Bad Homburg (ks). Die Ausstellung von Menschen der Behindertenhilfe Hochtaunus in der Galerie Artlantis ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, was Menschen mit einem Handicap mit den Händen schaffen können. Und sie ist ein Beweis dafür, dass es einem Mann wie Dirk Ohme, selbst ein Künstler und Mitglied im Kunstverein, gelungen ist, rund ein Dutzend „Klienten“ aus der Anlage „Betreutes Wohnen Usinger Land“ in Neu-Anspach für das Malen mit Farben und Gestalten mit formbarer Masse zu begeistern.
„Ich war selbst sehr überrascht über das, was dabei herausgekommen ist“, gestand er beim letzten Rundgang durch die Ausstellung. Und das ist tatsächlich beeindruckend. „Das sind alles Erstlingswerke“, sagte er zu den Bildern. Dafür habe es keine Vorlagen gegeben. „Das haben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbst ausgedacht.“ Soweit es um die Techniken geht, ist Ohme ein versierter Kenner, der seine Gruppe gut vorbereitet hat. Am Anfang stand das Formen kleiner, einfacher Figuren aus einem Spezialgips. Dabei sei vieles ausprobiert worden, und der Erfolg habe den Teilnehmern gut getan und das Selbstbewusstsein gestärkt. „Behinderte Menschen sind oft sehr einsam“, weiß Ohme aus Erfahrung.
Danach sei es um das Malen und die Farben gegangen. In einer Spezialfabrik habe er fünf Grundfarben gefunden, aus denen die Klienten jeden Farbton selbst mischen konnten. Die Leinwand wurde zunächst für kleine Bilder vorbereitet, die die Teilnehmer nach eigenem Ermessen in 15 Teile aufteilen und gestalten konnten. Der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt. Diese kleinen, ganz unterschiedlichen Kunstwerke waren der Ausgangspunkt für die großen Bilder, in denen die Motive weiterentwickelt wurden: „Extra für die Ausstellung, damit wir etwas vorweisen konnten.“ Die Kreativität der Klienten habe ihn „ebenso überrascht wie begeistert“, betont Dirk Ohme noch einmal. Man kann ihm nur zustimmen.
Er kümmert sich immer wieder um Menschen in besonderen Lebensituationen und sieht darin wohl so etwas wie eine Berufung. Die Mitglieder der kleinen „Künstlergruppe“ der Ausstellung kommen aus verschiedenen Altersgruppen mit unterschiedlichen sozialen und familiären Hintergründen, und einige von ihnen sitzen im Rollstuhl. Mit einem Foto und einem Kerzenlicht erinnerte Dirk Ohme an einen Rollstuhlfahrer, der völlig apathisch und wenig kommunikativ gewesen sei. Er habe ihn aus dieser Situation befreien können, als er ihn anregte, ewas zu formen. Herausgekommen ist ein imposanter Widderkopf. Dieser Klient ist inzwischen an Corona gestorben, „ aber ohne ihn hätte es diese Ausstellung nicht gegeben“, beteuert Ohme. Er habe ihm bstätigt, dass man Kreativität fördern und behinderten Menschen ein bisschen Mut und Lebensfreude zurückgeben könne.
Auf die eigentlich vorgesehene Versteigerung der Arbeiten wurde zwar verzichtet, aber es habe so viele Spenden gegeben, dass man weitermachen und vielleicht irgendwann eine neue Ausstellung zugtandebringen könne, hofft Ohme. Diese erste Ausstellung wurde von der „Aktion Mensch“ gefördert.