Gemeinsam gegen die Einsamkeit im Alter

Bad Homburg (js). Die Fotos im „Seniorenwegweiser“ der Kurstadt zeigen, wie es sein könnte. Und wie es sich am liebsten alle wünschen. Dass die Menschen auch im „richtigen Leben“ dieses fröhliche Lächeln tragen, Zufriedenheit ausstrahlen, ganz im Hier und Jetzt scheinen. Ältere Menschen, allein, im Paar, in der Gruppe. „Die Einsamkeit im Alter ist ein großes Problem“, sagt Inge Straller. Seit einem halben Jahr ist die neue Seniorenbeauftragte der Stadt mit der Mission unterwegs, Wege zum Lächeln zu öffnen, als Netzwerkerin ein bisschen dazu beizutragen.

Wege aus der Einsamkeit gibt es viele, aber oft fehlt der Mut, das Selbstvertrauen für den ersten Schritt. „Ich trau mich nicht“ oder „Ich würde ja gerne, aber ich kann nicht so“, das hört Inge Straller immer wieder. Die mentalen Bremsen zu lösen, das gelingt nicht jedem. „Es ist ein Problem, die zu erreichen, die das Netzwerk nicht nutzen, sagt Inge Straller. Der Seniorenwegweiser als Ratgeber in allen Fragen rund um das Thema „Älter werden“, 68 pralle Seiten mit vielen Informationen neben den schönen Bildern hilft nur, wenn man dann auch den ersten Schritt macht. Hilfe dabei, in Gesprächen am Telefon und bei Begegnungen, es ist eine der wichtigen Aufgaben der 57-Jährigen in Diensten der Stadt. Mut zu machen, der Einsamkeit ein Schnippchen zu schlagen, durch neue Kontakte zu Vereinen, Organisationen, Initiativen etwa.

Wenden sich Menschen an sie, dann erntet Inge Straller Dank und dankbare Reaktionen für noch die kleinste Hilfe und Unterstützung. Dankbarkeit einfach fürs Zuhören, oder dass sie sich kümmert. „Ich bin Ansprechpartnerin in allen Lebenslagen, das sollen die Menschen wissen.“ Stets ist sie erreichbar über die Rathaus-Nummer „100 und viermal die 5“ oder über ihr Diensthandy. Neulich gab es eine schöne Premiere. Training mit dem Rollator, mal was ganz Neues. Auch das muss ja geübt werden von Fall zu Fall. Das Sicherheitstraining im Pavillon des Technischen Rathauses mit Überreichung eines Führerscheins am Ende kam gut an, man lernt auch andere Menschen kennen dabei. „Mir ist es wichtig, noch mehr Menschen zu erreichen“, so Straller. „Auch Menschen mit Beeinträchtigung, Zugezogene, Migranten, es gibt so viele, die sich nicht ins öffentliche Leben trauen. Das kann sich jeder hochrechnen bei einer statistischen Lage von rund 30 Prozent Menschen in der Stadt, die älter als 65 Jahre sind, also etwa 17 000 Menschen in diesen Altersgruppen.

Die Seniorenbeauftragte ist in der Verwaltung der Stabsstelle Gleichstellung, Vielfalt, Teilhabe unter Leitung der Frauenbeauftragten Hasibe Otter zugeordnet. „Das ist gut für konzeptionelle Synergien“, sagt der zuständige Stadtrat Tobias Ottaviani, da gibt es viele Schnittstellen, die Wege sind kürzer. Inge Straller ist kein Neuling im Rathaus, die gebürtige Erlangerin arbeitet seit 2007 für die Stadt, bringt Erfahrung aus der Kita-Verwaltung, aus den Bereichen Wohngeld und Straßenverkehr mit, wohnt auch in der Kurstadt. Und sie will all diese Vorteile nutzen bei ihrer neuen Arbeit.

Natürlich gibt es Ideen und Pläne für die Zukunft. Den Ausbau erfolgreicher Angebote und Projekte etwa, die überaus beliebten „Seniorenausflüge“ als kombinierte Bus-Schifffahrt zum Beispiel. Rund 150 Leute in drei Bussen nach Lohr am Main waren das zuletzt, für rund 30 Euro inklusive Mittagessen, Schiffstour, Kaffee und Kuchen, mit Homburg-Pass auch preisgünstiger. Und neue Leute kann man auch kennenlernen. Worauf kommt es der Stadt an? „Im sensiblen Bereich Verlässlichkeit bieten“, sagt dazu Stadtrat Ottaviani, aber eben auch Neues wie das Rollator-Training. Ziel ist es auch, noch mehr in die Stadtteile zu gehen, da funktionieren die bisherigen Angebote am besten. Man könnte eine spezielle Sprechstunde der Seniorenbeauftragten in den Stadtteil-Familienzentren anbieten, für das Netzwerken eine gute Idee. Termine im Rathaus sind ohnehin immer möglich.

Wichtig sei vor allem, das Inge Straller ein „bekanntes Gesicht“ in der Stadt wird, da sind sich die Frau, die mit viel Freude und Zuversicht an ihre Arbeit geht, und der zuständige Stadtrat einig. „Frau Straller ist hier richtig angekommen, strahlt Zuversicht aus mit der in sich vorhandenen Ruhe“, sagt Tobias Ottaviani.

Inge Straller ist die neue Seniorenbeauftragte der Stadt.Foto: js



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