Große Horex-Parade zur 100-Jahr-Feier

Vor dem Kurhaus kann das Publikum Horex-Modelle jeglicher Größe aus der langen Firmen-Historie bestaunen und mit den zahlreich angreisten Fahrern aus nah und fern ins Gespräch kommen. Foto: mr

Von Maximilian Rogalski

Bad Homburg. Horex-Enthusiasten aus der Schweiz, Dänemark, den Niederlanden, Österreich und den vielen deutschen Horex-Vereinen trafen sich am Pfingstwochenende, um 100 Jahre Horex zu feiern und an der 67. Internationalen Sternfahrt teilzunehmen. Am sonnigen Samstagmorgen fuhren die Teilnehmer vom Gelände der Interessensgemeinschaft Kirdorfer Feld (IKF), wo später die Feierlichkeiten weitergingen, in großer Kolonne zum Kurhaus, um ihre Horex-Modelle den zahlreichen Schaulustigen zu präsentieren.

Am Kurhausbrunnen sammelten sich schon lange vor der Präsentation Fans der Horex-Marke. Gegen 11.30 Uhr hörten die Zuschauer dann in der Ferne das Dröhnen der Motoren, das immer lauter wurde. Angeführt von der Polizei bogen schon bald die ersten Horex-Motorräder um die Ecke. Auch Oberbürgermeister Alexander Hetjes grüßte das Publikum vom Beiwagen einer Regina 400, die von Saskia Kothe gefahren wurde. Nach und nach stellten die Fahrer ihre Horex-Motorräder um den Brunnen ab, während ständig weitere Fahrer eintrafen. Der Geruch von Benzin machte sich in der Luft breit. Nachdem OB Hetjes die Eröffnungsrede gehalten hatte, stellten die einzelnen Fahrer ihre Modelle vor. Es moderierte Axel Butterweck vom Motorsportclub Bad Homburg.

Als erstes hatte Josef Barth die Ehre, sein Horex Columbus Gespann T5, Baujahr 1936, mit 35 000 Kilometern auf dem Tacho zu präsentieren. Er war extra 600 Kilometer aus Feldkirchen an der Donau in Österreich angereist, um am Horex-Treffen teilzunehmen. Als nächstes war Albert Eringfeld aus Dixperlo in den Niederlanden an der Reihe, der das Vorläufermodell der Regina, die SB35, Baujahr 1939, ein geländegängiges Motorrad mit Viertaktmotor, vorführte. Die SB35 war ein Modell, das so konstruiert wurde, dass es jeder fahren konnte. Das Modell wurde für die Wehrmacht konzipiert und tausende Male gebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg wollten die Ingenieure bei Horex ein modernes und kostengünstiges Motorrad entwerfen, das Ergebnis: eine NSU Horex. Anschließend wurde die legendäre Horex Regina präsentiert. Für das Motorrad benötigten die Fahrer keinen Führerschein und mussten keine Steuern zahlen, nur Versicherungsgeld. Damit sollte die Bevölkerung an die Technik gewöhnt werden. Das erste gezeigte Modell stand lange im Horex-Museum, bis dieses geschlossen wurde. Am Samstag wurde die Horex das erste Mal seit 14 Jahren wieder in Betrieb genommen.

Von der „Regina“ geträumt

Mit der Horex Regina gelang der Durchbruch. 1952 war das damalige Modell mit 20 400 gebauten Exemplaren das meistverkaufte Motorrad der Welt mit einem Hubraum von 350 Kubikzentimetern (ccm). In den ersten Jahren ging alle zehn Minuten eine „Regina“ vom Band. Hätte es damals keinen Fachkräftemangel gegeben, hätte sogar noch weit mehr produziert werden können. Der Fahrer, der die Regina präsentierte, war von seiner Horex überzeugt. „Wenn man einmal Regina gefahren ist, fährt man nichts anderes mehr.“ Laut Legende, erzählte von Butterweck, soll Konstrukteur Hermann Reeb im Schlaf von der Regina geträumt haben. Damit er die Idee aber nicht bis zum Tag wieder vergessen hatte, half ihm ein Zeichenbrett, das in seinem Schlafzimmer hing. Er überlegte sich, wie das zukunftsfähige Motorrad aussehen sollte, und hatte zumindest für ein paar Jahre mit der Horex Regina die Antwort gefunden. Reeb wurde daraufhin zum Oberingenieur befördert. 1955 und 1956 verringerten sich die Absatzzahlen dann jedoch.

