Bad Homburg (js). Nun hat die Stadt also den denkmalgeschützten Wasserturm am Bahnhof gekauft. Ein markanter Bau, ein schönes Stück Baugeschichte, vor über 100 Jahren wurden Turm und Nebengebäude errichtet. Nicht gar so hübsch kommt der Turm im Moment daher, als würde er auf eine neue Glanzzeit warten. Die Eingangstür verrammelt, kaputte Scheiben, zugewachsen auf der Schienenseite bis zur zweiten von insgesamt sechs Ebenen. Der Kauf durch die Stadt ein Schnellkauf, vollzogen in der Sitzungspause des Stadtparlaments vor und kurz nach den Kommunal- und Oberbürgermeisterwahlen im Frühjahr 2021. Für 2,85 Millionen Euro plus Nebenkosten plus ordentlicher Maklerprovision. Am Stadtparlament vorbei, wie einzig die Bürgerliste Bad Homburg (BLB) monierte, die Koalitionäre CDU und SPD segneten den Deal ob der später erläuterten Umstände im Nachgang leicht grummelnd ab. Durch die BLB wurde auch öffentlich, dass der von der Eigentümerin beauftragte Makler Bruder eines Rathaus-Mitarbeiters ist, vom insgesamt verdienten möglichen Eintrag ins Schwarzbuch der Steuerzahler spricht BLB-Fraktionschef Armin Johnert.
Warum jetzt der Kauf? Die Frage von Johnert in der jüngsten Sitzung des Stadtparlaments beantwortete Oberbürgermeister Alexander Hetjes (CDU) mit klaren Worten. „Entweder wir zahlen, oder es gibt ein freies Bieterverfahren“, vor diese Entscheidung sei die Stadt durch die Eigentümerin gestellt worden. Die Stadt brauche Teilflächen des jetzt erworbenen Grundstücks für die Realisierung der Verlängerung der U2, da geht es um Wegerechte und Grunddienstbarkeiten. Hätte sie das Angebot abgelehnt und ein anderer Interessent wäre zum Zug gekommen, wäre die Stadt „erpressbar“, so Hetjes. Insofern sei die Verbindung von Rathausmitarbeiter und Maklerbüro in dieser Sache sogar ein „absoluter Glücksfall“ gewesen. „Nur so sind wir rechtzeitig aufmerksam gemacht worden und drangekommen.“ Den Kauf des Wasserturms nannte Hetjes eine „gute Geldanlage für die Stadt“, noch nie habe ein Wohngrundstück in Bad Homburg an Wert verloren.
Die weitere Nutzung des Wasserturms, ob vorübergehend oder auf Dauer, steht indes im Raum. Auf Antrag der BLB hat das Stadtparlament den Magistrat einstimmig beauftragt, ein Nutzungskonzept für die besondere Liegenschaft zu erstellen. Dieses soll möglichst bald nach der Sommerpause vorgelegt werden. „Wir brauchen ein sinnreiches Nutzungskonzept“, sagte der BLB-Fraktionsvorsitzende Armin Johnert, SPD-Kollege Tobias Ottaviani nannte dies „wichtig und richtig“ und merkte nebenbei an, dass der Erwerb der Immobilie zu einem „blöden Zeitpunkt“ erfolgt sei.
Erste Anregungen für eine mögliche Nutzung lieferte Johnert gleich mit, er regte an, über einen „Chill-Platz für Jugendliche nachzudenken, der passt nirgendwo besser hin“. Mit Blick auf das in Blickweite geplante Entertainment-Center mit Kino, Club und Einzelhandel sei dies der passende Ort, das Versprechen einzulösen, mehr Raum für die Jugend zu schaffen.