Klinke: Vorhandenes Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft

Johnny Klinke (l.), der Gründer des Tigerpalasts, und Oberbürgermeister Alexander Hetjes verstehen sich nicht nur, was die Planung kultureller Veranstaltungen angeht, gut. Foto: md

Bad Homburg (md). Die Kombination von Weltoffenheit, Internationalität und Kunst auf dem höchsten Niveau kommt zum vierten Mal nach Bad Homburg: Der Tigerpalast aus Frankfurt wird in der Kurstadt sein neues Jahresprogramm zeigen. Beim Kulturgipfel in der Spielbank tauschten sich Oberbürgermeister Alexander Hetjes und der Gründer von Deutschlands ältestem Varieté-Theater, Johnny Klinke, über die kulturelle Zusammenarbeit im Rhein-Main-Gebiet aus. Die Metropol-Region sei laut Klinke eine der attraktivsten in Deutschland, habe aber noch Ausbaupotenzial.

„Das internationale Lebensgefühl in der Gegend gepaart mit der Sehnsucht nach Europa erlebe ich täglich in meinem Theater“, schwärmte Klinke, der seit vielen Jahren in der Branche tätig ist. 1988 gründete er zusammen mit Margareta Dillinger und Matthias Beltz das Varieté-Theater in Frankfurt am Main. Viele zweifelten damals an seinem durchaus gewagten Vorhaben, doch sein Konzept schlug ein und lockte schnell zahlreiche Zuschauer in die von ihm geleiteten Aufführungen. „Ich hatte die richtigen Künstler und die passende Idee“, sagte er und blickte auf eine erfolgreiche Zeit zurück.

Noch heute ist sein Varieté in der Bundesrepublik ein Sonderfall: Als eines der wenigen Theater nimmt es keine staatlichen Gelder an, sondern agiert komplett unabhängig, was dem freien künstlerischen Schaffen zugute kommt. Zusätzlich zählt der Tigerpalast mit seinen renommierten Künstlern zu den besten Varietés und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Hessische Kulturpreis und der Binding-Preis 2018. Die Zusammenarbeit des Tigerpalasts mit der Stadt Bad Homburg ist ungewöhnlich. Normalerweise geht das Theater nicht auf Tour. Zum 175. Bestehen der Spielbank im Jahr 2016 war die Idee einer Kooperation entstanden, allerdings waren alle Beteiligten zunächst skeptisch. „Ich war mir nicht sicher, ob ein Gastauftritt so nah an Frankfurt funktioniert, da einige Bad Homburger durchaus in unsere Aufführungen kommen“, sagte Klinke. „Der große Ansturm überraschte. Aus dem Versuch wurde Tradition.“

Dass ein Varieté in so einem großen Rahmen wie dem Kurtheater aufgeführt wird, das 700 Gäste fasst, ist ungewöhnlich, denn normalerweise präsentieren die Artisten ihre Kunststücke in einem kleineren Rahmen, in dem sie besser zur Geltung kommen. Auch dies war am Anfang ein Grund zum Zweifeln, doch „die Artisten fühlen sich in Bad Homburg ausgesprochen wohl, und die Atmosphäre könnte nicht besser sein“, sagt Klinke.

Er hofft, dass Städte und Gemeinden in Zukunft noch enger zusammenarbeiten, was die kulturelle Gestaltung der Region angeht. „Das Potenzial, dass wir uns auf dem Niveau von Paris, London und Mailand bewegen, ist durchaus gegeben. Doch der Wille ist noch nicht vorhanden. Jeder hat für sich selbst ausreichend Erfolg, so dass die Motivation fehlt, gemeinsam mit anderen etwas zu erreichen“, sagte Klinke. Der bereits existierende Kulturfonds sei ein Schritt in die richtige Richtung.

!Der Tigerpalast tritt am 7. und 8. September im Kurtheater auf und präsentiert sein Jahresprogramm 2019/2020 zum ersten Mal der Öffentlichkeit. Restkarten gibt es im Vorverkauf bei Tourist Info + Service im Kurhaus.



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