Die Horex Rebell sollte ein zukunftsweisendes Motorrad vor allem für junge Leute sein. Die am Samstag präsentierte Horex Rebell war im Grunde noch ein Neuwagen mit 160 Kilometern auf dem Tacho. Die Horex Imperator 400, ein Zweizylindermodell, Baujahr 1955, war das erste Motorrad, das die von den Alliierten auferlegte Hubraumgrenze von 125 ccm überstieg. Das Modell war besonders bei betuchten Geschäftsleuten beliebt. Die großen Kotflügel verhinderten, dass die Fahrer Spritzwasser abbekamen. Nach kurzem Frischmachen war der Geschäftsmann fein herausgeputzt und bereit für die Arbeit.

Mit der Imperator 450 begann der Niedergang von Horex. Das Händlernetz in den USA forderte von Horex, eine Marke, die in den Vereinigten Staaten ebenfalls große Beliebtheit genoss, ein Modell mit größerem Hubraum. Unter dem Namen „Zündapp Citation“ verkaufte Horex die Imperator in den USA mit blauer Lackierung, wie sie Harry Rahmstorf aus Appen in Norddeutschland zeigte. Die „Citation“ war nach einem damals bekannten Rennpferd in den Vereinigten Staaten benannt. Allerdings hatte Horex aufs falsche Pferd gesetzt. Aufgrund von einem Rechtsstreit zwischen dem Zündapp- und Horex-Importeur durften nur 250 Exemplare in den USA verkauft werden. Der Großteil wurde verschrottet. Horex produzierte 1955 noch die Horex Resident, eine modernisierte Regina. Das Motorrad verließ aber nie offiziell die Horex-Werke, wie Rene Scheck aus Oberried im Schwarzwald traurig erzählte. Durch glückliche Umstände sei das Motorrad in seinen Besitz gekommen. 1960 kaufte Mercedes Benz schließlich die Werksanlagen von Horex. Hätten die Verantwortlichen bei Horex gewusst, dass fünf Jahre später mit den japanischen Sport-Motorrädern ein neuer Aufschwung möglich gewesen wäre, hätte man durchgehalten, so Butterweck.

Roland Volk zeigte eine Horex Columbus T500, gebaut 1925, eines der ersten Modelle der Motorrad-Firma. Zum Teil lässt sich eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Fahrrad mit Gepäckträger erkennen. Im Kontrast zur Horex Columbus T500 präsentierte der neue Besitzer der Horex-Marke, die „3C-Carbon Group“, die neue „Regina Evo“. Die Firma unterstützte die 100-Jahr-Feier finanziell. Martin Bauer, der in der Entwicklung der neuen Horex-Werke arbeitet, erklärte dem Publikum das Modell. „Wir wollen die Historie kombinieren mit neuesten Materialien“, ein Retrolook mit Carbon. „Ich finde es schön, dass ihr den Namen hochhaltet“, fand Butterweck und wünschte sich, dass die Stadt das ebenfalls für die Zukunft beibehält. Nach der großen Vorstellung der Horex-Motorräder verabschiedeten sich die Fahrer von den Schaulustigen und luden sie zu Feierlichkeiten auf dem IKF-Gelände ein.

Am Abend zelebrierten die Horex-Enthusiasten ihre Marke im Kulturspeicher im Bahnhof mit vielen Gästen. Dazu gehörten OB Hetjes als Schirmherr, der ehrenamtliche Kreisbeigeordnete Bert Worbs, Landrat Ulrich Krebs, CDU-Bundestagsabgeordneter Markus Koob, SPD-Landtagsabgeordnete Elke Barth sowie Ehrengast Horst Nordmann vom Veteranen Fahrzeug Verband. Frank Böttcher von den „Horex Columbus Freunden“ verriet: „Das ist unsere Stimme in Berlin.“ Am Sonntag folgte dann die Sternfahrt in den Taunus. Am Pfingstmontag verabschiedeten sich die Horex-Freunde dann erstmal voneinander bis zum 49. Internationalen Horex-Treffen vom 8. bis 10. September.

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