Bad Homburg/Friedrichsdorf (a.ber). „Sternsinger kommen und Sternsinger singen, wollen euch Licht und den Segen bringen.“ Vor zahlreichen Haustüren privater Wohnungen und Häuser, vor Geschäften und Seniorenheimen erklangen am vergangenen Freitag und Samstag diese Verse: Die Sternsinger-Gruppen der katholischen Pfarrei St. Marien Bad Homburg-Friedrichsdorf waren unterwegs, um den weihnachtlichen Segen zu den Menschen zu bringen und für notleidende Kinder auf der Welt Geldspenden zu sammeln. Pfarrer Werner Meuer hatte die große Kinderschar aus den Bad Homburger Kirchorten Gartenfeld, Gonzenheim, Innenstadt und Kirdorf und aus St. Bonifatius Seulberg und St. Josef Köppern in einer Messe in St. Marien am Epiphaniasfest ausgesendet.
„Das Erscheinen der Kindergruppen auf Straßen und Plätzen zaubert vielen Leuten ein Lächeln aufs Gesicht“, so die Koordinatorin der Sternsingeraktion in der Gesamtpfarrei, Pastoralreferentin Sylvia Lins. Doch schon die Vorbereitungstreffen der kleinen und großen Akteure entfalten eine freudige und bezaubernde Stimmung, wie drei Tage vor dem 6. Januar im Gemeindehaus St. Marien deutlich wurde. „Oft stecken uns Menschen auch auf der Straße Geld in den Kasten, und wir geben ihnen einen Segens-Zettel“, berichtet der neunjährige Sohn von Sylvia Lins, der sich gerade in einen roten Samt-Umhang hüllt und eine Krone auf den Kopf setzt.
Er hat schon mehrmals an der bundesweiten Aktion „Dreikönigssingen“ der katholischen Kirche am Epiphaniastag teilgenommen. Die Bezeichnung „Kasten“ für die schöne kleine goldene Schatztruhe, die die Sternsinger in der vergangenen Woche durch die Bad Homburger Innenstadt trugen, ist allzu weltlich; denn die Utensilien, die die 14 Kinder der Gemeinde bei ihrem Treffen munter unter sich verteilen, sind aus Samt und Seide, Gold und Glitzer. Die Kreide für das Segenszeichen „20*C+M+B+23“ und entsprechende Aufkleber für Glastüren liegen auf dem langen Tisch im Gemeindesaal bereit, der große gelbe Holzstern am Stab, das Blatt mit Versen und Liedern daneben. Auf einem anderen Tisch hat Sylvia Lins die Kronen und Seiden-Kopftücher ausgebreitet.
Vor dem Garderobenständer entsteht Gedränge. „Ich habe noch nie mitgemacht, meine Schwester aber schon“, sagt ein Mädchen und zieht zufrieden einen dunkellila Samtumhang mit Paillettenkragen an, „meine Lieblingsfarbe!“. Sie nestelt die im vergangenen Jahr wohl festgezurrten Schnüre auseinander. Mädchen und Jungen im Alter zwischen fünf und zwölf Jahren suchen sich ihr Gewand unter mehr als 20 Königsmänteln in vielen Farben aus, die sich im Fundus der Kirchengemeinde angesammelt haben. Die weißen Alben sind zum Unterziehen bei kalten Temperaturen. Denn die drei Touren, die die Sternsinger in Gruppen zuerst zum Rathaus und durch die Innenstadt, sodann in den Stadtvierteln Berliner Siedlung und Hardtwald laufen, und ihre Besuche vor den Seniorenheimen Rind’sches Bürgerstift, GDA am Schloss und der Wohnanlage Artis am Untertor dauern jeweils bis zu drei Stunden. „Wir bekommen auch Süßigkeiten an den Türen, es macht viel Spaß“, begeistert sich ein erfahrener Sternsinger und setzt sich über das edle silber-schwarze Stirntuch gleich noch eine Papierkrone. Sein Bruder, augenscheinlich der älteste der diesjährigen Sternsinger, wartet, bis alle eingekleidet und von Sylvia Lins mit prüfendem Blick gemustert worden sind. Dann zieht er lässig den langen petrolblauen Königsmantel an, den ihm wegen seiner Größe niemand streitig macht.
Die Pastoralreferentin lenkt die Vorbereitungen mit viel Humor. So findet jedes mitmachende Kind am Ende seine Rolle: die Heiligen Könige Kaspar, Melchior und Balthasar und der Sternträger – alle natürlich mehrfach besetzt – üben dann am Tisch sitzend die Sprüche und Lieder. „Eine königliche Runde hat sich versammelt – wie schön!“, lobt Lins die Kinder. Die Kirchengemeinde schätze es sehr, „dass die Kinder in der Ferienzeit nach Weihnachten ihre Zeit für andere Kinder hergeben, denen es nicht so gut geht.“
Seit dem Winter 2015 organisiert Sylvia Lins die Sternsinger-Aktion. Die Tradition des Dreikönigssingens mit den Königen oder „Weisen“ und dem Sternträger entwickelte sich aus den mittelalterlichen Dreikönigsspielen der Schüler in Bischofsstädten. Bei der feierlichen Eröffnung der diesjährigen bundesweiten Aktion am 30. Dezember 2022 mit dem Limburger Bischof Georg Bätzing auf dem Frankfurter Römerberg waren 800 Sternsinger und 200 erwachsene Begleitpersonen dabei – darunter auch Pastoralreferentin Sylvia Lins und ihr Sohn.
Die Aktion wird vom Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ und vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend getragen. Im Jahr 2023 war das Motto „Kinder stärken, Kinder schützen – in Indonesien und weltweit“. Die Projektpartner mit ihren Hilfsprojekten in 100 Ländern setzen sich für gefährdete Kinder und deren Rechte ein. Das Dreikönigssingen ist die weltweit größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder. Das Lied „Stern über Bethlehem“ erklingt im Gemeindesaal St. Marien und „Frieden für die Kinder, Frieden für die Welt“: Das passe dieses Jahr sehr gut, meint Sylvia Lins.
Unter www.sternsinger.de ist der neue Sternsingerfilm der 65. Aktion Dreikönigssingen zu sehen. Privatleute, Gewerbetreibende und andere Institutionen, die sich im Januar 2024 einen Besuch der Sternsinger der Pfarrei St. Marien wünschen, können dies in den katholischen Pfarrämtern telefonisch anmelden oder sich in der Adventszeit 2023 auf Listen eintragen, die in den Kirchen ausliegen.