Mit Engagement und Feingefühl

Geigerin Olga Sroubková beeindruckt mit Engagement und Einfühlungsvermögen. Foto: ks



Bad Homburg (ks). Not macht erfinderisch. Damit die Kultur nicht untergeht, sind die Veranstalter eifrig bemüht, die Corona-Regeln zu verinnerlichen und Möglichkeiten auszuloten, wie sich die Menschen wieder bei Kulturveranstaltungen begegnen können. Das hat nun auch Karl-Werner Joerg geholfen, die ausgefallenen Konzerte der letzten Saison von der Schlosskirche in das Kurhaus zu verlegen, wo die Abonnenten und Gäste „nach allen Regeln“ ein schönes Konzert mit dem Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim erleben konnten.

Dirigent war Douglas Bostock, und der Solopart in Mozarts Violinkonzert in B-Dur war der tschechischen Geigerin Olga Šroubková anvertraut worden, die die drei Sätze mit Engagement und viel Feingefühl virtuos bewältigt hat. Das kam besonders bei den inspirierten drei Kadenzen und der „kontemplativen“ Interpretation des Adagio zum Tragen. Eindrucksvoll war ihre unauffällige, aber enge Verbindung zum Dirigenten und zum Orchester, wohlwissend, wie unverzichtbar deren Unterstützung ist. Der Applaus für sie war verdient herzlich.

Begonnen hatte das Orchesterkonzert mit der Streichersinfonie von Felix Mendelssohn-Bartholdy mit dem vorwärts strebenden Allegro, gefolgt von einem filigranen Andante, aus dem eine melodiöse einzelne Violonstimme hervortreten durfte, umrahmt von den Pizzikati der anderen Violinen. Das Allegro zum Schluss wirkte sehr entschieden, fast ein bisschen „rauh“, so, als hätte den erst zwölf Jahre alten Komponisten der Übermut mitgerissen. In Franz Schuberts „Ouvertüre“ in c-Moll haben Dirigent und Orchester die Feinheiten einer etwas „düsteren“ Grundstimmung nuanciert herausgefiltert. Man hätte gern gewusst, welche Gedanken den erst 14-Jährigen bewegt hatten, als er diese Ouvertüre komponierte. Sie war vom Quintett für Streichorchester erweitert worden. In Joseph Haydns Sinfonie Nr. 43 mit dem Titel „Merkur“ durften einzelne Instrumente miteinander „plaudern“ und die Bläser sich mit markanten „Zurufen“ einmischen. Das tänzerische Element kam mit dem Menuett im dritten Satz voll zu Geltung, und das Orchester konnte mit dem letzten Satz seine Spielfreunde einmal mehr beweisen. Das hat ihm auch der lange Beifall am Ende des Konzerts bestätigt

Das nächste Nachholkonzert findet bereits am Donnerstag, 1. Oktober, ebenfalls im Kurtheater statt. Wenn die Konzertfreunde auch die intime, fast familiäre Atmosphäre in der Schlosskirche vermissen, so haben sie doch Grund zur Dankbarkeit, dass es überhaupt weitergeht: Im eigenen, aber nicht zuletzt auch im Interesse der Künstler und aller anderen, die von den Einschränkungen betroffen sind. Das brachte auch Karl-Werner Joerg in seinem Dank an alle zum Ausdruck, die dazu beitragen, dass am Ende des Tunnels ein kleines Licht leuchtet.



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