Homburger Sommer: Draußen, live, aber nicht umsonst

Kurdirektor Holger Reuter macht Hoffnung auf einen „Bad Homburger Sommer 2021“, wenn auch mit einigen Einschränkungen. Foto: Streicher

Bad Homburg (js). Kurdirektor Holger Reuter hat alle 34 „Bad Homburger Sommer“ von der Premiere an miterlebt. Das Spektakel ist stets ein absoluter Höhepunkt, ein Top-Festival im Sommerkulturprogramm der Kurstadt, das in diesem Jahr vom 9. bis 31. Juli stattfinden soll. Der Geschäftsführer der Kur- und Kongress-GmbH hat es im dritten Jahr zu verantworten. Jürgen Streicher sprach mit ihm über einen „Sommer“ im Ausnahmezustand.

Der Kurdirektor macht Hoffnung auf einen „Bad Homburger Sommer 2021“. Was nährt diesen Optimismus?

Holger Reuter: Wir wissen alle nicht, wie es im Juli aussieht, aber wir blicken mit Zuversicht und Optimismus in die nähere Zukunft. Und wir müssen rechtzeitig planen, um auch rechtzeitig handeln zu können.

Was können Sie den Bad Homburgern, ihren Freunden und Gästen denn versprechen?

Reuter: Wenn der „Sommer“ stattfinden darf, dann wird es schwerpunktmäßig das Programm sein, dass wir im vergangenen Jahr absagen mussten. Die Verträge mit den Künstlern wurden in dieses Jahr übertragen. Es sind Anpassungen erforderlich, die Sommernachtsbälle sind ungewiss. Auch das Jugend-sinfonieorchester wird nicht spielen können.

Flanieren mit weißer Maske, Sommergefühle auf Abstand, Schnelltest am Eingang des eingezäunten Kurparks, Teilnahme nur mit Voranmeldung? Wie muss man sich das im zweiten Corona-Sommer in Folge vorstellen?

Reuter: Ja, ein Bad Homburger Sommer wie wir ihn kennen, wird es nicht sein. Wir planen mit Absperrungen, Vorab-Ticketing zur Besuchersteuerung, reduzierten Kapazitäten, teilweise mit Schnelltests und wohl auch noch mit Mund-Nasen-Schutz. Das Hygienekonzept umfasst bereits rund 15 Seiten, dazu kommen noch Ablaufplanungen für jede einzelne Veranstaltung. Das Konzept geht an das Gesundheitsamt.

Klein, aber vielleicht fein? Der „Kunstgriff“ in Oberursel hat es im vergangenen Jahr vorgemacht, der etwas andere „Orscheler Sommer“ hat funktioniert und ist beim disziplinierten Publikum gut angekommen. Ist so ein mehr oder weniger geschlossenes Konzept auf die Idee vom Open-Air-Kurstadt-Sommer unter dem Motto „Alles draußen, live und umsonst“ übertragbar?

Reuter: Alles draußen und live – das bleibt. Aber „umsonst“ wird es nicht sein. Für die Besuchersteuerung planen wir mit Ticketing. Das verbinden wir mit Getränkegutscheinen oder anderen kleinen Überraschungen.

Welche logistischen Voraussetzungen müssen dafür gegeben sein?

Reuter: Wir haben neue Bestuhlungspläne entwickelt, die zur Genehmigung eingereicht wurden. Die Pläne werden auch bei unserem Ticketpartner eingepflegt. Außerdem bedarf es beplanter Absperrzäune und neuer Beschilderung wie Hinweisen zu Hygienemaßnahmen. Security haben wir ohnehin immer am Start, da kommen nur neue Aufgaben hinzu. Auch im Backstage-Bereich müssen die Abstands- und Hygieneregeln umgesetzt werden.

Bleiben wir im Konjunktiv, beschreiben Sie doch bitte ein möglicherweise konkretes Beispiel. Eröffnungskonzert vor dem Kaiser-Wilhelms-Bad oder etwa die beliebte „Klassiknacht in Weiß“…

Reuter: … Die Klassiknacht: Etwa Ende Juni eröffnen wir den Ticketverkauf für die Klassiknacht am 17. Juli. Die Besucher haben voraussichtlich die Wahl zwischen regulären Sitzplätzen (immer paarweise) oder Liegestuhl-Plätzen (auch paarweise). Wir rechnen mit 400 bis 450 Plätzen, je nach Liegestuhlanzahl. Die Spielstätte wird umzäunt, wie wir es hier schon vom Rheingau Musik Festival kennen. Einlass nur mit Ticket, keine Abendkasse. In der Brunnenallee wird leider kein Aufenthalt möglich sein. Möglicherweise ist der Mund-Nasen-Schutz noch Pflicht.

