahrzehnten auf die Beziehungen der Artisten aus, während sie ihr Programm darboten.
Fragen über Fragen bewegten die Künstler. Welche Rolle spielt Marthas Ex-Mann Josef Lerire, der nach 20 Jahren ins Varieté Olymp zurückkehrt? War es damals Mord, als die gemeinsame Tochter verschwand? Und was wird aus der großen Liebe von Marthas Sohn Emil, der aus ihrer zweiten Ehe mit Magnus Nada stammt? Emil tritt als Fakir und Feuerschlucker auf. Schnell wird dem Publikum klar: Es gibt viele Geheimnisse im zwielichtigen Milieu des Varietétheaters. Das Ende der turbulenten Geschichte von Texterin und Regisseurin Susanne Søgaard-Weinhold ist überraschend, unerwartet und tragisch zugleich. Die rund 70 Zentimeter großen, einprägsamen Marionetten wurden von den beiden vielfach prämierten und ausgezeichneten Puppenspieler mit großer Fingerfertigkeit zum Leben erweckt. Die Zuschauer bedankten sich mit anhaltendem Applaus für ein spannendes wie kurzweiliges Stück sowie faszinierende Einblicke ins Figurentheater.