Interner FDP-Streit eskaliert

Bad Homburg (js). Die FDP der Kurstadt ist auf der Suche nach einem „harmonischen Vorstand“, der vor der im Frühjahr 2021 anstehenden Kommunalwahl nach außen „konstruktiv“ und mit „funktionierender Zusammenarbeit“ auftritt. So beschreibt der Parteivorsitzende der Liberalen, Rudolf Pietzke, die derzeitige Situation in der reichlich grummelnden Parteiführung.

Von „massivem Richtungsstreit“, der mit dem Ausstieg des FDP-Urgesteins Wolfgang Hof vor Jahresfrist begonnen hat, sprechen indes „Die fünf Willigen“ im Vorstand, wie sie hinter vorgehaltener Hand genannt werden. Sie sind wiederholt mit Ideen zu Verkehr, Mobilität und Finanzen an die Öffentlichkeit getreten, die den Gefolgsleuten von Rudolf Pietzke und seinem Vize Tim Hordorff nicht in die politische Strategie passen. „Alleingänge der Gruppe“, zu der die zweite stellvertretende Parteivorsitzende Andrea Warneck, der Gonzenheimer Ortsbeirat Wolfgang Lindstaedt, die noch frischen Vorstandsmitglieder Rainald Mohr und Marco Müller sowie Alexandra Meyer gehören, so Pietzke, der die Führung im FDP-Ortsverband 2016 übernommen hat. Alle fünf sind in den Arbeitskreisen Wirtschaft und Mobilität aktiv, zählen sich zu den progressiv Denkenden in der Partei.

In der jüngsten Vorstandssitzung sind sie zu fünft gegangen, unter Protest, wie man in solchen Fällen sagt. Den Eklat ausgelöst hat der aus Sicht der Fünfergruppe wiederholte Versuch, den Vorstand zu spalten und durch vorgezogene Neuwahlen neu zu formieren. Im Fokus der Pietzke-Fraktion sei immer wieder seine Stellvertreterin Andrea Warneck, den gewünschten harmonischen Vorstand bildet das Führungsduo seit geraumer Zeit nicht. Das Ansinnen des Vorsitzenden, die für November vorgesehene Mitgliederversammlung auf Mitte September vorzuziehen, hat den innerparteilichen Richtungsstreit, der sich auf die personelle Zusammensetzung des Vorstands ausgeweitet hat, eskalieren lassen. Der angestrebte Termin am 12. September würde in die Urlaubszeit von Andrea Warneck fallen. Abwahl des alten Vorstands und komplette Neuwahl soll der entscheidende Tagesordnungspunkt sein.

Gewählt werden soll ein Vorstand, der Seite an Seite im Kommunalwahlkampf steht. Der Beschluss wurde einstimmig gefasst, die fünf Andersdenkenden waren da nicht mehr im Raum. Sie haben in der Folge einen Eilantrag beim Schiedsgericht der FDP Hessen gestellt, den Termin zu kippen, der Vorsitzende Rudolf Pietzke hat wiederum dagegen Einspruch erhoben. Eine Entscheidung des Schiedsgerichts stand bis gestern noch aus. Wie sie auch ausgehen wird, in der folgenden Mitgliederversammlung werden die FDP-Karten voraussichtlich völlig neu gemischt. Die „Mehrheit“, wie Pietzke seine Fraktion nennt, habe bereits Vorschläge für die Zusammensetzung eines neuen Vorstands. Er selbst etwa werde den jungen, erst 27 Jahre alten Tim Hordorff als neuen Vorsitzenden vorschlagen.



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