Bad Homburg. Durch die hohen Bäume auf dem Weihergrundstück in Reimers Garten fällt die Sonne, die Stämme spiegeln sich im großen Hauptteich, der mit dem Kirdorfer Bach verbunden ist. Dr. Albrecht von Kalnein geht zu dem kleinen Wehr und dreht den eisernen Hebel: Das Wasser des Baches, der aus dem Hardtwald kommt, fließt in den Vorteich. 40 Jahre lang ist die Teichanlage, die der Unternehmer Werner Reimers während des Zweiten Weltkriegs anlegen ließ, nicht entschlammt worden – jetzt speist das Bächlein wieder die Teiche am Sülzertalweg.
Wenn der Vorstand der Werner Reimers Stiftung nun morgens die Gittertür zur historischen Lindenallee am Wingertsbergweg aufschließt, macht er das mit dem guten Gefühl, dass Reimers Garten wieder herzeigbar ist und die Spaziergänger erfreuen kann.
Reimers Garten, der Teile des 1861 entstandenen Landschaftsparks am ehemaligen Wingertsbergschlösschen umfasst und ab 1949 durch P.I.V.-Gründer Werner Reimers ((1888-1965) als Landhausgarten angelegt wurde, gehört seit mehr als 50 Jahren der Werner Reimers Stiftung. Nun wurde und wird der Garten, der Kurpark und Hardtwald verbindet, instand gesetzt: Halbzeit für die Sanierungsmaßnahmen „Kulturdenkmal Reimers Garten und Villa“ im Rahmen des Denkmalschutzsonderprogramms der Bundesregierung.
„Gerade in diesen Zeiten der Krisen sind wir mit Herz und Kopf dabei, den Garten wiederherzustellen, um für alle Bürger und die Besucher der Reimers Stiftung und des Forschungskollegs Humanwissenschaften der Goethe-Uni einen idyllischen Ort zu schaffen“, sagte Dr. von Kalnein. „Wie die vielen Grünanlagen in unserer Stadt ist auch diese historische Anlage öffentlich zugänglich“, betonte Oberbürgermeister Alexander Hetjes bei der Vorstellung des Etappenziels. Um die 290 000 Euro für die umfangreichen Maßnahmen schultern zu können, wird die Werner Reimers Stiftung vom Bund, der Taunus Sparkasse und dem Magistrat der Stadt mit beachtlichen Summen unterstützt; die Stadt übernimmt in Zukunft außerdem einen jährlichen Pflegezuschuss für den Park von 5000 Euro und die Pflege der 1875 entstandenen Lindenallee durch ihre Baumpfleger.
Wenzel Bratner, Oberkonservator für Gartendenkmäler im Landesamt für Denkmalpflege Hessen, lobte die Stiftung „für 30 Jahre Denkmalpflege, die ohne Förderung bisher von der Stiftung für Reimers Garten und Villa als Ensemble geleistet wurde“. Die großbürgerliche Villa und das drei Hektar umfassende Parkgelände wurden nun ins Denkmalschutzsonderprogramm des Bundes aufgenommen.
171 Park-Bäume erfasst
Wie Bettina Clausmeyer-Ewers, beim Land zuständig für Historische Gärten, erläuterte, erfolgen die Sanierungsmaßnahmen in vier Teilbereichen. Die Sanierung der Weiheranlage – hier wurde „das Wasser abgelassen, 300 Tonnen Schlamm, die sich bis zu einem Meter hoch angelagert hatten, abgebaggert und 622 Amphibien umgesiedelt“ – ist nun abgeschlossen. Nun sei der Teich bereit für neue „Gäste aus dem Wald“. Der „Philosophenweg“ genannte Rundweg durch den Parkwald in Reimers Garten, den die Stiftung 1970 hinzugekauft hatte, wurde freigeschnitten und der Baumbestand am Weg begutachtet, sodass der Weg nun wieder zugänglich ist; der frühere Sitzplatz im Wald mit Bänken wird im zweiten Halbjahr 2022 wiederhergestellt. Drittens sind 171 Bäume in Reimers Park – hier gibt es wertvollen Baumbestand aus dem 19. Jahrhundert – nummeriert und erfasst worden, das Kataster wird derzeit erstellt. Und viertens werde nun die Sanierung des Oberlichtes im ehemaligen Esszimmer der Villa Werner Reimers, in der die Stiftung ihren Sitz hat, in Angriff genommen. Die Aktualisierung des Parkpflegewerks, das 1992 durch Dr. Klaus-Henning von Krosigk (Berlin) und Bettina Clausmeyer-Ewers (Darmstadt) als Grundstein für die professionelle Pflege dieses Kulturguts am Taunus verfasst worden war, steht für 2023 an.
Für die Taunus Sparkasse habe vor allem die Nachhaltigkeit der Sanierung von Reimers Garten den Ausschlag für eine finanzielle Förderung gegeben, betonte deren Vertreter Lars Dieckmann bei der Gesprächsrunde in der Villa. Der Vorstand der Werner Reimers Stiftung, von Kalnein, sagte, dass die Stiftung sowie das Forschungskolleg der Goethe-Universität Frankfurt jährlich bis zu 30 000 Euro in die Erhaltung des Parks stecke, der ein Beispiel eines großbürgerlichen Villengartens sei. Die Reimers Stiftung ist primär für die Wissenschaftsförderung zuständig und gibt dafür hohe sechsstellige Beträge aus. Die Zusatzaufgabe zum Stifter-Gedächtnis komme hinzu, so von Kalnein.
Unter den von Werner Reimers, der die ersten Kindheitsjahre in seinem Geburtsland Japan verbracht hatte, bis 1964 gepflanzten Stauden, Zierpflanzen und Sträuchern befinden sich viele fernöstliche Gehölze wie japanische Azaleen und Strauchpfingsrosen, Bambus und japanischer Ahorn. Reimers integrierte aber auch alte Solitärbäume in seinen von herrlichen Ausblicken in die Taunus-Landschaft und über Bad Homburg geprägten Landschaftsgarten: Mächtige Rotbuchen, eine Sumpfeiche und ein Mammutbaum finden sich beim Rundgang ebenso wie Wiesen mit Obstbäumen nahe der Villa.
Wenn das Oberlicht im ehemaligen Esszimmer, durch das es bei Regen mitunter durchgetröpfelt habe, saniert sei, wolle man sich – „das ist die Kür“, so von Kalnein – schließlich irgendwann auch an die Sanierung der alten Küchenkonstruktion in Reimers Villa machen: Der Unternehmer hatte eine große Küche im Untergeschoss des Hauses eingebaut, die rekonstruiert werden soll. Nach dem Abschluss der ersten Teil-Sanierung des Parks beginnen ab Mai wieder die Gartenführungen „Reimers Garten – Einsichten und Ausblicke“, die erste am 12. Mai um 18 Uhr vom unteren Parkplatz Am Wingertsberg 4 aus.
!Reimers Garten, Am Wingertsbergweg 4, kann werktags zwischen 9 und 18 Uhr von jedermann besucht werden, Eingang durchs Tor am Fuß der Gartenanlage in die Lindenallee. Über die Gartenführungen im Mai, Juli, September und Oktober kann man sich im Internet unter www.Kultur-Erlebnis.de informieren, Anmeldung per E-Mail an info[at]Kultur-Erlebnis[dot]de oder unter Telefon 0176-51223163 bei Dr. Astrid Gräfin von Luxburg. Das informative und schön bebilderte Büchlein „Reimers Garten. Ein Bürgerpark am Taunus“ ist beim Verlag Schnell + Steiner erschienen (ISBN 978-3-7954-3117-4).