Bad Homburg. Vom Azubi zum Kurdirektor: Holger Reuter hat alle „Bad Homburger Sommer“ von der Premiere an miterlebt. Als neuer Kurdirektor steht der 49-Jährige nun an der Spitze der Kur- und Kongreß GmbH und hat das in der Kurstadt geschätzte Sommerkulturprogramm zu verantworten. Im Gespräch mit Jürgen Streicher blickt er zurück und nach vorn. Denn „nach dem Sommer ist vor dem Sommer“.
Der „Bad Homburger Sommer 2019“ ist Geschichte. Zur Nachspeise gab es am Wochenende noch das Thai-Festival mit vielen tausend Besuchern bei prächtigem Wetter. Eine schöne Zugabe oder der krönende Abschluss?
Holger Reuter: Das Thai-Festival ist eine separate Veranstaltung, die in drei Jahrzehnten immer größer geworden ist. Das Fest ist eine gigantische Werbung für Bad Homburg in ganz Deutschland, der Name der Kurstadt ist bekannt in der weit verstreuten Thai-Welt. Für uns ist die Wertschätzung des thailändischen Königshauses eine große Ehre. Das Fest bedeutet noch einmal viel Stress und ist gleichzeitig ein wunderbares Highlight.
Und nun endlich durchatmen?
Holger Reuter: Nur kurz. Anfang September kommen die Tiger nach Bad Homburg, da eröffnet der „Tigerpalast“ die neue Varieté-Saison mit der Premiere und drei weiteren Vorstellungen im Kurtheater. Nicht in einer der sogenannten wichtigen Hallen, sondern bei uns. Und zwei Wochen später haben wir die ersten „Jazztage Bad Homburg“ mit 44 Konzerten an vier Tagen.
Der „Sommer 2019“ war Ihre Premiere als Kurdirektor. Wie haben Sie denn den Sommer in der Kurstadt aus dieser neuen Perspektive erlebt?
Holger Reuter: Eigentlich war es ja schon mein zweiter Sommer, aber Sie haben recht, im Jahr der Neuausrichtung habe ich mich noch sehr zurückgehalten. Das war jetzt meiner, und ich habe ihn als extrem erfolgreich erlebt. Wir hatten sehr viele heiße Tage, das Wetter hat uns in die Karten gespielt, auch mit dem Regen kurz vor Schluss. Das hat uns zum Johann-Strauß-Orchester noch ein wunderbares Feuerwerk beschert, das bei längerer Trockenheit auf der Kippe gestanden hätte.
Ihre Sommer-Bilanz in kurzen, knackigen Schlagworten?
Holger Reuter: Heiß, erfolgreich, 65 tolle Veranstaltungen in drei Wochen, gute Abwicklung, viele sehr positive Rückmeldungen.
Und nun etwas mehr, wie man es von einem Kurdirektor erwartet.
Holger Reuter: Ich habe das Privileg, als Mitarbeiter der Kur alle Bad Homburger Sommer seit 1986 miterlebt zu haben. Die Weiterentwicklung über all die Jahre mit seriösen Angeboten für jeden ist sehr schön. Ein breites kulturelles Angebot, das mit dem Experiment des „Wandel-Konzerts“ von einer Bühne zur anderen, von der Thai-Sala bis zum Kurpavillon stark begonnen hat und sehr gut angenommen worden ist. Das gilt übrigens für alles Neue, die Tanzworkshops etwa, die Tango-Milonga im Park, die Gamers’ Lounge für PC-Freaks. Wir hatten rund 40 000 Besucher, das ist doch super.
Stabiles Angebot auf hohem Niveau, könnte man das so nennen? Sind die Kurstädter und ihre Gäste gar verwöhnt von all dem, was sie da alles umsonst und draußen angeboten bekommen?
Holger Reuter: Der „Homburger Sommer“ ist eine Institution für die Bürger. Viele richten sogar ihre Urlaubsplanung nach dem Zeitplan der Veranstaltungen. Wir haben auch Rückmeldungen von den Hotels, dass Gäste ihren Urlaub in der Stadt passend buchen. Das Sommerprogramm ist erfolgreiches Stadtmarketing.
Wie war der Applaus des Publikums?
Holger Reuter: Sehr stark, sehr laut, anhaltend. Wir hatten eine extrem hohe positive Rückmeldung.
Ein perfekter Sommer also?
Holger Reuter: Ja.
Ist der „Sommer“ jetzt endlich auch bei der Kurstadt-Jugend – Stichwort „young summer“ – angekommen?
Holger Reuter: Oh ja! Wir haben einen Extra-Flyer erstellt, ihn in Schulen und über den Jugendbeirat verteilt. Der Beirat war intensiv in die Planung eingebunden, die haben wir in diesem Jahr mitgenommen. Was nicht heißt, dass das nicht noch ausbaufähig ist. Aber Poetry-Slam etwa und der Band-Slam, die Gamers’ Lounge, Musik von local heroes, das war schon gut und wird angenommen.
Noch mal ein Blick aufs „luxuriöse Programm“. Die Homburger haben ja genug Geld, heißt es da immer wieder im Umfeld, wo andere Kommunen kleinere Brötchen backen müssen. Hand aufs Herz, wieviel Geld steckt nun wirklich drin im rasanten Drei-Wochen-Programm mit vielen Highlights? Und wer zahlt die Zeche?
Holger Reuter: Wir sind im Budget.
Das heißt?
Holger Reuter: Wir haben Kooperationspartner und Sponsoren, die uns unterstützen und Veranstaltungen finanzieren. Insgesamt stecken da schon rund 250 000 Euro drin.
Wagen wir einen Ausblick 2020 – wie geht es weiter?
Holger Reuter: Mir geht es vor allem um Nachhaltigkeit, nicht um kurzfristigen Erfolg. Weiterentwicklung auf hohem Niveau, zusammen mit der Bevölkerung, mit den Gremien, mit der Politik. Da müssen wir auch über Änderungen nachdenken, wenn etwas nicht läuft. Nach dem Sommer ist vor dem Sommer, damit fangen wir jetzt an. Fixiert sind drei Wochen, das wird auf jeden Fall so bleiben. Das geht mit Blick auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kur, das Sicherheitskonzept und Security, Personal und Veranstaltungsmanagement gar nicht anders.
Wann müssen wir unseren Urlaub buchen?
Holger Reuter: Vom 3. bis zum 25. Juli 2020. Wegen der Fußball-EM gehen wir ausnahmsweise komplett in die Ferien.
Passt da noch ein Klein-Wimbledon hinein?
Holger Reuter: Federführend dabei ist die Stadt. Wenn das kommt – auch wir arbeiten unter Hochdruck daran mit, Stand heute steht das entscheidende Ja der Womens Tennis Association aber noch aus, dann bedeutet das für alle Beteiligten eine Menge Arbeit und gleichzeitig eine einmalige Chance für Bad Homburg. Die Tennis-Elite auf historischem Boden, auf Homburger Gras mitten im Kurpark dort, wo auf dem Kontinent das erste Mal Tennis gespielt worden ist, diese Chance muss man ergreifen. Das wäre ein „Leuchtturm für Hessen“, wie es Sportminister Peter Beuth bei unseren Vorgesprächen in London gesagt hat. Für Bad Homburg ein unbezahlbarer Marketing-Effekt.