Bad Homburg (a.ber). „Es sind sechs Kilometer zwischen Ober-Erlenbach und dem Gartenfeld, und die werde ich, wann immer möglich, mit dem Fahrrad fahren.“ Pfarrer Christoph Gerdes ist vielen Bad Homburger Christen als Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Ober-Eschbach/Ober-Erlenbach bekannt. Seit 15 Jahren ist der Theologe und Seelsorger im Pfarramt II der Gemeinde mit halber Stelle für den Bad Homburger Stadtteil Ober-Erlenbach zuständig. Nun wird Pfarrer Gerdes eine weitere halbe Stelle an der Evangelischen Gedächtniskirchengemeinde übernehmen. Am Sonntag, 6. Oktober, um 15 Uhr, wird er als Nachfolger von Pfarrerin Lieselotte Hentschel in der Gedächtniskirche mit einem feierlichen Gottesdienst in sein Amt eingeführt.
Der in Oldenburg geborene 45-jährige Christoph Gerdes wird dann schwerpunktmäßig für die evangelischen Christen in der Gartenfeldsiedlung tätig sein und vom Büro im Gemeindehaus Brüningstraße 29 aus sein neues Arbeitsfeld erkunden. „Ich freue mich besonders auf die Arbeit mit Kindern und Familien“, sagt Pfarrer Gerdes im Gespräch. Erfahrungen sammeln konnte er, der in Marburg und Berlin Evangelische Theologie studierte, seit 2009 in der Kirchengemeinde Ober-Erlenbach. Der dreifache Familienvater, der bis 2013 auch Zusatzaufträge in Gemeinden des Dekanats Hochtaunus und in der Klinikseelsorge versah, hat sich auch privat eine Zeitlang in Familienzeit um die eigenen Kinder gekümmert; seine Ehefrau ist ebenfalls Pfarrerin mit ganzer Stelle im EKHN-Ausbildungsreferat. „Spielplatz-Kirche“ und „Minikirche“, Gottesdienste im Lohwald und auf dem Barfußpfad: mit solchen Initiativen, „dem Versuch, als Kirche rauszugehen und nicht zu warten, bis jemand zu uns kommt“, ist Christoph Gerdes den Ober-Erlenbachern bekannt geworden. „Ich finde es wichtig, dass wir Christen im öffentlichen Raum sichtbar sind.“ Die Meinung der Kirche zu Themen unserer Zeit nach außen sichtbar machen: der kommunikative Pfarrer war auch Ideengeber der Banner-Initiative, bei der einige evangelische Kirchengemeinden Fahnen auf ihrem Gelände gehisst haben, auf denen für bunte Vielfalt und Toleranz in Kirche und Gesellschaft geworben wird. Dabei sei ihm auch der Gedanke wichtig, evangelische Kirche in der Stadt „nicht so kleinteilig“ zu sehen.
Der Transformationsprozess 2030 der EKHN verknüpfe mit dem „Nachbarschaftsraum“ die Idee, „weiter als ansprechbare Pfarrperson für seinen Bezirk innerhalb der sechs Stadtgemeinden da zu sein, aber fröhlich Zusammenarbeit zu probieren und evangelisch in Bad Homburg zu sein“, so Gerdes. Darin steckten Chancen für zukünftiges Arbeiten, „auch wenn manche Gemeindemitglieder das skeptisch und als Verlust sehen.“ Er ist auch in der Steuerungsgruppe des Prozesses tätig. Nach der Bedeutung des Gottesdienstes gefragt, sieht Pfarrer Christoph Gerdes diesen „als Kraft- und Gemeinschaftsort. Daran messen wir, warum wir evangelische Kirche sind – und ein Sozialplayer, aber aufgrund des Evangeliums. Wir sollen das Evangelium als befreiende Botschaft zu den Menschen bringen, gerade jetzt, wo es viele Ängste und Bedrängnisse gibt. Denn es ist eine Kraftquelle, die Menschen in Gemeinschaft zusammenführt.“ In seiner neuen Pfarrtätigkeit an der Gedächtniskirche und in der Gartenfeldsiedlung sieht der 1979 geborene Theologe da viele Anknüpfungspunkte: zwei Kindergärten, ökumenische Zusammenarbeit mit der „Familienkirche“ der katholischen Nachbargemeinde Herz-Jesu, ganz konkret im November Teilnahme der Evangelischen am traditionellen Martins-Umzug im Gartenfeld.
Da seine Vorgängerin Lieselotte Hentschel lange im Pfarramt gewesen ist, sei es nun ein Umbruch, das müsse er wahrnehmen und erstmal ein Jahr lang hinsehen. „Und ich sehe mich in Zukunft als evangelischer Pfarrer in Bad Homburg, mit Schwerpunkt und Blick für die ganze Stadt.“ Die beiden größten Bad Homburger Gemeinden Ober-Eschbach – Ober-Erlenbach und Gedächtniskirche sowie die Christuskirche seien nun schon durch Pfarr-Personen miteinander im Nachbarschaftsraum verbunden. Kraft für seine vielen Aufgaben als Seelsorger für zwei Gemeinden schöpft Christoph Gerdes, wenn er in seiner Freizeit mit befreundeten Familien wandern geht, Badminton spielt oder kocht.