Bad Homburg. „Ausnahmen bestätigen die Regel und ich bin immer die Ausnahme“, das sagt der selbst ernannte alte Entertainer Harry Simon über sich selbst. Und er glaubt es auch. Die Realität ist dagegen weniger glamourös und wird von Harrys Sohn Berry wie folgt zusammengefasst: „Offen gesagt, ich habe noch niemanden getroffen, der meinen Vater kennt – außer meiner Mutter.“ Aber Harry glaubt felsenfest an sein Comeback und deshalb ist beim neuen Stück der Volksbühne Bad Homburg „Showtime“ angesagt.
Am Anfang, also der Geburtsstunde des Stücks, stand ein kleiner Schreckmoment. „Als ich gefragt wurde, ob ich Regie führen möchte, lautete mein Vorschlag, doch mal ein Konzert zu machen“, erinnert sich der ausgebildete Schauspieler Erik Borner. Seit vielen Jahren singen er und sein 22-jähriger Sohn Luca Kron bereits mit der Marvin-Dorfler-Big-Band. Da es so etwas bei der Volksbühne noch nicht gegeben hat, waren die Reaktionen erst einmal verhalten. „Daher habe ich angefangen, ein Stück um diese Idee herum zuschreiben“, so Borner. Herausgekommen ist…ja was eigentlich? „Ist es ein Musical?“, fragt Borner in die Runde seiner Schauspielkollegen. „Nö!“, antwortet Simone Woyke wie aus der Pistole geschossen. Seit über zehn Jahren spielt sie bei der Volksbühne, war zuletzt im Stück „Mord im Orient-Express“ zu sehen und ist auch im Frankfurter Kellertheater keine Unbekannte. „Ich würde sagen, wir haben hier ein ganz neues Genre“, sagt Erik Borner. Ein Theaterstück mit Big-Band-Begleitung angereichert mit zwölf Liedern von Frank Sinatra – Klassiker wie „My Way“, „New York, New York“ oder „Love And Marriage“. Die Musiker sind Teil des Bühnenbilds und sitzen links und rechts von einer riesigen Showtreppe, die selbstverständlich auch nicht fehlen darf. Die Zuschauer werden als Theaterpublikum in das Stück integriert.
Im Theater von Bernadette von Hohenstein (Simone Woyke) probt Harry (Erik Borner) gemeinsam mit seinem Sohn Berry (Luca Kron) den es ebenfalls auf die Bretter, die die Welt bedeuten, zieht, sein großes Comeback. Die gute Seele des Hauses, Hausmeister Schweiger, gespielt von Oliver Glaap, entpuppt sich dabei als hilfreicher Helfer in manchen Notlagen. Auch Herr Schweiger wollte einst mal, was mit Medien machen, studierte aber dann auf Wunsch seiner Eltern Jura und blieb dann als Hausmeister im Theater hängen und erträgt seitdem die etwas zickige Bernadette von Hohenstein. „Weißt du, gesteht er in einer ruhigen Minute dem jungen Berry. Ich wollte ursprünglich mal Moderator werden.“ Ein Insiderwitz, denn im echten Leben arbeitet Oliver Glaap beim Hessischen Rundfunk als Redakteur und Moderator. Apropos Witz, das ganze Stück steckt voller humoristischer Dialoge, die auch von „Loriot“ stammen könnten. „Jedes Jahr drehen mein Sohn und ich für die Familie ein witziges Weihnachtsvideo, in dem wir singen und verrückte Sachen machen. Im Grunde ist das Stück genau das, nur in groß“, stellt Erik Borner fest.
Vater und Sohn spielten sich selbst, quasi in einer überzeichneten Version, so erklärt es Borner. Doch das mag man kaum glauben, wenn Harry als „Rampensau“ seinem Sohnemann das Scheinwerferlicht klaut. Und Berry findet seinen „alten Herrn“ sowieso peinlich. Ob er sich nun in einen alten mottenzerfressenen Smoking quetscht, der sowieso nicht mehr passt, oder nicht. Wenn sie dann dazu im Probenraum der Volksbühne in der Kirdorfer Straße „That’s Life“ trällern, wird einem warm ums Herz. Die Stimme von Luca Kron steht der seines Vaters in nichts nach. Das ist wohl auch kein Wunder, denn der 22-Jährige stand nicht nur schon im zarten Alter von drei Jahren zum ersten Mal mit seinem Papa vor dem Mikro, er studiert Jazz und populäre Musik, spielt Klavier und Saxofon und arbeitet nebenbei als Synchron- und Werbesprecher.
Im Dezember haben die Proben zu „Showtime“ begonnen, am kommenden Samstag, 22. März, feiert das Stück um 20 Uhr im Kurtheater Premiere. Weitere Spieltermine sind am Sonntag, 23. März, um 15 Uhr sowie am Dienstag, 25. März, um 20 Uhr im Kurtheater. Karten sind bei der Tourist-Info im Kurhaus oder unter www.frankfurtticket.de erhältlich.