„Die Lager konnten gut gefüllt werden“

Oberbürgermeister Alexander Hetjes trifft sich mit den Landwirten Volker Goy, Bernd Winderling, Kai Fritzel und Gerhard Maurer (v. l.). Foto: Stadt Bad Homburg

Bad Homburg (hw). Ziemlich früh ist die Ernte der heimischen Landwirte in diesem Jahr eingefahren. Weizen, Roggen, Gerste, Hafer und Raps sind abgeerntet. Auf den Feldern zeugen mancherorts noch große, runde Strohballen von der getanen Arbeit.

Da ist es an der Zeit, Resümee zu ziehen. So traf sich auch die Mitglieder der Mähdruschgemeinschaft Ober-Erlenbach/Ober-Eschbach in der Maschinenhalle von Volker Goy mit Oberbürgermeister Alexander Hetjes. Zu der Gemeinschaft gehören die Landwirtschaftsbetriebe von Kai Fritzel und Thomas Maurer aus Ober-Eschbach sowie die Betriebe von Tobias Feucht, Familie Kopp, Volker Goy und Bernd Winderling aus Ober-Erlenbach. Gemeinsam baut die Gemeinschaft 330 Hektar Getreide und 70 Hektar Raps an. Für diese Druschfläche und weitere Flächen, die im Lohn gemäht werden, besitzen die Landwirte zwei gemeinsame Mähdrescher.

Hetjes wollte aus erster Hand erfahren, wie die Ernte der Landwirte ausgefallen ist. „Die Lager konnten gut gefüllt werden“, berichtet Volker Goy und zeigt auf den Weizen und die Gerste in seiner Halle, ob das Getreide allerdings auch die erhoffte Qualität hat, werde sich erst bei der Ablieferung in der Mühle herausstellen. „Erste Proben im Labor haben gezeigt, dass die Eiweißwerte unter der Trockenheit seit dem Frühjahr und der früh einsetzenden Hitze im Juni stark gelitten haben“, so Gerhard Maurer vom Lernbauernhof in Ober-Eschbach. Dies hätte zur Folge, dass ein Teil des Ertrags nicht wie erhofft an die Lebensmittelindustrie verkauft werden kann. Der Handel entscheidet, bis zu welcher Qualitätsstufe das Getreide nur als Futtermittel für die Schweine- und Rindermast angenommen wird.

Um zu verdeutlichen, wie wichtig die guten Böden und damit der Produktionsstandort im Hochtaunuskreis ist, erläutert Volker Goy: „Auf einem Hektar ernten wir etwa 74 Dezitonnen (dt) Weizen. Stimmt die Qualität, so kann der Bäcker hieraus rund 150 000 Brötchen oder 9250 Mischbrote à ein Kilogramm backen. Im Durchschnitt verzehrt jeder Deutsche im Jahr 85 Kilogramm Brot und Brötchen. Aus unseren Betriebsflächen können wir also den Jahresbedarf von etwa 36 000 Personen decken.“ Hetjes zeigt sich von diesen Zahlen beeindruckt: „Gerade in der jetzigen Zeit, wo Getreideexporte aus der Ukraine ins Stoppen geraten sind, zeigt sich die große Bedeutung der hiesigen Landwirtschaft. Mit dem Getreide, das hier geerntet wird, können mehr als zwei Drittel der Einwohner von Bad Homburg gesättigt werden.“

Doch die Auswirkungen des Ukrainekriegs spüren die Landwirte auch unmittelbar. „Die Einkaufs- und Investitionspreise für Maschinen, Ersatzteile, Düngemittel und nicht zuletzt für Treibstoffe sind erheblich gestiegen“, so Kai Fritzel „ob sich dies auch in den Verkaufszahlen widerspiegelt, wird sich erst im Winter zeigen, wenn die diesjährige Ernte verkauft wird.“

Der Oberbürgermeister will zudem wissen, wie die Bad Homburger Bürger die hiesige Landwirtschaft unterstützen können. Die Antwort der Landwirte lässt nicht lange auf sich warten. „Wir benötigen ein gutes Miteinander“, so Bernd Winderling, Vorsitzender der Ortbauernverbands. „Hunde haben auf den Feldern nichts zu suchen, und ein Traktor auf der Straße fährt nun mal langsamer als sich manch anderer Verkehrsteilnehmer wünscht. Auch sind die Maschinen oft breit und unübersichtlich. Hier sind wir auf die Rücksicht der Bevölkerung angewiesen.“

Die Größe der Maschinen kann Alexander Hetjes anschließend gleich selbst testen – bei einer Probefahrt mit dem Claas Lexion 650 auf den abgeernteten Feldern vor den Toren Ober-Erlenbachs. „Die digitale Technik der modernen Maschine ist spannend und erfordert viel technisches Verständnis vom Fahrer“, so der OB, als er das Steuer wieder verlassen muss. Er verspricht aber wieder zu kommen und mit den Landwirten im Dialog zu bleiben.



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