Fünf Jahre Citymanagement: Stadt zieht positive Bilanz

Bereits seit fünf Jahren kümmert sich Tatjana Baric als Citymanagerin um die Bad Homburger Innenstadt. Foto: Rogalski

Bad Homburg (mr). Vor fünf Jahren startete das Projekt Citymanagement zur Förderung und Anpassung der Innenstadt an die großen Herausforderungen des Onlinehandels. Mit den coronabedingten Lockdowns und der aktuellen Energiekrise wuchs das Aufgabenprofil von Citymanagerin Tatjana Baric. Sie wurde zur „Kümmerin“ für Handel und Gastronomie. Jetzt war Zeit, einmal Bilanz zu ziehen, und für Oberbürgermeister Alexander Hetjes steht fest, dass die Stelle des Citymangements fest in die Strukturen der Stadtverwaltung integriert werden soll.

Durch die Konkurenz des Onlinehandels veröden viele deutsche Innenstädte. Während Filialen großer Handelsketten das Stadtbild verändern, kämpfen inhabergeführte Unternehmen um ihre Existenz. Auch Citymanagerin Baric musste sich von besorgten Bürgern anhören, dass Handyläden und große Filialen die Innenstadt dominierten und der stationäre Handel tot sei. Um dieses Gerücht zu überprüfen, erhob Baric Rahmendaten zur Innenstadt und bediente sich Befragungen von Passanten im Rahmen der Studie „Vitale Innenstädte“ des Instituts für Handelsforschung (IFH) Köln. Um besser Maßnahmen und Projekte zur Förderung der Innenstadt planen zu können, wurde die Passantenfrequenz mittels WLAN gemessen. Die Ergebniss der Untersuchungen sind überraschend: Von den 310 Ladeneinheiten stehen nur fünf Prozent leer. Der Angebotsschwerpunkt liegt bei Nahrungs- und Genussmitteln sowie Mode und nicht etwa – wie oftmals empfunden – bei Telekommunikation.

Die Innenstadt verfügt aber neben Nahrungs-, Genuss- und Modeangeboten auch über alle anderen innenstadtsrelevanten Unternehmensbranchen, die nicht nur aus Filialen bestehen. Waren 2018 noch die Hälfte aller Einzelhandelsflächen mit Filialen besetzt, hat sich der Anteil der inhabergeführten Geschäften inzwischen sogar auf 54 Prozent erhöht. Bürgermeister Hetjes ist daher mit der Innenstadt sehr zufrieden. „Im Vergleich zu anderen Städten stehen wir hervorragend da.“

Dennoch sind die Lockdowns und die Energiekrise nicht spurlos an der Innenstadt vorbeigegangen. „Die Wirtschaft hat durch den Krieg gelitten“, sagt Citymanagerin Baric und weiß auch wie, das Problem zu lösen ist. „Der Handel soll resilienter werden und auf Krisen reagieren können.“ Bereits während der Coronakrise hat das Citymanagement dem Handel mit Beratung und Workshops geholfen, das eigene Angebot zu digitalisieren, um den Onlinehändlern etwas entgegenzusetzen. Zu den Maßnahmen und Projekten gehörten unter anderem das „Digitale Schaufenster“, das einen Überblick im Internet über das Angebot von 130 Händlern, Gastronomen und Dienstleistern gibt, und der „Runde Tisch“, ein Netzwerktreffen der Geschäfteinhaber, bei dem an Konzepten zur Weiterentwicklung der Innenstadt gearbeitet wurde.

Auch die Stadtverwaltung richtet sich nach den Belangen der Innenstadt aus. „Der Handel soll von den Veranstaltungen Bad Homburgs profitieren“, so Bürgermeister Hetjes. Die Weihnachtsstadt beispielsweise findet nicht mehr nur am Schloss statt, sondern wurde auf die Innenstadt erweitert, um Synergien zu schaffen. Um auf die aktuelle Energiekrise reagieren zu können, hat die Stadt zudem 250 000 Euro für Sofortmaßnahmen bereitgestellt. Als erstes Projekt sollen Pop-up-Stores unterstützt werden, die Leerstände auffüllen sollen. Die Händler können sich bis April bewerben. Unter den derzeitigen sechs Bewerbern befinden sich zwei Unternehmen, die Fairtrade- und Nachhaltigkeitsprodukte anbieten wollen.

Citymanagerin Baric wird sich auch nach der Energiekrise neuen Herausforderungen stellen müssen. „Im Sommer werden die Innenstädte zu ‚No-go-Areas‘. Die Innenstadt muss resilienter für den Klimawandel werden.“ Bei der Bewältigung dieser Aufgabe kann Baric wie schon bei der Corona- und Energiekrise auf die Unterstützung der Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland (bcsd) zählen, die Lehrgänge anbietet und Citymanager zusammenführt.

Baric hat schon Kontakte mit anderen Citymanagern geknüpft, mit der Aktionsgemeinschaft und dem Handelsverband Hessen. Denn auch in der Zukunft werden auf die Citymanagerin neue Herausforderungen zukommen.



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