Enge Zusammenarbeit mit dem Hospiz-Dienst seit 15 Jahren

Pflegedienstleiterin Kornelia Fichna (l.) und Vorstandsmitglied Jutta Junker „kümmern“ sich hier – extra für die Fotografin – um Bewohnerin Käte Bruschka (92). Foto: fch

Bad Homburg (fch). Jacky (11) ist der Liebling der 154 Bewohner im Alten- und Pflegeheim Tatjana-Gerdes-Haus. Seit elf Jahren ist der treue Vierbeiner der Rasse Papillon täglich mit seinem Frauchen, der Pflegedienstleiterin Kornelia Fichna, im Einsatz. Das eingespielte Team dreht jeden Morgen zur Freude der Bewohner seine Runden durch das Haus. Streicheleinheiten und ab und zu ein Leckerli nimmt der aufgeweckte Hund als Dankeschön gern an.

Drei der Bewohner bekommen zurzeit nicht nur regelmäßig Besuch von Jacky, sondern auch von den ehrenamtlicher Mitarbeitern des Bad Homburger Hospiz-Dienstes. „Seit 15 Jahren begleiten wir schwerstkranke und sterbende Bewohner des Hauses“, informiert Fachstellenleiterin Sabine Nagel. Jetzt wurde die von Anfang an bestens funktionierende Zusammenarbeit neu geregelt. „Auf Empfehlung des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung in Hessen (MDK) haben wir einen Kooperationsvertrag geschlossen, der die Aufgaben und die Zusammenarbeit definiert und regelt“, berichtet Einrichtungsleiterin Monika Höfer.

Kooperationsverträge hat das Alten- und Pflegeheim, dessen Träger die Mathilde-Zimmer-Stiftung in Berlin ist, bereits mit verschiedenen Ärzten, darunter einem Augenarzt geschlossen. Der Vorteil für schwerstkranke Bewohner besteht darin, dass sie nicht zu jeder Untersuchung in die Praxis müssen. Immer „Hausbesuche“ – im Tatjana-Gerdes-Haus und in Privathaushalten in Bad Homburg und im Usinger Land – macht dagegen das Team des Hospiz-Dienstes. Gebildet wird es derzeit von 38 Ehrenamtlern, davon zehn Männern, acht Personen in der Qualifizierungsphase und drei festangestellten Teilzeit-kräften. „Im Tatjana-Gerdes-Haus begleiten wir fünf bis zehn Menschen pro Jahr in ihre präfinalen Phase“, berichtet Jutta Junker vom Vorstand des Hospiz-Dienstes. „In Pflege-heimen und in Privathaushalten sind es bis zu 110 Menschen jährlich“, fügt sie hinzu. „Wir beraten und begleiten schwer kranke und sterbende Menschen unabhängig von ihrer Konfession, ihrem sozialen Status oder ihrer Lebensführung sowie ihre Angehörigen Zuhause, im Alten- und Pflegeheim und im Krankenhaus. Wir halten uns an die Schweige-pflicht. Es entstehen für die Betroffenen keine Kosten. Der Hospiz-Dienst finanziert sich über Spenden sowie zu einem geringen Teil durch die Krankenkassen“, informiert Sabine Nagel.

Durch das ehrenamtlich Bürgerengagement kann den Betroffenen der Wunsch, zu Hause oder im vertrauten Umfeld bleiben und sterben zu können, meist erfüllt werden. Voraussetzung ist dafür ein Versorgungsnetzwerk, in dem alle in der Hospiz- und Palliativversorgung relevanten ambulanten und stationären Angebote sowie die verschiedenen Berufsgruppen eng zusammenarbeiten. Die ehrenamtlichen Hospiz-Dienst-Kräfte übernehmen in der psychosozialen Begleitung der Betroffenen vielfältige Aufgaben. Dazu gehören die regelmäßigen Besuche mit Gesprächen, aber auch Schweigen.

Gegen Vereinsamung

Hospiz-Vorstandsmitglied Christiane Moravetz sagt: „Schweigen ist eine intensive Form der Kommunikation. Es kann auch etwas Schönes sein.“ Die Hospiz-Mitarbeiterinnen betonen: „Es ist eine anspruchsvolle Arbeit, bei der man selbst viel zurückbekommt. Jede Begleitung ist anders, herausfordernd und bereichernd zugleich.“ Oft schließt der Hospiz-Dienst eine Lücke in der Betreuung durch die Angehörigen oder privaten Pflegekräfte. Ihnen werden so kurze Auszeiten oder Zeiten für Erledigungen ermöglicht. „In der Regel kommen wir zu den Betroffenen zwei Mal pro Woche für eine Stunde, es können aber auch einmal drei Stunden sein“, sagt Sabine Nagel. Die Hospizmitarbeiter wirken der Tabuisierung von Krankheit, Sterben und Tod entgegen, die zur Vereinsamung und Ausgrenzung der Betroffenen führt. Die ehrenamtlichen Hospizkräfte und die hauptamtlichen Koordinationskräfte werden ihrerseits gut betreut. Der Bad Homburger Hospiz-Dienst ist ein eingetragener Verein, in dem sich Personen unterschiedlicher christlicher Konfessionen zusammengeschlossen haben, um Menschen auf der letzten Wegstrecke ihres Lebens so zur Seite zu stehen, „dass das Leben im Sterben erfahrbar wird“.



X