Bad Homburg (fch). „Das Thai-Festival Bad Homburg ist ein Familientreffen. An den beiden Festivaltagen verwandelt sich die Brunnenalle und mit ihr der ganze Kurpark in ein thailändisches Hoheitsgebiet“, betonte freundlich lächelnd eine Besuchergruppe aus Heidenheim an der Brenz. Mit dabei haben die zwölf Thailänder dunkelrote Rosen und orangefarbene Tagetes.
Die Gruppe gehörte zu einem nicht abreißenden Besucherstrom, der sich am Wochenende von der Brunnenallee bis zum Tempel Thai-Sala 1 im oberen Kurpark und wieder zurück bewegte. An der westlichen Tempelseite der golden leuchtenden und reich verzierten Thai-Sala 1 knieten bereits drei Tänzerinnen von der Frankfurter Tanzgruppe „Ramathewa“. Sie erwiesen König Chulalongkorn V. von Siam (1853-1910) und König Bhumibol Adulyadej (1927-2016) die Ehre. Sie legten vor ihren Reliefs Opfergaben in Form von Blumen und Obst ab, entzündeten Räucherstäbchen und Kerzen. Die Heidenheimer erklärten: „König Chulalongkorn V. war der große Reformer Thailands. Er hat während seiner 42-jährigen Regierungszeit Siam zum Westen hin geöffnet, hat Land, Militär, Verwaltungs-, Bildungs- und Rechtswesen modernisiert, baute die Infrastruktur aus und schaffte die Leibeigenschaft ab.“ Und gleich darauf zählten sie die Verdienste von König Bhumibol Adulyadej auf: „Er hat Thailand modernisiert, international gestärkt, sicher durch viele politische und wirtschaftliche Krisen gesteuert.“ Deshalb zollen königstreue, aber auch demokratisch gesinnte Thais und Thaistämmige den beiden Herrschern mit ihren Opfergaben Dank und Respekt.
Lange währende Freundschaft
Für die rund 80 000 in Deutschland lebenden Thais und viele aus den Anrainerstaaten ist das Thai-Festival Bad Homburg das wichtigste Fest im Jahr. Die Freundschaft Bad Homburgs mit Thailand ist lang. Die Kurstadt kann sich rühmen, weltweit die einzige Stadt außerhalb Thailands mit zwei Thai-Salas zu sein. Den ersten Tempel spendete der Stadt 1907 als Dank für seine Genesung nach einer Kur König Chulalongkorn. Den zweiten „siamesischen Tempel“ ließ 100 Jahre später der ebenfalls beim Volk beliebte König Bhumipol im Kurpark errichten. Für die Freundschaft mit der Stadt sind die beiden „alten Könige“ verantwortlich, wie die Besucher immer wieder betonten.
Auf der Bühne des Musikpavillons wurde bei der Eröffnungs- und Huldigungszeremonie mit Segensspruch, National- und königlicher Hymne König Maha Vajiralongkorn Phra Vajiraklaochaoyuhua X. (geboren 1952) geehrt. Er ist seit Oktober 2016 im Amt, wurde im Mai dieses Jahres gekrönt. Eröffnet wurde das Fest von seiner Exzellenz, dem aus Berlin angereisten Botschafter Dr. Dhiravat Bhumichitr, und Oberbürgermeister Alexander W. Hetjes. Begleitet wurde das Duo beim nachfolgenden Rundgang über die Festmeile von Generalkonsulin Pamahba Chandrarawya aus Frankfurt und Kurdirektor Holger Reuter. Auf der Bühne präsentierten zwei Tage lang Tänzer, Musiker und Sportler ein beeindruckendes Programm. Es gehörte wie das bunte Treiben auf der Brunnenallee zu den Anziehungspunkten des Thai-Festes.
Zu den jungen Tänzerinnen gehörten auch Patrizia (10) aus Butzbach, Anchalee (11) aus Lüdenscheid und Sakula (13) aus Düsseldorf. Die Schülerinnen aus der größten KoKai-Schule, der größten Thai-Schule Deutschlands, lernen dort Sprache, Kultur und Tänze aus verschiedenen Regionen der alten Heimat wie den traditionellen Tanz Rag Thai.
Essen stärkt Gemeinschaft
Beim Bummel entlang der mehr als 50 Stände großen Festmeile konnten die Besucher in die bunte und exotische Welt von thailändischer Kunst und Kultur sowie in die Verlockungen der Küche Thailands eintauchen. Schnell wurde klar, dass Essen sehr wichtig ist. Für Thailänder stärke Essen das Gemeinschaftsgefühl, nähre nicht nur den Leib, sondern auch die Seele, versicherten die Besucher. Neben Lebensmitteln wie Durianfrüchten und grünen Kokosnüssen gehörten Gewürze zu den stark nachgefragten Waren. Exotisch duftende Speisen und Getränke wurden von vielen Thailändern auf den Kurparkwiesen meist in Gruppen oder Familienverbänden verzehrt. An den Verkaufsständen gab es Kunst und Kleidung, Schmuck und Nippes, Skulpturen, Fächer, Taschen, Decken und Hüte. Bei Amnuay Kamma aus Belgien und einem weiteren Anbieter konnte man sich mit Thaiseide in verschiedenen Qualitäten eindecken. Gleich nebenan wurden thailändische Massagen, Heilmethoden und das Universalheilmittel Tigerbalsam angeboten.
In diesem Jahr war nicht nur der Name des Festivals neu, sondern auch das Verkehrskonzept mit Parkplätzen im Gewerbegebiet samt Shuttle-Service. Und ein eigener Info-Stand der Kur- und Kongress GmbH. Dort standen Christine Seifert, Jessika Jeschina und Wolfgang Schröder Besuchern mit Informationen, Tipps, Wegweisern, Broschüren und Thai-Festival-Devotionalien zur Seite.