Wie viele Hygienekonzepte, Test-Strategien und Krisenmanagement-Varianten für mögliche Szenarien haben Sie und Ihr Team von der Kur- und Kongress-GmbH bereits entworfen?

Reuter:
Wir haben ein Hygienekonzept, an dem seit Monaten kontinuierlich gearbeitet wird. Auch mit möglichen Szenarien. Das wird dem Gesundheitsamt vorgelegt. Aber kein Konzept ist für die Ewigkeit, es kommen fortlaufend Ergänzungen, Neuerungen, Anpassungen. Aktuell ist beispielsweise das Thema Luca-App noch offen. Wir werden zwar die Kontakte durch den Kartenverkauf haben, aber es gibt Veranstaltungen, bei welchen die Luca-App eine hilfreiche Ergänzung wäre.

Was würde bleiben vom „alten“ Homburger Sommer? Was würde völlig anders sein?

Reuter: Das Programm bleibt im Großen und Ganzen. Außer dem Flohmarkt, dem Weed-Konzert und höchstwahrscheinlich den Bällen. Auch bleiben wir „Open Air“. Dies ist aktuell ein großer Vorteil. Völlig anders ist die Situation mit den Absperrungen und dem Zugang mit Ticket. Picknickkorb und eigener Stuhl wird nicht möglich sein. Ausnahme ist das Picknick im Kurpark mit ausgewiesenen Bereichen. Aber auch da wird es Eingrenzungen und Einlasskontrollen geben.

Haben Sie auch dezentrale Veranstaltungen auf dem Planungsschirm, oder wollen Sie sich auf eine Bühne konzentrieren mit dem Vorteil, zu lernen und stets nachjustieren zu können?

Reuter: Wir bleiben dezentral, wenn auch nicht auf allen bekannten Plätzen. Weed, Schlossgarage und Kurhausplatz entfallen. Wir gehen dorthin, wo wir absperren können. Ein Sonderfall ist der Kleine Tannenwald. Hier haben wir Vorschläge, müssen diese aber noch mit dem Gesundheitsamt abstimmen.

Besser ein Sommer mit Einschränkungen und improvisiertem Programm als schon wieder kein Sommer?

Reuter: Genau, das ist der Grundgedanke. Wobei Voraussetzung ist, dass Veranstaltungen generell erlaubt sind und unsere Veranstaltungen durch Ordnungs- und Gesundheitsamt genehmigt werden.

Wie nehmen Sie die Stimmung in der Stadt wahr? Lechzt das Volk nach dem beliebten Sommerkulturprogramm? Wie wichtig ist es für die Stadt und ihre Menschen?

Reuter: Ich habe den Eindruck, dass die Vorfreude auf den Bad Homburger Sommer groß ist.

Klappe, Kultursommer Nr. 35, die Zweite: Von welchen Vorgaben machen Kur und Stadt ihre endgültige Entscheidung abhängig?

Reuter: Von der aktuellen Pandemie-Situation. Und sicher werden wir stets anpassen und reagieren müssen.

Das außergewöhnliche Programm sei „nur aufgeschoben, nicht aufgehoben“, haben Sie vor ziemlich genau einem Jahr an dieser Stelle gesagt. Auf welche Höhepunkte dürfen sich die Homburger und ihre Gäste freuen?

Reuter: Auf die Klassiknacht in Weiß und das Abschlusskonzert mit dem Johann-Strauss-Orchester. Letzteres in memoriam unseres langjährigen Partners Herbert Siebert, der im Oktober verstorben ist. Auch auf Konzerte wie die „One Hit Wonder Show“, ein Tribut an Udo Lindenberg und Schlager der 1970er-Jahre. Wenn mit professionellen Schnelltests am Ort erlaubt, planen wir eine „Silent Disco“ mit drei DJs in Zusammenarbeit mit dem Jugendbeirat. Dies hängt noch stärker von der Situation ab. Übrigens auch, ob Konzerte für das junge Publikum auf dem Rathausplatz unbestuhlt stattfinden können.

Ein Wort noch zum Thai-Festival und dem Laternenfest, für das Sie das schöne Wortspiel „Laternenfest light“ gefunden haben.

Reuter: Das Thai-Festival haben wir bereits abgesagt. Für das Laternenfest planen wir eine Art Jahrmarkt am Heuchelbach, mit Einzäunung und Zugangssteuerung. Hier sind wir in Planungen und Abstimmungen. In der Fußgängerzone stellen wir uns kleine Fahrgeschäfte und Schaustellerbuden vor, aber in diesem Jahr keine Bühnen und keine Bewirtungsstände. So sehr es uns auch weh tut, ausgelassenes Feiern sehen wir noch nicht.



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