Bad Homburg (nl). „Sehr erfreut“, so zeigte sich der vieltalentierte Showstar Ingolf Lück mit seinem Bühnenprogramm „60 ist das neue 40“ in der Englischen Kirche. Obwohl der jung und schlaksig wirkende Comedian es schwer hatte im Kulturzentrum, nahm er’s dennoch leicht. Auf nur 56 Stühle und eine gähnende Leere blickte Lück im großen Saal von seiner Bühne aus. Denn dieser Abstand musste sicherheitsbedingt gewahrt werden. Selbst die wenigen Zuschauer, die gekommen waren, mussten ihre Maske während des Abends aufbehalten. Aber besser so, als gar keine Kultur, mag sich das dankbare Publikum gedacht haben, das mit großer Selbstverständlichkeit den Auflagen Folge leistete.
Zur Einstimmung gab es Musik vom Band: David Bowie, Coldplay und zu guter Letzt „Dance, Dance, Dance“ von Mando Diao. Mit dem Schlussakkord dann sprang der älteste Gewinner der bekanntesten Tanzshow des deutschen Fernsehens auf die Bühne. Noch in seinem Alter – wie er selbst dazu sagen würde: „kurz vor der Rente“ – schwang er schließlich erfolgreich sein äußerst beweglich und athletisches Tanzbein mit Ekaterina, der 31-jährigen Profitänzerin. Das ehemalige Model wurde von seiner Frau, wie Lück gespielt erleichtert bemerkte, zu seiner großen Verwunderung „am Leben gelassen“. Und so gelang dieser Abend, bereichert um viele Anekdoten mehr.
Ingolf Lück, der Drahtige, blickt auf 45 Jahre Bühnenerfahrung zurück, und wieviele liegen wohl bei dieser Kondition noch vor ihm? Bekannt geworden als Moderator der Jugendsendung „Formel eins“, bekannter geworden durch die Moderation der „Wochenshow“ und schließlich zu großer Popularität gelangt dank des wohl sicherlich unerwarteten Siegs bei „Let’s Dance“. Da ist zwar nicht mehr viel Luft nach oben im Olymp der Unterhaltungskunst, aber wie wusste schon sein Vorgänger Rudi Carell darüber so treffend zu philosophieren: „Lass dich überraschen“.
Aus dem Nähkästchen geplaudert
Im Bad Homburger Publikum saß seine „Zielgruppe Ü60, „ein Viertel vor Tod“, wie er es ungeschminkt benannte. Die Gäste im Saal lachten gern und bevorzugt über seine ironischen Streifzüge, die er vorzugsweise über die Erfolgsserien des Privatfernsehens in petto hatte. Aber wenn’s sein musste, lachten die Bad Homburger – Alter macht schließlich gnädig – auch gern mal über sich selbst. Mit viel Charme und Leichtigkeit wurden hier Lebensweisheiten vom Humorstapel gelassen. So plauderte der Ostwestfale Ingolf Lück aus seinem privaten Nähkästchen manch Lustiges aus. Sein Vater, der, wen wundert’s, lebendige 93 Jahre als ist, schickt per Smartphone an seine Enkel zeitgemäße Nachrichten. Dabei versteht er es, sich unfreiwillig ultrakurz zu fassen. Denn auf die Anfrage seines Enkels, wie es ihm denn gehe, schrieb Opa Lück nach etwa dreistündiger Bemühung Aufschlussreiches zurück: „tschüss denn“.
Und weiter wusste Ingolf Lück über seine Landsleute, die Bielefelder, zu berichten: „Sie gehen zum Lachen in den Keller und graben sich dort ein Loch“, weshalb man sie nie lachen höre. Eines ist nach diesem abwechslungsreichen Event klar: Auf Lück trifft diese Eigenschaft nicht zu. Er lacht und plaudert gern und viel. Er ist eben in jeder Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung.
Lacht und plaudert gern und viel – der Comedian Ingolf Lück. Foto: fk