Korrespondenz zwischen Kunst und Natur

Die Macher hinter den „Blickachsen 12“ (v. l.): Oberbürgermeister Alexander Hetjes, Mäzen Stefan Quandt und Kurator Christian Scheffel stehen im Werk des Künstler-Duos Winter/Hoerbelt, das aus Getränkekisten zusammengesetzt ist. Foto: fk

Von Katrin Staffel

Bad Homburg. Zwölf „Blickachsen“ in 22 Jahren, das bedeutet nicht nur Erfolg und Kontinuität. Christian Scheffel, Initiator und Kurator der Biennale, ist es auch gelungen, diese Präsentation mit Skulpturen und Installationen zeitgenössischer internationaler Künstler zu einem Ereignis von internationalem Rang werden zu lassen. Die regionalen Grenzen sind längst gesprengtworden, denn die Blickachsen strahlen in fünf weitere Standorte in der Rhein-Main-Region hinein. Das Herz aber schlägt nach wie im Kurpark und im Schlosspark von Bad Homburg.

Das alles wurde bei der Eröffnung vor einem großem Kreis von Zuhörern von allen Rednern, darunter Landtagspräsident Boris Rhein, gebührend gewürdigt. Partner ist diesmal der Skulpturenpark Wanås Konst in Schweden, der durch die Direktoren Elisabeth Millqvist und Matthas Givell vertreten wurde. Ehrengäste waren auch die zwölf anwesenden Künstler, die von Christian Scheffel namentlich vorgestellt wurden.

Stefan Quandt, Vorsitzender der Stiftung Blickachsen, dankte in einem großen Bogen allen Beteiligten – von den Förderern über die Mitarbeiter der Stadt bis zu den Gärtnern, Aufbauhelfern und Führern durch die Ausstellung. Über 140 solcher Führungen sind schon vor Beginn der Ausstellung fest gebucht worden. Er nannte es einen schönen Zufall, dass die Eröffnung der Blickachsen mit der Wahl zum Europaparlament zusammengefallen sei. Das sei ein Novum und zugleich ein Politikum wie die Tatsache, dass Künstler aus 15 Nationen an dieser Biennale mitwirkten. Stefan Quandt verwies auch auf die Kinderblickachsen, die am 22. Juni in der Stadtbibliothek eröffnet werden. Die Kunstwerke dort sind in der Kinderkunstschule entstanden. Der Redner hob den „Riesenklotz“ (Giant Log) von Arik Levi deshalb hervor, weil dieser „die Verbindung von Himmel, Natur und Kunst versinnbildliche“ und knüpfte damit an das an, was Blickachsen und den schwedischen Skulpturenpark Wanås Konst verbindet: Beide setzen auf das Zusammenspiel von zeitgenössischer Kunst und Natur in einem gewachsenen historischen Ambiente.

Fantasie walten lassen

Der Giant Log ist indes weniger ein Klotz als eine elegant in den Himmel strebende kantige Säule aus spiegelpoliertem Edelstahl, einem Material, das sogar Seewasser standhalten kann und auf wunderbare Weise garantiert, dass Natur und Kunst miteinander korrespondieren können. Levi hat sein Kunstwerk speziell für diesen Standort konzipiert, und er ist damit in diesem Künstlerkreis nicht der einzige.

Elisabeth Millqvist vom schwedischen Kuratoren-Duo bestätigte den gemeinsamen Antrieb, zeitgenössische Kunst in einem historischen Umfeld zu den Menschen zu bringen. Sie machte den Besuchern Mut, ihre Fantasie walten zu lassen und selbst zu entscheiden, was „Realität“ oder, wie der graue Turm, tatsächlich nur ein „Traum“ sei, wie ihn die Künstlerin Charlotte Gyllanhammar nenne. „Überprüfen Sie Ihr Realitätskonzept und geben sie der Vorstellungskraft Raum“, riet sie. Der Turm ist im Kurpark zu finden und könnte aus einem Märchen dort gelandet sein. Nostalgische Sehnsucht nach dem Vergangenen; nach dem Schönen und Guten? Was hier an zeitgenössischer Kunst versammelt sei, „ist exzellent“ lobte die Co-Kuratorin, die außerdem „die spezielle Qualität der Kontinuität“ würdigte. Ihr Fazit: „Dieses Partnerschaftskonzept funktioniert sehr gut.“ Christian Scheffel blieb sich selbst treu und sprach auch diesmal von „den schönsten Blickachsen, die wir je hatten“.

Auch er dankte allen, die es ermöglichen, „dass 60 Werke von 31 Künstlern an sechs Orten einen ganzen Sommer lang frei zugänglich sein können“ und schloss in diesen Dank auch alle Anwesenden mit ein, die in großer Zahl an diesem sommerlichen Sonntag zur Eröffnung gekommen waren. Er versicherte, dass die gemeinsame Arbeit mit den schwedischen Partnern viel Spaß gemacht haben. Ihnen sei der internationale Brückenschlag zur nordischen Kunst zu verdanken, während Künstler von Weltrang das Tor zur Welt offen hielten. „Die Blickachsen sind für mich eine Herzensangelegenheit“, beteuerte Scheffel, der am Ende dem kompetenten Aufbauteam besonders dankte, „das zweieinhalb Monate bei Wind und Wetter zur Stelle war und Tolles geleistet hat“.

!Die 12. Blickachsen mit Werken im Kurpark und im Schlosspark von Bad Homburg, in Bad Vilbel, Eschborn, Frankfurt, im Kloster Erberbach und in Kronberg dauern bis zum 6. Oktober. Führungen im Kurpark finden donnerstags von 18.30 bis 20 Uhr, sonntags und an Feiertagen von 11 bis 12.30 Uhr statt. Treffpunkt ist am Schmuckplatz an der Kaiser-Friedrich-Promenade. Führungen im Schlosspark werden sonntags (außer am 1. September) und an Feiertagen von 15 bis 16.30 Uhr angeboten. Treffpunkt ist an der großen Zeder im Schlossgarten. Um „Träume, Bäume und Skulptur, Raumkonzepte in der Gegenwart“ geht es dienstags von 18 bis 19.30 Uhr im Kurpark (ab Schmuckplatz). Interaktionen „Die Skulptur und ich“ werden an den Samstagen 15. Juni und 17. August (Schlosspark), 20. Juli und 21. September (Kurpark) von 15 bis 16.30 Uhr angeboten. Der Flyer mit Angabe der Standorte liegt bei Tourist Info + Service im Kurhaus aus.

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